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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: New York Islanders

Die New York Islanders schafften in der vergangenen Saison etwas, das vor der Spielzeit höher gehandelten Teams, wie zum Beispiel den Pittsburgh Penguins, verwehrt blieb - die Qualifikation für die Playoffs. 93 Punkte holten die Islanders und belegten damit den ersten Wild Card-Platz in der Eastern Conference. In der K.o.-Phase war allerdings schon in der ersten Runde Endstation. Zum zweiten Mal in der NHL-Historie trafen die Islanders auf die Carolina Hurricanes, zum zweiten Mal gingen die Hurricanes als Gewinner vom Eis.

Wieder in die Playoffs einziehen und damit erneut die Chance zu haben, um den Stanley Cup zu kämpfen - das wird aufgrund der Leistungen in der vergangenen Saison auch diesmal wieder das Ziel auf Long Island sein. Dafür hat General Manager Lou Lamoriello einiges getan in den vergangenen Wochen. Er war allerdings weniger auf dem Transfermarkt aktiv. Vielmehr legte er den Fokus auf Akteure, die bereits in der Spielzeit 2022/23 das Trikot der Islanders getragen haben und geizte nicht mit langfristigen Verträgen. "Die Spieler wollten zu uns zurückkommen, und wir haben dann einfach versucht, eine Situation zu schaffen, die fair für beide Parteien ist", sagte Lamoriello. "Und wir sind extrem zufrieden, dass wir das geschafft haben."

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Ende Juni schickten die Islanders Stürmer Josh Bailey zu den Chicago Blackhawks. Das war's auch schon mit den wesentlichen Kaderveränderungen bei den Islanders. Ansonsten konzentrierte sich Lamoriello darauf, die Akteure, die in den kommenden Jahren das Rückgrat der Mannschaft bilden sollen, an die Franchise zu binden.

Sorokins Top-5-Saves der Saison 2022/23

So vertrauen Coach Lane Lambert und sein Team auch in den nächsten Jahren im Tor dem russischen Duo Ilya Sorokin und Semyon Varlamov. Sorokin, in der vergangenen Saison Zweiter bei der Abstimmung zur Vezina Trophy, bekam ein neues Arbeitspapier, das um acht Jahre verlängert wurde und zur Saison 2024/25 beginnt. Laut Capfriendly.com belastet der Keeper dann mit 8,25 Millionen US-Dollar pro Jahr die Gehaltsliste des Teams. Varlamov unterschrieb einen neuen Vertrag über weitere vier Jahre bei den Islanders. Die Rollenverteilung dabei ist klar: Sorokin, mit sechs Shutouts in der vergangenen Saison in dieser Statistik bester Keeper der Liga, ist die klare Nummer eins. Varlamov, der die Islanders zweimal ins Conference Finale geführt hat und mit 35 Jahren auf der Zielgerade seiner aktiven Karriere ist, soll seinem Landsmann die nötigen Pausen verschaffen.

Ebenfalls in die Kategorie langfristig fallen die neuen Verträge von Verteidiger Scott Mayfield und Stürmer Pierre Engvall. Mayfield ist ein Eigengewächs der Islanders und hat sich für die nächsten sieben Spielzeiten an die Islanders gebunden. In der vergangenen Saison bestritt er alle 82 Partien der regulären Saison und kam auf 24 Scorerpunkte (6-18). Mit im Schnitt 21:02 Minuten Eiszeit pro Spiel belegte er bei den Verteidigern hinter Adam Pelech Platz zwei bei den Islanders. Für Lamoriello ist Mayfield einer dieser unbesungenen Helden. "Er spielt in jeder defensiven Situation und ist auch noch ein Top-Penalty-Killer, also war er eine wichtige Figur. Er macht es nicht mit Glamour, er löst es auf die effiziente Art", lobt der General Manager den Verteidiger.

NYI@WSH: Engvall erzielt das Eröffnungstor vom Kreis

In Sachen Glamour erhofft man sich dagegen einiges von Engvall. Der Schwede kam in der vergangenen Saison von den Toronto Maple Leafs nach New York und verbuchte in 18 Partien für die Islanders fünf Tore und vier Vorlagen. In sechs Playoffspielen hatte er einen Treffer und einen Assist. Jetzt soll er in den kommenden sieben Spielzeiten diese Statistiken ausbauen. Lamoriello kennt den Skandinavier noch aus seiner Zeit bei den Maple Leafs. Damals war Engvall bereits im System der Franchise. "Er bringt Geschwindigkeit ins Spiel und hat eine herausragende Reichweite", lobt der General Manager.

Schlüsselspieler

Im Angriff waren die Islanders in der vergangenen Saison nicht gerade vom Glück verfolgt. Brock Nelson war einer der Spieler, die in allen 82 Partien der regulären Saison zum Einsatz kamen. Mit 75 Scorerpunkten (36-39) war er mit Abstand der beste Stürmer der Islanders in der vergangenen Saison und vertrat seine Farben auch beim Honda NHL All-Star Game. Nelson hat seine gesamte Profikarriere bei den Islanders zugebracht. Vor zehn Jahren betrat er zum ersten Mal NHL-Eis und überzeugte in seiner ersten Saison gleich mit 14 Treffern und zwölf Assists in 72 Partien. In der vergangenen Spielzeit bildete er zum Schluss eine Sturmreihe mit Kyle Palmieri und Engvall. Das Trio mit dem erfahrenen Nelson als Center soll auch in der kommenden Saison dafür sorgen, dass die rote Lampe oft hinter dem Tor des Gegners leuchtet.

Nelsons Top-5-Tore der Saison 2022/23

Spieler aus DACH

Bei den Islanders stehen aktuell keine Spieler aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz unter Vertrag.

Stärken

Die Islanders gehen mit einem der stärksten Torwartduos in die bevorstehende Saison. Sorokin und Varlamov genügen als Gespann höchsten NHL-Ansprüchen und sind die Grundlage für den Erfolg der Franchise. Bleiben die beiden von Verletzungen verschont, muss sich Coach Lambert auf dieser Position keine Sorgen machen.

Dass die beiden so gut sind, liegt auch an einer exzellenten Verteidigung. Mit nur 217 Gegentoren in der abgelaufenen Spielzeit hatten die Islanders die fünftbeste Abwehr der NHL nach der regulären Saison. Und da die Defensive zusammengeblieben ist, können sich die gegnerischen Stürmer schon mal warm anziehen. Die Gruppe ist eingespielt und hat die Automatismen drauf. Die Trainer müssen in der Vorbereitung nicht bei null anfangen.

Verantwortlich für den Kader ist der General Manager. Während seiner 28 Jahre bei den New Jersey Devils gewann das Team dreimal den Stanley Cup. Das Markenzeichen der Devils war damals eine ausgezeichnete Defensive. Dieses Markenzeichen hat Lamoriello jetzt auch den Islanders verpasst. Rechtzeitig hat er die Säulen der Truppe mit langfristigen Verträgen ausgestattet. So sind die Islanders zumindest auf dem Papier ein ernst zu nehmender Anwärter auf einen Platz in den Playoffs.

Verbesserungspotenziale

Den größten Nachholbedarf haben die Islanders im Sturm. Nur 242-mal brachten sie die rote Lampe zum Leuchten. Das reichte in der Saison 2022/2023 lediglich zu Platz 22 in der NHL. Nur drei Stürmer, die die komplette Saison bei den Islanders absolvierten, - Nelson (38), Anders Lee (28) und Zach Parise (21) - haben in der vergangenen Saison die 20-Tore-Marke gerissen. Nur vier weitere Spieler trafen zweistellig. Vor allem der verletzungsbedingte Ausfall von Mathew Barzal, der nur auf 58 Spiele (14-37-51) kam, wog schwer. Und Parise hat aktuell noch keinen neuen Vertrag. Hier ist noch viel Luft nach oben. Bo Horvat, der in der vergangenen Saison im Trade aus Vancouver gekommen ist, ist ein potenzieller 30-Tore-Mann. Eine komplette Saison im System der Islanders sollte ihm helfen. In Vancouver schaffte er vor seinem Wechsel an die Ostküste 31 Tore in 49 Spielen, bei den Islanders kamen in 30 Partien noch mal sieben Tore dazu.

VAN@NYI: Horvat baut Führung der Islanders aus

Ein weiteres Problem stellt sich den Islanders abseits des Eises. Per Capfriendly.com hat das Management aktuell keinen Spielraum mehr unter dem Salary Cap. Unter diesem Gesichtspunkt sind die zahlreichen langen Verträge für die Leistungsträger durchaus ein Risiko. Denn dadurch fehlt den Islanders finanzieller Spielraum, falls es in einem Mannschaftsteil nicht läuft wie gewünscht.

Vielversprechende Talente

Eines der hoffnungsvollsten Sturmtalente der Islanders hat in der vergangenen Saison in der Juniorenliga OHL auf sich aufmerksam gemacht. Matthew Maggio traf in 66 regulären Saisonspielen für die Windsor Spitfires 54-mal und bereitete 57 Treffer vor. Doch die NHL könnte für ihn noch ein Jahr oder zwei Saisons entfernt sein. Der Schwede Simon Holmstrom hat in der vergangenen Saison schon 50 Spiele für die Islanders absolviert und dabei sechsmal getroffen. Der Erstrundenpick der Islanders aus dem NHL Draft 2019 (Position 23) sollte jetzt den Durchbruch schaffen. William Dufour hat eine gute erste Saison in der AHL bei den Bridgeport Islanders gespielt (21-27-48).

Playoff-Chancen

Im Allgemeinen sagt man ja, dass der eine oder andere Neue einem Team zur neuen Saison gut tut. Frische Charaktere setzen neue Reizpunkte, allerdings muss für sie auch erst mal der richtige Platz im Kader gefunden werden. Diese Aufgabe muss Lane Lambert nicht lösen. Er kann im Wesentlichen auf den gleichen Kader zurückgreifen wie in der Vorsaison. Und der ist gut bestückt. Das Prunkstück bildet der Defensivverbund. Das allein könnte schon die Qualifikation für die Playoffs garantieren. Behält Horvat seinen Scoring Touch, den er schon in Vancouver unter Beweis gestellt hat, und bleibt Barzal fit, dann ist den Islanders diesmal zuzutrauen, es über die erste Playoffrunde hinaus zu schaffen.