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Die Winnipeg Jets (12-1-0) haben einen Monster-Start in die Saison 2024/25 hingelegt und grüßen in der NHL-Tabelle von ganz oben. Einen wichtigen Anteil an diesem Erfolg hat der Schweizer Flügelstürmer Nino Niederreiter. Einerseits steuerte der 32-Jährige aus Chur bereits zwölf Scorerpunkte (7-5-12) zur Offensive bei, andererseits nimmt es der Linksschütze mit seiner Physis (1,88 Meter groß, 99 Kilogramm schwer) regelmäßig mit den Top-Reihen der Gegner auf und weiß auch defensiv zu glänzen (29 Checks, sieben Blocks).

Mit NHL.com/de sprach Niederreiter über den aktuellen Lauf, seine besondere Rolle und die Stanley-Cup-Chancen in Winnipeg.

„Extrem lässiger“ Saisonstart der Jets

Mit einem derart starken Start der Jets hätten wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet.

„Es ist schwer zu sagen, woran es liegt. Wir finden immer wieder Wege, Tore zu schießen und Spiele zu gewinnen. Es macht momentan extrem viel Spaß zu spielen“, ordnet Niederreiter den furiosen 12-1-0-Start seiner Mannschaft ein. „Wenn du so startest, dann ist das immer extrem lässig. Die Gegner kommen hierher und wollen unbedingt gegen dich gewinnen. Wir spielen richtig gutes Hockey momentan. Ich habe das Gefühl, wir mit noch mehr Hingabe spielen und uns immer weiter verbessern wollen.“

Überraschend ist Winnipegs Auftakt insbesondere deshalb, weil im Sommer keinerlei klanghafte Neuverpflichtungen an Land gezogen wurden. Im Gegenteil, die Jets gaben sogar eher Spieler ab.

„Man darf nicht vergessen, dass uns Spieler verlassen haben, die erst zur Trade-Deadline gekommen sind“, sagt Niederreiter. „Wir haben auch letztes Jahr eine gute Saison gespielt. Es gibt Teams wie Nashville, die gerade ein wenig underperformen, vielleicht overperformen wir ein bisschen, aber wir wissen genau, dass wir eine gute Mannschaft haben.“

Spiel für Spiel gegen die Top-Reihen des Gegners

Niederreiter überzeugte als drittbester Torjäger (sieben Tore, wie Mark Scheifele), sechstbester Scorer (7-5-12) und Top-Hitter (29 Checks) seiner Mannschaft. Diese Werte sind insbesondere deshalb so beeindruckend, weil der Schweizer in der dritten Sturmreihe neben Adam Lowry und Mason Appleton spielt und deshalb primär eigentlich andere Aufgaben hat.

UTA@WPG: Niederreiter feiert 900. Spiel gebührend!

„Für die dritte und vierte Formation ist es wichtig, dass wir unseren Job machen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Top-Reihe des Gegners kein Tor schießt“, erklärt Niederreiter. „Wir wissen genau, dass wir in jedem Spiel hart arbeiten müssen und halten die Top-Reihe des Gegners in Schach. Somit müssen sie mehr Risiko gehen, was uns wiederum Chancen eröffnet.“

Mittlerweile zählt der 32-Jährige aus Chur zu den erfahrensten Spielern und ist tatsächlich der älteste Spieler im Kader. Erst bestritt der Power Forward sein 900. NHL-Spiel. „Als kleiner Junge hat man davon geträumt, mal ein Spiel zu machen. Es ist ein gutes Gefühl. Noch spezieller war, dass ich in diesem Spiel zwei Tore geschossen habe. Groß gefeiert wurde das nicht, ich habe aber viele Glückwünsche erhalten“, grinst Niederreiter. „Mein großer Traum wäre jetzt, die 1000 Spiele zu schaffen. Dafür muss ich gesund bleiben und es muss gut laufen.“

Die Mischung macht‘s

Für Winnipeg gibt es derzeit keinen Grund, nicht auf Niederreiter zu bauen. Erst vor wenigen Wochen verlängerte er um zwei Jahre bis 2027 und scheint sich als Allrounder perfekt bei den Jets perfekt einzufügen. Diese beeindrucken ebenso in allen Bereichen: Sie stellen die beste Offensive (4,77 Tore/Spiel), die zweitbeste Defensive (2,31 Gegentore/Spiel) und das beste Powerplay (44,4 Prozent Erfolgsquote) in der NHL. Zudem verfügen sie sowohl über schnelle als auch über physisch starke Spieler.

WPG@DET: Connor baut die Führung per Rückhand aus

„Wir haben sicherlich eine sehr gute Mischung“, sagt Niederreiter. „Man darf auch nicht vergessen, dass wir Connor Hellebuyck im Tor haben, er ist einer der besten Torhüter der Welt. Auch unser Backup Eric Comrie macht es sehr gut. Wenn du weißt, dass du so eine Wand im Tor hast, dann kannst du dir ein paar Fehler mehr erlauben. Es ist die Mischung, die uns ausmacht.“

Beendet Winnipeg den Kanada-Fluch?

Eine Mischung, die auch einen tiefen Playoff-Run hinlegen könnte? Kanadische Teams warten seit über 31 Jahren auf einen Stanley-Cup-Sieg (Montreal Canadiens 1993). Zwar gelten die Edmonton Oilers und Toronto Maple Leafs seit Jahren als größte Hoffnungen, diesen Fluch zu brechen, doch warum eigentlich nicht Winnipeg?

„Das ist eine sehr gute Frage“, findet auch Niederreiter. „Natürlich wäre es mein größter Wunsch, in diesem Jahr den Stanley Cup mit den Jets zu gewinnen, aber es ist ein so langer Weg. Es ist so schwierig, diesen Cup zu gewinnen. Die Mannschaft muss bis zum Schluss gesund bleiben.“

Vorfreude auf den Whiteout

Stanley Cup Playoffs in Winnipeg haben ohnehin einen ganz besonderen Reiz. In der Postseason erscheinen alle Jets-Fans in Weiß zu den Spielen. Dieser sogenannte „Whiteout“ - eigentlich ein Phänomen für Orientierungslosigkeit in Polargebieten - soll den Gegner verwirren und einschüchtern.

„Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich habe schon mit Minnesota in den Playoffs hier gespielt, und es ist schon beeindruckend, wenn du als gegnerische Mannschaft hierher kommst und vor dem Whiteout spielen musst“, sagt Niederreiter. „Wenn du diesen Whiteout hinter dir hast, macht es enorm Spaß, gibt dir eine enorme Energie und auf jeden Fall etwas sehr Spezielles.“

Bevor Niederreiter allerdings wieder in den Genuss eines Whiteout kommt, müssen noch 69 Spiele in der regulären Saison absolviert werden. Darauf legen die Jets auch jetzt ihren Fokus.

„Es ist eine sehr lange Saison und die Playoffs sind noch so weit weg“, weiß Niederreiter. „Wir hatten einen unglaublichen Start und wissen alle, dass es nicht die ganze Saison so weitergehen wird. Es wird Hochs und Tiefs geben. Du musst die Welle so lange wie möglich reiten. Ich hoffe, dass wir kein großes Tief bekommen und wenn, dass wir uns schnell wieder fangen werden.“

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