EDM@PIT: Draisaitl läuft allen davon und trifft in OT

NHL.com/de beleuchtet jeden Dienstag der regulären Saison 2019/20 aktuelle Trends in der Liga und Storylines. In dieser Ausgabe geht es um Überraschungen, Enttäuschungen und Höhepunkte im Oktober.

Die ersten vier Wochen der NHL-Saison 2019/20 sind absolviert. Und bei machen Ergebnissen blieb einem nur noch das große Staunen übrig. Bei manchen Leistungen musste man sich jedoch erst mal am Kopf kratzen und fragen, wie das möglich sein konnte.
Zu den positivsten Überraschungen gehört sicherlich James Neal. Dass der 32-Jährige weiß, wo das Tor steht, hat er seit seinem Eintritt in die NHL zur Saison 2008/09 bewiesen. 24 Tore schoss der Kanadier für die Dallas Stars in seiner Rookies-Saison. Und auch danach waren es in der Regel um die 20 Treffer pro Spielzeit. 40 sogar 2011/12 im Trikot der Penguins. Doch in der vergangenen Runde bei den Calgary Flames traf Neal nicht mal mehr das sprichwörtliche Scheunentor. Magere sieben Treffer in 63 Spielen standen am Ende zu Buche.

DET@EDM: Neal trifft mit Nachschuss als Erstes

Eine Luftveränderung hat in solchen Fällen schon vielen geholfen. Neal ging im Tausch für Milan Lucic zu den Edmonton Oilers. Und siehe da: Auf einmal klappt es auch wieder mit dem Tore schießen. In 15 Partien hat er schon elfmal getroffen. Höhepunkt war sein Viererpack im Spiel bei den New York Islanders am 8. Oktober. Noch 19 Tore braucht er, um in seiner Karriere die Marke von 300 Treffern zu erreichen. Kann Neal seine Quote in den kommenden Wochen und Monaten bestätigen, ist das durchaus drin. Zumal er auch davon profitiert, dass er zumindest im Powerplay oft mit Leon Draisaitl und Connor McDavid auf dem Eis steht.
Vier Treffer in einer Partie - das schafften im Oktober außer Neal noch Anthony Mantha (Detroit Red Wings) und David Pastrnak (Boston Bruins). Pastrnak hatte mit fünf Vorlagen die meisten Assists in einem Spiel im vergangenen Monat.
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Eine weitere positive Überraschung ist noch weiter westlich in Kanada angesiedelt: die Vancouver Canucks. Das Team von der Pazifikküste begeistert derzeit mit seinem offensiven Eishockey. Der Lohn für die Jungs von Trainer Travis Green ist Platz zwei in der Pacific Division hinter den Edmonton Oilers, aber noch vor den eigentlichen Favoriten Calgary Flames und San Jose Sharks. Fragezeichen gab's vor der Runde vor allen Dingen ob der Defensive der Canucks. Doch die zeigt sich mit 33 Gegentoren bislang erstaunlich sattelfest.
Noch besser ist die Offensive. Über 50 Treffer haben Elias Pettersson und Co. schon geschossen. Mit sieben Toren ist Brock Boeser derzeit bester Schütze der Canucks. Dahinter folgen mit jeweils sechs Toren Pettersson, J.T. Miller und Bo Horvat. Der Trumpf des Teams ist aber die Ausgeglichenheit: Schon 16 Akteure haben sich in die Torschützenliste eingetragen. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Canucks im Oktober die Bestmarke für Tore einer Mannschaft in einem Spiel aufstellten: Gegen die Los Angeles Kings trafen sie achtmal.

VAN@SJS: Boeser, Pettersson im Zusammenspiel

Von solchen offensiven Leistungen sind die New York Islanders ein gutes Stück entfernt. Die Mannschaft von Coach Barry Trotz überzeugt stattdessen mit einer defensiveren Ausrichtung. Sie schießt weniger Tore (40) als zum Beispiel die Canucks. Aber die Abwehr mit den beiden Keepern Thomas Greiss und Semyon Varlamov hat auch erst 29 zugelassen. Damit ist selbst die jüngste Siegesserie der Islanders zu begründen, die schon neun Spiele andauert.
Ebenfalls eine Top-Defensive stellen die Boston Bruins. Das geht im allgemeinen Trubel um das fantastische Sturmduo Pastrnak und Brad Marchand etwas unter. Aber die Bruins bekommen gerade mal knapp über zwei Gegentore pro Spiel. Der Ligaschnitt liegt bei etwas über drei Gegentreffern. Hinzu kommt, dass Torwart Tuukka Rask die gegnerischen Stürmer im Oktober reihenweise zur Verzweiflung gebracht und eine überragende Fangquote von 94,9 Prozent vorzuweisen hat.
Aber die große Show in Monat eins der neuen NHL-Saison haben zweifellos Marchand und Pastrnak geliefert. Die beiden müssen den Vergleich mit Draisaitl und McDavid nicht scheuen. Pastrnak führt mit 29 Scorerpunkten und 14 Toren die beiden jeweiligen Statistiken an. Marchand ist mit zehn Toren und 18 Assists dicht hinter dem Sturmkollegen. Wenig überraschend: Top-Sturm plus Top-Abwehr resultieren in Platz eins der Atlantic Division. Und wenn die Bruins dieses Tempo über die Saison halten können und sich keine Schwächephase erlauben, sind sie ein heißer Anwärter auf die Presidents' Trophy.

PIT@BOS: Marchand trifft aus der Luft

Von solch einer Form sind die Tampa Bay Lightning noch ein gutes Stück entfernt. Mit 14 Punkten und einer Bilanz von 6-5-2 sind die Lightning, in der vergangenen Spielzeit punktbestes Team der Liga, noch außerhalb der Playoff-Plätze. Das hat zwei Gründe: Die Stars Steven Stamkos und Nikita Kucherov sind noch nicht so richtig in Fahrt gekommen. Und mit 47 Gegentoren hat die Verteidigung um den Schweden Victor Hedman nicht die Stabilität der vergangenen Spielzeit erreicht.
Ebenfalls von der Form der letzten Saison entfernt sind die Dallas Stars (7-8-1). Dabei hatten sich die Stars vor allem von der Verpflichtung von Joe Pavelski viel versprochen. Der langjährige Kapitän der San Jose Sharks ist aber ebenfalls noch nicht so richtig in die Gänge gekommen. Mit drei Treffern nach 16 Spielen wird es schwer für den Routinier, die 38 Tore von letzter Saison zu erreichen. Dabei brauchen die Stars, in der vergangenen Runde als erstes Wild-Card-Team in die Playoffs gekommen, dringend seine Tore. Denn mit 37 Toren ist der Sturm derzeit die Problemzone der Stars.
Mehr versprochen - das hatten sich wohl auch die Fans in New Jersey und New York von ihren Erstrundenpicks im diesjährigen Draft. Jack Hughes, an Position eins von den New Jersey Devils gezogen, hat nach zwölf Spielen drei Tore und vier Assists vorzuweisen. Auch Kaapo Kakko, an Nummer zwei von den New York Rangers gezogen, ist mit drei Toren und einer Vorlage ebenfalls offensiv noch dezent unterwegs. Ilya Mikheyev (vier Tore, sieben Assists, Toronto Maple Leafs), Cale Makar (ein Tor, zehn Vorlagen, Colorado Avalanche), Victor Olofsson (sechs Tore, vier Assists, Buffalo Sabres) und Quinn Hughes (ein Tor, neun Vorlagen, Vancouver Canucks) sind aus diesem Rookie-Jahrgang offensiv auffälliger geworden. Olofsson wurde sogar zum Rookie des Monats Oktober gekürt.

OTT@NYR: Kakko verwertet die Vorarbeit von Fox

Dass Kakko und Hughes nicht so zum Zug gekommen sind, liegt aber auch daran, dass es bei den jeweiligen Teams noch nicht läuft. Die Rangers hatten mit der Verpflichtung von Starstürmer Artemi Panarin und Verteidiger Jacob Trouba im Sommer aufhorchen lassen. Die Devils hatten gehofft, dass Hughes im Angriff und P.K. Subban in der Verteidigung die Franchise zu altem Glanz zurückführen. Doch sowohl die Rangers als auch die Devils sind schon ein gutes Stück von den Playoff-Plätzen entfernt.
Begeisternd in den ersten Wochen waren vor allem die Leistungen in der Offensive. Das führte dazu, dass zahlreiche Rekorde früh gebrochen wurden. Vor allem die Washington Capitals haben die rote Lampe hinter dem Tor der Gäste schon reichlich zum Leuchten gebracht. 64 Treffer hat der beste Sturm der Liga bereits auf dem Konto. Der beste Scorer ist dabei ein Verteidiger: John Carlson (7 Tore, 16 Vorlagen) hat im Oktober als Erster den Finger in Sachen Norris Trophy gehoben.
Klar, bis es soweit ist, muss noch viel Eishockey gespielt werden. Aber der NHL-Oktober hat vor allem eins gemacht: Lust auf mehr. Vor allem Lust auf mehr Tore. Zum Beispiel von der Art, wie sie Andrei Svechnikov (Carolina Hurricanes) beim 2:1-Sieg gegen die Calgary Flames erzielte. Damals versenkte er den Puck im Lacrosse-Stil von hinter dem Tor im Flames-Kasten. Von solchen Zauberstückchen darf es in den kommenden Monaten gerne mehr geben. Und ja, es heißt, dass Offensive Spiele, Defensive aber Meisterschaften gewinnt. Bis es aber um die Meisterschaft geht, erfreuen wir uns gerne an den fantastischen Offensivleistungen.