In solchen Phasen gilt es, die Konzentration aufrechtzuerhalten und bereit zu sein, sobald sich die Chance bietet. Genau das tat der 34-Jährige. Bereits in Spiel 2 und Spiel 4 stand Greiss gegen die Flyers zwischen den Pfosten und hinterließ einen stabilen Eindruck. Das womöglich größte, ganz sicher aber das wichtigste Spiel seiner Karriere lieferte er allerdings in Game 7 ab. In jener Partie also, in der jeder Fehler gleichbedeutend mit dem Saisonaus sein könnte. An diesem 5. September 2020 war der deutsche Schlussmann einfach nicht zu überwinden. Alle 16 Schüsse, die auf sein Tor gelangten, parierte er. Stürmer Brock Nelson lobte: "Man kann nicht genug darüber sagen, was Greiss geleistet hat. Er ist in Spiel 7 reingekommen und hat einen Shutout geliefert. Das ist stark."
Dass die Islanders das Spiel mit 4:0 gewannen und dabei mit 26 Torschüssen auch noch dominant auftraten, sollte die Leistung von Greiss nicht schmälern. Die Flyers setzten vier der ersten fünf Schüsse ab und hatten auch im weiteren Spielverlauf gute Chancen zu verbuchen. Da war zum Beispiel Kevin Hayes, der zum Ende des zweiten Drittels völlig ungedeckt vor Greiss zum Schuss kam. James Van Riemsdyk und Jakub Voracek schossen sogar jeweils drei Mal den Puck in Richtung Kasten - ohne Erfolg. Greiss bekam immer einen Handschuh, ein Bein oder ein sonstiges Körperteil irgendwie dazwischen.
Auch wenn Trainer Barry Trotz offensichtlich Varlamov favorisierte, hatte er immer klargestellt, dass beide Torhüter eine wichtige Rolle in den Playoffs spielen würden. Spätestens in diesem Spiel wurde klar, wie richtig der Übungsleiter mit dieser These lag. Verteidiger Scott Mayfield lobte: "Wenn ein Torwart einen Shutout in Spiel 7 holt, muss man davor immer Respekt haben. Er hat unglaublich gespielt und einige wichtige Saves geliefert. Wie er in die Partie gekommen ist, nachdem er eine Zeit lang nicht gespielt hat, war stark."
Greiss blieb seinem bescheidenen Charakter treu und gab die Komplimente an seine Teamkollegen zurück: "Das war vielleicht die beste Abwehrleistung, die ich je von unserer Mannschaft gesehen habe. Sie haben die meisten Schüsse verhindert." Für die Islanders war der Einzug in das Conference Finale ein historischer Erfolg. Erstmals seit dem Jahre 1993, Thomas Greiss war damals übrigens sieben Jahre alt, spielte die Franchise um den Einzug in das Stanley Cup Finale. "Es ist unglaublich, Teil eines solchen Moments zu sein", sagte ein freudiger Greiss. "Wir kämpfen alle füreinander und das ist eine große Errungenschaft für das Team und die Fans. Ich bin einfach froh, dass ich dabei helfen konnte."
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Nun könnte man vielleicht meinen, nach solch einer Leistung würde der Torwart mehr Spielzeit bekommen. Doch es kam anders: In Spiel 1 gegen die Tampa Bay Lightning stand Greiss zunächst zwar im Tor, musste allerdings innerhalb von nicht einmal elf Minuten drei Gegentore hinnehmen. Jeder dritte Schuss auf seinen Kasten landete im Netz. Trotz reagierte, nahm Greiss wieder aus dem Spiel und stellte erneut Varlamov ins Tor. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, dass es das letzte Spiel von Greiss im Trikot der Islanders sein würde. Varlamov bestritt alle weiteren Spiele gegen Tampa Bay, konnte das Ausscheiden allerdings genauso wenig verhindern.
Und Greiss? Der ließ seinen Vertrag in New York auslaufen und schloss sich nun den Detroit Red Wings an.