Tobias Rieder

Der größte Erfolg von Tobias Rieder liegt gerade einmal anderthalb Jahre zurück. Mit den Växjö Lakers gewann er im Frühjahr 2023 den Schwedischen Meistertitel. Vor seinem Engagement in der Svenska Hockeyligan (SHL) war er lange in der NHL am Puck, wo er für die Arizona Coyotes, Los Angeles Kings, Edmonton Oilers, Calgary Flames und Buffalo Sabres auf Punktejagd ging. Seit 2024/25 ist der gebürtige Landshuter für den EHC Red Bull München in der PENNY DEL aktiv. Es ist seine erste Station im deutschen Oberhaus. Im Exklusiv-Interview mit NHL.com/de hat er unter anderem über die den Saisonverlauf bei den Red Bulls gesprochen und seinen Wunsch, noch einmal bei Olympia und einer Heim-WM auf dem Eis zu stehen.

Wie bewertest du die erste Halbserie für die Red Bulls und für dich persönlich?

Im Großen und Ganzen ist es ganz gut für uns gelaufen. Es hat natürlich, wie das in einer Saison ganz normal ist, Aufs und Abs gegeben. Aber gerade in den vergangenen Wochen hatte ich das Gefühl, dass wir als Mannschaft vieles unter Kontrolle bekommen haben. Wir bewegen uns auf jeden Fall in die richtige Richtung. Wichtig ist allerdings, dass wir weiter jeden Tag hart arbeiten und stets versuchen, uns zu verbessern.

Meine persönliche Leistung passt soweit, denke ich. In letzter Zeit hatte leider ein wenig Ladehemmung, was mein Scoring anbelangt. Aber ich bin sicher, dass sich das wieder drehen wird. Wenn ich auf meine Karriere schaue, bin ich sowieso nie der ganz große Scorer gewesen, sondern habe meist andere Qualitäten zur Geltung gebracht, beispielsweise beim Unterzahlspiel oder beim Blocken von Schüssen. Das war schon in der NHL so und gilt nach wie vor.

Was fehlt euch als Team im Moment noch, um ganz oben in der Liga mitzumischen?

Im Grunde haben wir als Mannschaft alles, was wir dafür brauchen. Das Einzige, was uns fehlt, ist die Konstanz. Am Anfang der Saison haben wir zu Hause gegen die Eisbären nur knapp verloren, obwohl wir nur mit drei Reihen spielen konnten. Doch wir haben auch schon in Berlin und in Bremerhaven gewonnen und dabei gezeigt, dass wir die Topteams schlagen können. In Zukunft müssen wir zusehen, solche Leistungen möglichst jedes Wochenende aufs Eis zu bringen. Wir dürfen nicht zufrieden sein mit ein paar siegreichen Spielen und nicht den Fehler machen, danach wieder einen Gang runterzuschalten.

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Was erhoffst du dir von der zweiten Saisonhälfte?

Je weiter die Saison voranschreitet, desto mehr kommt es auf jedes einzelne Spiel und jeden einzelnen Punkt an. Gerade deswegen ist das Thema Beständigkeit so wichtig. Deshalb wünsche ich mir, dass wir auf einem konstant hohen Level spielen.

Wie fühlt ihr euch im neuen SAP Garden? Kann die Arena einen Unterschied machen in den entscheidenden Wochen der Saison?

Der SAP Garden fühlt sich immer mehr als unser Zuhause an. Es ist eine super Arena und wir Spieler können uns glücklich schätzen, dort jeden Tag trainieren zu dürfen. Wir müssen natürlich zusehen, dass wir auch daheim mehr Konstanz reinbekommen und nur schwer zu schlagen sind. Und ich bin ziemlich sicher, dass die Arena und unsere Fans ein entscheidender Faktor sein werden.

SAP Garden

Was hat für dich den Ausschlag gegeben, in die DEL zu wechseln? War es speziell das Angebot aus München, das dich gereizt hat, oder war es generell dein Wunsch, einmal in Deutschland zu spielen?

Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass Deutschland jetzt einfach mal dran ist. Die drei Jahre zuvor in Schweden haben mir und meiner Familie auch gut gefallen. Växjö ist eine schöne Stadt mit einer großartigen Organisation. Doch je intensiver die Gespräche mit den Red Bulls geworden sind, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass es gut ist, nach München zu wechseln. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich von hier aus nicht lange brauche, um in meine Heimatstadt Landshut zu kommen.

Das ist ein passendes Stichwort. Als Tom Kühnhackl 2017 den Stanley Cup zum zweiten Mal zu Hause in Landshut präsentierte, sagte euer früherer Jugendtrainer Paul Streschnak, dass du nun an der Reihe wärst, den berühmten Silberpokal heimzubringen. Den Stanley Cup hast du zwar nicht gewonnen, aber zumindest den Schwedischen Meistertitel. Was bedeutet dir dieser Triumph?

(lacht) Der Stanley Cup ist natürlich ein ganz anderes Kaliber. Aber die schwedische Meisterschaft zu holen war überragend, zumal es mein erster Meistertitel im Profibereich gewesen ist. Von daher bedeutet mir dieser Erfolg unheimlich viel. Wenn man das einmal geschafft hat, möchte man das am liebsten jedes Jahr wiederholen.

Kurioserweise hast du den Titel ausgerechnet gegen Tom Kühnhackl und dessen Klub Skellefteå AIK in der Finalserie gewonnen. Hat er die Niederlage gut verkraftet und dir den Sieg gegönnt?

Ich bin mir sicher, dass Tom mir den Titel gegönnt hat. Ich glaube auch, dass man das verkraften und ein Auge zudrücken kann, wenn man wie er zweimal den Stanley Cup gewonnen hat (lacht). Im Ernst: Es hat Riesenspaß gemacht gegen ihn zu spielen. Es war überhaupt ein super Jahr für mein Team und mich. Wir sind als Erster in die Playoffs gegangen und haben in der Endrunde ebenfalls herausragend gespielt. Die Finalserie war unheimlich eng. Die Spiele endeten oft mit nur einem Tor Unterschied, sogar eine doppelte Verlängerung war dabei. Von daher hätte es in jede Richtung gehen können. Das hat den Triumph zum Schluss umso schöner gemacht.

Wie würdest du das Niveau der DEL einordnen, besonders mit Blick auf die schwedische SHL?

Ich würde sagen, dass in Deutschland vom Stil her mehr nordamerikanisch gespielt wird als in Schweden. Das schwedische Eishockey ist sehr strukturiert und eher defensiv orientiert. Deswegen fallen gerade in der Endrunde oft nicht viele Tore. In der DEL dagegen ist alles offensiver angehaucht. In beiden Ligen gibt es natürlich hervorragende Spieler.

Bei den Olympischen Spielen 2026 können Spieler aus der NHL mitmachen. Ein Jahr später findet die Heim-WM in Deutschland statt. Wären das zwei Turniere, bei denen du gerne für die DEB-Auswahl auf dem Eis stehen würdest?

Auf alle Fälle. Olympia ist immer etwas Besonderes. Ich hatte ja bereits das Vergnügen, bei den letzten Olympischen Spielen dabei sein zu dürfen. Da gab es aber die Einschränkungen wegen Corona. Deshalb würde ich das Ganze gerne nochmal unter normalen Bedingungen erleben. Und eine Heim-WM habe ich ebenfalls schon mitgemacht. Der Hype in Köln war enorm. Es hat wahnsinnig Spaß gemacht.

Verfolgst du die NHL noch ein wenig oder ist das alles weit weg für dich im Moment?

Klar schau ich ab und zu mal nach, was die deutschen Spieler machen. Aber eine NHL-Saison ist lang. Richtig interessant wird es eigentlich erst kurz vor Schluss und in den Playoffs. Da verfolge ich das Geschehen und die Ergebnisse intensiver als mitten in der Saison.

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Eine letzte Frage: Glaubst du, dass dein Heimatverein EV Landshut irgendwann in die DEL zurückkehren kann oder sind die Voraussetzungen dafür an so einem kleineren Standort nicht gegeben?

Ich würde es mir wünschen, den EVL noch einmal in der DEL spielen zu sehen. Landshut ist eine tolle Eishockey-Stadt und sie hätte es verdient. Aber da müssen ganz viele Faktoren zusammenpassen. Aus diesem Grund ist es schwierig, eine Prognose abzugeben.

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