Moritz Seider

Moritz Seider scheint am richtigen Ort zu sein. „Ich glaube, die gesamte Stadt Detroit befindet sich in einem Sportumschwung“, sagt der Verteidiger in einer Medienrunde am Montag gegenüber NHL.com.de. Die Entwicklung der Detroit Tigers (Baseball) und Detroit Lions (American Football) könne für seine Detroit Red Wings ein Vorbild sein. „Die Tigers, die den gleichen Eigentümer wie die Red Wings haben, nahmen erstmals seit vielen Jahren wieder an einem Postseason-Spiel teil. Und die Lions sind natürlich die Story schlechthin in der Stadt.“

Die Tigers hatten zwischenzeitlich neun Spielzeiten nicht an den Playoffs teilgenommen, ehe es in diesem Jahr endlich gelang. Die Lions verpassten sechs Spielzeiten hintereinander die Playoffs, ehe sie vergangene Saison das NFC Championship Game erreichten. In der laufenden Spielzeit gelten sie erneut als heißer Super-Bowl-Favorit.

Seider sieht Red Wings trotz Tabellensituation im Aufwärtstrend
Stellt sich die logische Frage: Wann werden die Red Wings, die in den vergangenen acht Spielzeiten die Playoffs verpassten, nachziehen? „Ich glaube, dass wir weiterhin in einem Aufwärtstrend sind und kontinuierlich besser werden, auch wenn das vielleicht auf dem Papier nicht so zur Geltung kommt“, sagt der 23-Jährige. Aktuell stehen die Red Wings mit 28 Punkten aus 30 Spielen auf dem 6. Platz der Atlantic Division.

Wie das Umfeld dieser stolzen Franchise, die elf Mal den Stanley Cup gewann, mit dieser Situation umgeht? „Ich glaube, den größten Druck machen wir uns selber. Wir haben andere Erwartungen“, antwortet der Deutsche. „Ich glaube, die Fans wissen, dass das ein langer Prozess sein kann. Es ist eher schwierig, das als Spieler in der Kabine zu akzeptieren. Du gehst auf das Eis, weil du gewinnen willst. Wenn du dann am Ende des Tages wieder auf die Tabelle schaust und siehst Detroit unten in der Division, dann ist die Frustration natürlich größer.“

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Nach Sieg gegen Toronto ist Wiedergutmachung gegen Philadelphia geplant
Mit dem 4:2 am Sonntag gegen die Toronto Maple Leafs errangen die Red Wings einen Sieg, auf den sie aufbauen möchten. „Es wäre das Beste, so eine kleine Siegesserie zu starten, mit viel Selbstvertrauen in die Feiertage zu gehen und dann so ein bisschen den Schwung mitzunehmen. Das wäre ideal“, sagt Seider.

Dafür müssten sie am Mittwoch zunächst einmal gegen die Philadelphia Flyers gewinnen. In der vergangenen Woche verloren sie gegen diese Mannschaft noch mit 1:4. Seider blickt ungerne auf diese Partie zurück: „Das war ein sehr, sehr bitteres Spiel, das wir über weite Strecken eigentlich kontrolliert hatten. Aber dann haben wir das Spiel komplett aus der Hand gegeben. Die Erwartung auf eine Wiedergutmachung ist hoch – nicht nur für uns, auch für die Fans. Wir wissen, dass wir besser spielen können.“

Allerdings weiß Seider auch um die Qualität des Gegners: „Das ist eine jüngere Mannschaft, die sehr, sehr hungrig spielt und einen richtigen Oldschool-Coach (John Tortorella, Anm.d.Red.) an die Seite bekam, der anscheinend die richtigen Worte findet für die Mannschaft. Wir müssen einfach sicher gehen, dass wir am Ende des Tages hier mit zwei Punkten nach Hause gehen.“

Marco Kasper bringt „gute und frische Energie in die Kabine“
Mit dem Österreicher Marco Kasper hat Seider in Detroit einen deutschsprachigen Mitspieler, der mit 25 absolvierten Saisonspielen ein fester Bestandteil der Mannschaft ist. „Sein Hochdeutsch ist besser geworden. Darauf wird viel Wert gelegt, denn ansonsten habe ich keine Chance, ihn zu verstehen“, sagt Seider lachend, als er auf den 20-jährigen Center angesprochen wird.

Auch spielerisch habe sich Kasper entwickelt: „Er bringt eine gute und frische Energie in unsere Kabine. Er ist eine Person, die sehr viel von sich erwartet und das auch an den Tag legt. Das ist genau das, was wir brauchen. Wir brauchen niemanden, der sich versteckt oder wartet, dass andere das Zepter übernehmen. Er ist jemand, der im Training vorneweg marschiert. Genau das brauchen wir. Daher freut sich auch jeder, dass Marco so gut in die Saison gestartet ist.“

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Viel Lob für seinen Wegbegleiter Tim Stützle
Allerdings hat Seider nicht nur zu den Mitspielern aus Detroit ein gutes Verhältnis. Eine langjährige Freundschaft pflegt er mit seinem Landsmann Tim Stützle von den Ottawa Senators. „Timmy ist eine unheimlich wichtige Person in meinem Leben - als Freund und als Wegbegleiter. Wir kennen uns, seitdem wir 12 oder 13 Jahre alt sind. Das erste Mal zusammengespielt haben wir mit 14 oder 15. Da verbindet uns sehr viel. Er ist ein toller Mensch. Das steht im Vordergrund“, sagt Seider.

Und die sportlichen Qualitäten seien „eine Bestätigung für das, was ich schon jahrelang in Tim sehe. Er ist ein unheimlich dynamischer Spieler, der oftmals Lücken sieht, wo viele andere sagen würden, dass man da nicht durchgehen könnte. Tim findet trotzdem irgendwie einen Weg, um gefährliche Situation zu inszenieren. Er ist ein unheimlich wichtiger Baustein der Ottawa Senators.“

Stützle ist aktuell mit zehn Toren und 26 Assists der Top-Scorer von Ottawa. „Ich glaube, viele waren ein bisschen überrascht, dass Tim so gut in die Saison gestartet ist. Doch wenn man mit dem Jungen die ganzen Jahre zusammen trainieren darf und die Entwicklung sieht, dann war das nicht überraschend, sondern nur der Anfang“, lobt Seider. „Er ist in den Gesprächen dabei, wenn es darum geht, einer der besten der Liga zu werden. Und das ist völlig gerechtfertigt.“

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