121324 penalty minutes split

Ein Blick auf die aktuellen Statistiken der NHL zeigt eine Besonderheit: Lediglich sechs aktive Feldspieler, die in der Saison 2024/25 mehr als 25 Einsätze verzeichnen konnten, haben bislang keine Strafzeit auf ihrem Konto.

Diese Akteure sind Anze Kopitar von den Los Angeles Kings (29 GP), Rickard Rakell von den Pittsburgh Penguins (31 GP), Mason Appleton von den Winnipeg Jets (31 GP), Matias Maccelli vom Utah Hockey Club (29 GP), Christian Dvorak von den Montreal Canadiens (29 GP) und Steven Lorentz von den Toronto Maple Leafs (29 GP).

Goring schrieb 1980/81 Geschichte

In der Geschichte der NHL gelang es bisher lediglich fünf Spielern, über eine komplette Saison hinweg strafzeitenfrei zu bleiben, während sie über 75 Einsätze oder mehr absolvierten. Der Letzte, dem dies gelang, war Legende Butch Goring von den New York Islanders, der dieses Kunststück in der Spielzeit 1980/81 vollbrachte.

Butch Goring

Mit Unterstützung der NHL.com-Korrespondenten Dave McCarthy, Wes Crosby und Ryan Boulding haben wir uns unter den Beteiligten umgehört, was es aus ihrer Sicht bedeutet, so lange ohne persönliche Strafe durch den Ligaalltag zu kommen, und ob einer der verbliebenen Spieler in dieser Saison eine Chance hat, es am Ende Goring nachzutun.

Rakell war sich der Besonderheit nicht bewusst

Weniger Beachtung als gedacht schenkte Rakell diesem Thema. Er erklärte, dass er erst durch seinen Vater darauf aufmerksam wurde, dass er bisher in dieser Saison noch ohne Strafzeit ausgekommen sei. Diese Tatsache habe bei ihm nach eigener Aussage zunächst Selbstzweifel ausgelöst. „Spiele ich nicht hart genug oder spiele ich klug?“, habe er sich gefragt, berichtete Rakell. „Ein Geheimnis steckt da bei mir nicht dahinter. Ich versuche, die Spielzüge zu erahnen und an den richtigen Stellen zu stehen. Dadurch muss man nicht unnötig hinterherlaufen, was vieles einfacher macht. Ich glaube aber nicht, dass ich ohne Strafzeit durch die komplette Saison komme, um ehrlich zu sein“, ergänzte er.

Lob kassierte Rakell für seine bisherige Leistung auch vom Trainer der Penguins, Mike Sullivan: „Er spielt aus meiner Sicht seine stärkste Saison im Trikot unserer Mannschaft. Er spielt hart, aber fair“, sagte der Coach.

Kopitar als großes Vorbild für die Aktiven

Kings-Stürmer Kopitar betonte, dass es aus seiner Sicht keine Frage sei, ob man zu wenig Härte ins Spiel bringt, wenn man keine Strafzeiten kassiert. Er meinte, dass es keinen Zusammenhang gebe. Er selbst habe mit 1400 Einsätzen die wenigsten Strafminuten aller Spieler dieser Kategorie und habe nicht das Gefühl, dass es ihm an Härte mangele.

LAK@NYI: Kempe drückt den Puck aus der Nahdistanz ins Torwarteck

Von den vier aktiven Akteuren mit über 1400 Spielen hat Kopitar mit 344 Strafminuten weniger als die Hälfte dessen kassiert, was die Nummer zwei in dieser Kategorie aufweist. Das ist Ryan Suter mit 775 Minuten.

Lob für seine Spielweise bekam Kopitar unter anderem von seinem Mitspieler Kevin Fiala. Der Schweizer hob auf unsere Nachfrage besonders die Gelassenheit seines Mannschaftskollegen hervor. „Er bleibt immer ruhig auf dem Eis. Aber die Saison ist noch lang. Viel kann passieren. Wenn ich es aber einem Spieler zutraue, bis zum Ende ohne Strafzeit zu bleiben, dann ihm“, meinte Fiala.

Maccelli vom Vergleich mit Kopitar geehrt

Utahs Maccelli hob hervor, dass ihm Kopitar in seiner Jugend immer als Vorbild gedient habe und dass er jetzt stolz sei, mit ihm in einer Kategorie an der Spitze der Liga stehen zu dürfen. „Ich versuche, gelassen zu bleiben und mich nicht provozieren zu lassen. Ich bin diesbezüglich aber nicht verkrampft. Wenn ich eine Strafe bekomme, dann ist das eben so. Ich bin aber stolz darauf, wenige zu kassieren.“

Torontos Lorentz hat kein Geheimrezept

Auch Torontos Lorentz sieht hinter der Tatsache, dass er noch ohne Strafzeit in dieser Saison dasteht, kein Geheimnis. „Man muss sich bewusst sein, wo der Schläger ist und wo man selbst steht. Außerdem sollte man keine Angst vor einer Strafe haben. Sonst verkrampft man.“ Über die gesamte Spielzeit hinweg ohne Strafe zu bleiben, sei zwar möglich, aber unwahrscheinlich. „Dafür ist das Spiel einfach zu schnell geworden“, erklärte Lorentz.

Gorings Statistiken scheinbar unerreichbar

Auch Altmeister Goring, der inzwischen als TV-Kommentator für die Islanders arbeitet, teilte mit uns ein paar Gedanken zu dem Thema und erinnerte sich an seine Zeiten als aktiver Spieler. Er blieb vor gut 40 Jahren ohne eine einzige Strafe. Zugleich beendete er die Spielzeit 1977/78 nach 80 Begegnungen mit zwei Strafminuten. Mit insgesamt 102 Minuten kassierte er die wenigsten Strafen aller NHL-Spieler mit 1100 Einsätzen oder mehr.

„Mein Spielstil war damals einfach so“, gab sich Goring bescheiden. „Ich habe einfach versucht, mich gut zu positionieren. Das macht vieles einfacher.“

An eine Wiederholung seiner Leistung in der Gegenwart glaubt die Islanders-Ikone nicht. „Heutzutage haben sich die Regeln verändert. Es gibt schneller Strafen. Früher wurde vieles nicht so streng geahndet. Heute reicht es häufig nicht, sich aus dem Ärger herauszuhalten.“

Goring bestätigte zudem, dass es während der Begegnungen auch aus seiner Sicht das Beste ist, als Spieler nicht allzu viel über mögliche Strafen nachzudenken: „Ich bin davon überzeugt, dass die sechs Aktiven, die in dieser Saison noch keine Strafe kassiert haben, da gar nicht groß drüber nachdenken. Die spielen einfach ihr Spiel“, meinte er.

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