An jedem Montag der Spielzeit 2017/18 wird NHL.com/de an dieser Stelle nach Themen suchen, die etwas abseits des täglichen Spielgeschehens liegen und den Puls der Liga im Hintergrund bestimmen. Sportliche Krisen, ein intensiverer Blick auf aktuelle Begebenheiten und grundsätzliche Entwicklungen, welche die Diskussionen derzeit bestimmen: Wir sorgen dafür, dass nichts davon unbeachtet bleibt.
Was Champions von den anderen Teams unterscheidet
Um in der NHL am Ende den Stanley Cup zu gewinnen muss ein Team mehr aufweisen als gute Spieler
Heute beschäftigen wir uns mit der Frage, was ein echtes Top-Team der Liga letztendlich auszeichnet.
Was unterscheidet ein gutes Team von einer Mannschaft mit echtem Meisterschaftsformat?
Diese grundsätzliche Frage stellt sich jeder, der im Sport tätig ist. Dass es zum Gewinn einer Meisterschaft deutlich mehr bedarf, als eine Ansammlung von guten, ja sehr guten Spielern, ist ebenfalls eine allgemeingültige Erkenntnis quer durch alle Ligen. Ein echter Champion besteht im Regelfall eben aus mehr als nur aus der Summe seiner Einzelteile.
In einer Zeit, in der alle Teams leistungsmäßig so eng beieinanderliegen, wie in einem durch ein Salary Cap-System regulierten Wettbewerb, wodurch also alle Mannschaftsbudgets in bestimmten gemeinsamen Grenzen liegen, ähneln sich die Stärken der zusammengestellten Kader, was grundsätzlich so gewollt ist.
Umso wichtiger sind dann Feinheiten, die in der Schlussrechnung den kleinen Unterschied zwischen den Teams ausmachen können, ob es dann am Saisonende zum ganz großen Wurf reicht oder eben nicht.
Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass eine möglichst hochkarätige Zusammenstellung der eigenen Mannschaft für die General Manager und ihre Zuarbeiter nicht relevant wäre. Daher werden auch die Ereignisse rund um die Trading Deadline viel diskutiert.
Doch im Kampf der Teams um den Stanley Cup gewinnt nicht zwangsläufig das bestbesetzte Team, sondern es spielt eine Mischung von verschiedenen Erfolgsfaktoren eine Rolle.
Was sind also die Prädikate, durch die sich die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Mannschaften am Ende unterscheiden? Welche Eigenschaften bedarf es bei den aufstrebenden Klubs noch, worin liegen die Vorteile eines echten Champions?
Aleksander Barkov von den Florida Panthers hat dazu eine ganz klare Meinung. Der 22-Jährige, seines Zeichens die Nummer zwei beim NHL Draft 2013, orientiert sich in erster Linie an den Kleinigkeiten, der erstaunlichen Ruhe im Spiel der Top-Stars: "Manche Spieler sind schlicht unglaublich mit dem Puck. Ihre Ruhe an der Scheibe kann zum wichtigen Faktor werden, wenn es darauf ankommt. Diese Kleinigkeiten machen es am Ende in dieser Liga häufig den Unterschied aus."
Und welche Rückschlüsse zieht er daraus für sein eigenes Spiel bei den Panthers?
"Immer wenn wir gewinnen, haben wir es grundsätzlich richtig und gut gemacht. Knackpunkt dabei ist natürlich die Konstanz. Es reicht nicht immer nur gelegentlich seine ganze Klasse abzurufen. Grundsätzlich haben wir die Klasse, doch uns fehlt es manchmal einfach an der Konstanz. Wir sind noch zu fehleranfällig."
Doch woran liegt das seiner Meinung nach?
"Als schnelles Team müssen wir die Scheibe rasch nach vorne befördern, nicht zu viel quer spielen. Die neutrale Zone gilt es rasch zu überwinden. Immer wenn uns das nicht gelingt verlassen wir unseren Plan. Dann geht die Selbstverständlichkeit im Spiel bei uns verloren und alle denken zu viel nach."
Der 21-jährige Jack Eichel von den Buffalo Sabres schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe. Was die größten Vorzüge der echten Champions betrifft?
Ähnliches: [Die Blutung stoppen und wieder siegen]
"Wenn man sieht, wieviel Talent ein Team, wie zum Beispiel die Tampa Bay Lightning hat, dann ist das schon herausragend. Deren Spitzenspieler beweisen ihre große Klasse mit einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit an der Scheibe. Sie lassen nicht viel zu und wenn sie die Gelegenheit erhalten, dann schlagen sie selbst eiskalt zu. In diese Richtung müssen wir uns in Zukunft entwickeln. Wenn es einmal über 50 Minuten nicht gut läuft, dann reichen notfalls noch die letzten zehn. Die Fähigkeit ein Spiel einmal mit 1:0 zu gewinnen, das ist das, was zum Beispiel gerade Tampa Bay auszeichnet. Dabei verlassen sie sich auf ihre Top-Leute. Natürlich haben sie zusätzlich in der zweiten Reihe Spieler die dann ebenso den Unterschied ausmachen können. Immer wenn wir gegen sie spielen, dann lerne ich sehr viel."
Die Sabres durchleben derzeit jedoch noch immer eine recht schwierige Zeit und fordern ihren Fans viel Geduld ab. Auch dazu hat Eichel eine klare Meinung. "Das ist ja kein einfacher Prozess. Grundsätzlich versucht jedes Team in jedem Spiel konstant gute Leistungen abzurufen. Uns gelingt das dann am Ende leider jedoch nicht immer. In diesem Punkt müssen wir uns steigern. Den wirklich guten Teams gelingt das häufiger. Sie finden oft noch einen Weg zum Sieg oder zumindest zu einem Zähler, auch wenn sie nicht ihren allerbesten Tag erwischt haben."
Der im Januar 1997 geborene Noah Hanifin von den Carolina Hurricanes, richtet seinen Blick in dieser Frage besonders auf das Vorbild Pittsburgh Penguins.
"Sie spielen so konzentriert, da kriegst du sehr wenige Möglichkeiten. Die machen das richtig gut. Solche Teams zeichnen sich in erster Linie durch ihre tolle Abwehrarbeit aus. Wenn sie einmal zurückliegen, finden sie häufig wieder einen Weg heraus aus der Situation. Ihr Spiel zwischen den Linien ist herausragend. Gegen ein Team wie die Penguins oder die Washington Capitals ist es immer besonders herausfordernd. Die geben einfach nicht auf, selbst wenn sie mit einem oder zwei Toren zurückliegen. Die können ruckzuck zurück ins Spiel finden. Als junges Team wie wir kann man da noch viel lernen. Sie haben sehr viel Selbstvertrauen."
Doch auch die große Erfahrung von Führungsspielern empfindet der junge Spieler als besonders wertvollen Beitrag zum Teamerfolg. "Wenn ein Team Spieler wie einen Justin Williams oder Marcus Kruger mit im Kader hat, dann bringt das einem sehr viel. Diese Siegermentalität, die solche Spieler in ein Mannschaftsgefüge mitbringen ist schon toll. Das trifft zudem auf Jordan Staal zu, der in Pittsburgh schon einen Stanley Cup gewonnen hat. Diese Jungs wissen einfach wie es geht. Wenn wir von ihnen lernen, dann können wir ein wirklich gefährliches Team sein. Diese Spielertypen zeigen einem den Weg zum Erfolg. Ich meine, Justin hat schon drei Stanley Cups errungen. So ein Spieler verändert die Kultur in einer Mannschaft enorm."
Neben der großen spielerischen Klasse werden bei echten Champs vor allem der Charakter, die Erfahrung und der besonders große Wille zum Erfolg geschätzt. Wer das vorweisen kann, der kann vielleicht schon in Kürze zum Kreise jener Teams aufschließen, die bereits jetzt zu den ganz großen Titelkandidaten der Liga gehören.