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Wenn ein Spieler Punkte häufig Punkte sammelt, wirkt alles so einfach. Um die harte Arbeit, die hinter dem Erfolg steckt, wissen nur der Spieler selbst und sein nächstes Umfeld, die Teamkollegen, die Betreuer, die Trainer und Freunde. Man kommt nicht einfach so auf einen Punkteschnitt von 1,04 pro Spiel wie Leon Draisaitl, vor allem nicht in der NHL. Am Montag im Spiel gegen die Winnipeg Jets schraubte der gebürtige Kölner sein Konto der NHL-Karriere auf insgesamt 488 Zähler (191 Tore, 297 Assists) und überholte keinen Geringeren als Marco Sturm (487 Punkte, 242 Tore, 245 Assists) in der All-time-Scorerwertung.

Draisaitl ist jetzt punktbester Deutscher in der Geschichte der NHL. Eine Leistung, vor der auch der bisherige Inhaber der Rekordmarke Sturm seinen Hut zieht, weil Draisaitl (468) das in nicht einmal der Hälfte der Spiele von Sturm (938) erreicht hat.
"Es war nur eine Frage der Zeit", betont der heute Assistenztrainer der Los Angeles Kings. "Wenn man den Leon in den letzten Jahren verfolgt hat, dann ist es jetzt keine Überraschung. Er ist mittlerweile einer der besten Spieler der Welt und das zeigt er auch dieses, wie letztes Jahr. Er zeigt, wie wertvoll er für diese Mannschaft ist. Er macht in einer Konsequenz jedes Spiel seine Tore und Punkte, so dass er es verdient hat, den Rekord jetzt schon zu übernehmen."

Draisaitl stellt eine neue Bestmarke auf

Sturm hält Draisaitl für einen mehr als würdigen Nachfolger und spekuliert schon, ob jemals überhaupt ein deutscher Spieler wieder so gut sein wird. "Ich weiß es nicht, ob jemals wieder ein deutscher Spieler dieses Niveau erreichen wird, auf dessen Weg der Leon jetzt ist. Und vor allem so schnell zu dieser Marke kommen wird, wie jetzt der Leon. Er ist noch jung und spielt hoffentlich noch eine ganze Weile. Es wird interessant sein zu sehen, wie es in zehn Jahren aussehen wird."
Draisaitls außergewöhnliches Können bleibt auch Rekordhaltern großer europäischer Eishockeynationen nicht verborgen.
"Es ist toll und macht so viel Spaß, ihm zuzusehen. Draisaitl hat die richtige physische Größe, er ist stark und ein erstaunlich guter Skater für seine Maße. Mit seiner Größe und Stärke kann er Eins-gegen-Eins-Situationen dominieren", urteilt Teemu Selanne.

Der 52-Jahrige Hockey Hall of Famer übertraf zum Ende der Saison 2011/12 die NHL-Legende Jari Kurri (1398 Pkt.) als Finne mit den meisten Scorerpunkten in der NHL. Selanne hängte noch zwei weitere Jahre an seine NHL-Karriere dran und schloss diese mit 1457 Punkten (684 Tore, 773 Assists) in 1451 Spielen für die Winnipeg Jets, Anaheim Ducks, San Jose Sharks und Colorado Avalanche ab.
"Natürlich fühlte es sich gut an, als ich Jarri Kurri überholte. Er war mein Idol, als ich aufgewachsen bin. Ich habe so viel von ihm gelernt. Später, als ich in die NHL kam, wurden wir richtig gute Freunde, und das sind wir immer noch. Ich fühle mich also geehrt, in der gleichen Kategorie wie er erwähnt zu werden. Jetzt, rückblickend, erkennt man besser, was man erreicht hat. Solange man noch spielt, denkt man nicht an seine Punkte oder dass man der beste finnische Punktesammler aller Zeiten sein will", so Selanne, der 20 Jahre in der NHL punkten musste, ehe er seinen Landsmann nach Punkten eingefangen hatte.
Draisaitl befindet sich erst in seiner siebten NHL-Saison. Mit 25 Jahren zählt er bereits jetzt zu den ganz Großen des Eishockeys.
"Draisaitl ist noch jung, und sein Spiel entwickelt sich noch. Normalerweise ist man im Alter um die 30 Jahre ein kompletter Spieler, so komplett wie man sein kann. In diesem Alter fängt man dann an, über das Gewinnen als Team nachzudenken und etwas Großes, wie den Cup, zu holen, nicht so sehr über die eigenen persönlichen Leistungen", weiß Selanne. Er prophezeit Draisaitl, dass dieser in seiner Heimat Deutschland den Eishockeysport zu einer noch nie dagewesenen Popularität verhelfen kann.
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"Es braucht immer einen Superstar, der das ganze Interesse und den Hype befeuert. Meiner Meinung nach hat Draisaitl genau das getan. Früher war Fußball in Deutschland wirklich richtig groß, aber jetzt gibt es immer mehr Kinder, die Draisaitl vergöttern, Eishockey spielen und ein Star sein wollen wie er. Ich bin sicher, dass Deutschland bald ein großes Eishockey-Land sein wird, wenn es das nicht sogar schon ist. Wir werden mehr deutsche Superstars im Eishockey in den kommenden Jahren sehen. Sein Einfluss ist riesig."
Voll des Lobes über Draisaitl, den er mit Spielern wie Jaromir Jagr, Mario Lemieux, Sidney Crosby und Evgeni Malkin vergleicht, ist ebenso Mats Sundin. Mit 1349 Punkten in 1346 Spielen für die Quebec Nordiques, Toronto Maple Leafs und Vancouver Canucks ist er der All-time Leader unter den schwedischen NHL-Spieler.
Er überholte während der Spielzeit 2000/01 die noch vor ihm gelegenen Thomas Steen (817) und Tomas Sandstrom (856). In den Folgejahren wurden Steen und Sandstrom noch von Daniel Alfredsson (1157), Nicklas Lidstrom (1142), Daniel (1041) und Henrik Sedin (1070), Nicklas Backstrom (974), Henrik Zetterberg (960), Peter Forsberg (885) und Markus Naslund (869) übertrumpft; Sundin blieb aber unangefochten ganz vorne.
"Natürlich wird mein Rekord gebrochen werden. Ich hoffe es jedenfalls. Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Aber im Moment bin ich sehr stolz darauf, die Nummer eins im Scoring unter den Schweden in der NHL zu sein."
Alex Ovechkin ist noch dabei die Bestmarke der russischen NHL-Spieler hochzuschrauben, die er 2017/18 von Sergei Fedorov (1179) übernahm und fortan bis auf 1320 Punkte (730 Tore, 590 Assists) in 1195 Spielen für die Washington Capitals ausbaute.

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"Nun, es ist selbstverständlich eine große Ehre. Es ist harte Arbeit. Man repräsentiert sein Land und die Leute aus dem eigenen Land respektieren es und schätzen, was du in einem anderen Land erreicht hast. Also, es ist eine große Ehre und eine ziemlich große Sache", erklärt Ovechkin.
Gut zwei Wochen ist es gerade einmal her, dass Roman Josi mit seinem 435. Scorerpunkt die Krone der Schweizer NHL-Spieler von Mark Streit übernahm.

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"Das ist eine Riesenehre für mich. Mit Mark Streit habe ich ja nun ausgerechnet einen sehr guten Freund von mir übertroffen. Er ist immer mein Vorbild gewesen und hat unglaublich viel für das Schweizer Eishockey und für mich getan. Von daher macht es mich natürlich stolz, in einer Reihe mit einer Persönlichkeit und Eishockeylegende wie ihm zu stehen", so der Kapitän der Nashville Predators.
Einen kongenialen Sturmpartner zu haben, sieht Sundin als Voraussetzung für eine erfolgreiche Punktejagd über mehrere Jahre an.
"Draisaitl macht einen fantastischen Job. Aber wenn man Connor McDavid direkt neben sich hat, der in meinen Augen der beste Spieler der Welt ist, dann hat man alles, was man braucht, um gut zu sein. So wie Backstrom zu Ovechkin, Kurri zu (Wayne) Gretzky oder (Alexander) Mogilny und (Pat) Lafontaine. Es schafft die Voraussetzungen, um über mehrere Saisons produktiv zu sein und diese gute und bemerkenswerte Anzahl von Punkten zu erreichen."
Zustimmung bekommt Sundin von Selanne: "Was McDavid betrifft, er ist schnell und flink. Er und [Draisaitl] können mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten Raum für einander schaffen und sie ergänzen sich ausgezeichnet. Sie lesen beide das Spiel sehr gut. Sie können beide Tore schießen, und sie sind beide hervorragende Spielmacher. Sie haben wirklich keine Schwächen, und es ist offensichtlich, dass sie gerne zusammenspielen, auch wenn es beim Team mal nicht so gut läuft. An ihrer Körpersprache kann man es leicht ablesen; sie haben Spaß auf dem Eis."
Ihren nächsten gemeinsamen Auftritt mit den Oilers haben Draisaitl und McDavid am Mittwoch bei den Jets. Wird dann auch Ovechkin zugucken, der von der Spielweise und von dem Können Draisaitls angetan ist? "Er ist ein sehr fähiger, sehr talentierter Junge. Er hat einen tollen Schuss, eine enorme Puckkontrolle und Geschwindigkeit ... es macht Spaß, ihm zuzusehen."