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Als zweite Mannschaft in der Saison 2022/23 nach den San Jose Sharks wurden die Columbus Blue Jackets am Freitag aus dem Rennen um die Stanley Cup Playoffs 2023 eliminiert. Nach einer 4:7-Niederlage bei den Anaheim Ducks im Honda Center ist das eine mathematische Gewissheit. NHL.com/de analysiert die Gründe, warum die Blue Jackets die Playoffs verpasst haben und wirft einen ersten Blick voraus auf die kommende Spielzeit in Columbus.

Eine Saison voller Verletzungspech
Im vergangenen Sommer war die Stimmung rund um die Blue Jackets noch prächtig. Als das Team sich mit Johnny Gaudreau verstärkte, der von den Calgary Flames kommend, für die Allgemeinheit überraschend, den Weg zum Underdog nach Ohio wählte, löste das eine regelrechte Euphorie aus. In Columbus hofften sie, dass mit seiner Hinzunahme das entscheidende Puzzlestück für den mit vielen jungen Talenten gespickten Kader gefunden wurde. Die Blue Jackets sollten zu einem der Erfolgsteams der Liga werden.

CBJ@SJS: Gaudreau, Laine sorgen für Sieg in OT

Die erste Begeisterung hielt jedoch nicht lange an. Der Saisonstart im Herbst ging sportlich direkt daneben. Von den ersten zwölf Spielen gingen neun verloren (3-9-0). Es folgte in den Monaten danach bis zu diesem Zeitpunkt eine Spielzeit mit schier unzähligen Verletzten und sportlichen Enttäuschungen. Justin Danforth, Jake Bean, Sean Kuraly, Zach Werenski, Elvis Merzlikins, sie alle wurden oder werden seit Saisonbeginn schon als längerfristige Ausfälle notiert. Auch Top-Star Patrik Laine hatte zwischendurch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und verpasste etliche Einsätze. So wurden auch beide Partien der NHL Global Series Finnland 2022 in Tampere gegen die Colorado Avalanche verloren.
Schon kurz vor der Weihnachtspause in der NHL, lag das Team am 18. Dezember 14 Zähler hinter einem Wildcard-Platz, so dass das Thema Playoff-Teilnahme in Columbus schon vor dem Jahreswechsel eigentlich keines mehr war.
Die Blue Jackets sind nach 68 Spielen mit einer Bilanz von 21-40-7 und den daraus resultierenden 49 Zählern das erste Team der Eastern Conference, das keine Chance mehr auf eine Teilnahme an den Playoffs hat. Sie weisen zusätzlich die schwächste Punktausbeute aller 32 Teams zu diesem Zeitpunkt auf. Das ist mit einem Blick auf den Kader trotzdem nur schwer zu verstehen. Zumal Gaudreau mit 63 Zählern (17 Tore, 46 Assists) aus 66 Spielen sogar einen Punkteschnitt von fast eins vorweisen kann.
Am Neuzugang aus Calgary lag es also nicht, dass sein neuer Arbeitgeber in der laufenden Spielzeit so sehr enttäuschte. Das Problem ist eher, dass Gaudreau im Angriff zu wenig Unterstützung bekam, sei es durch gesundheitsbedingte Ausfälle, oder sportliche Formkrisen seiner Kollegen.

CBJ@ANA: Jenner mit dem Ausgleich im 1. Drittel

Laine ist bis zu diesem Zeitpunkt der zweitbester Scorer im Team. Auch er kommt auf knapp einen Punkt pro Spiel. Nach 53 Einsätzen kann er 48 Torbeteiligungen vorweisen (22 Treffer, 26 Assists). Mit Boone Jenner schaffte es hinter den beiden jedoch nur noch ein einziger Akteur im Kader bisher auf 40 Scorerpunkte (23 Tore, 17 Assists). Hierfür benötigte dieser 57 Einsätze, verpasste also ebenfalls mehr als zehn Spiele.
Zu den Spielern von denen sich die Verantwortlichen deutlich mehr erwartet hatten, zählt unter anderem Verteidiger Werenski. Er brachte es auf 13 Einsätze, in denen er drei Tore und fünf Vorlagen beisteuern konnte, bevor eine Verletzung im November für ihn das Saisonaus bedeutete. Wenn einer der besten Spieler des Teams über einen so langen Zeitraum der Abwehr nicht zur Verfügung steht, kann das durchaus Auswirkungen auf die Leistung der gesamten Mannschaft haben.
An der Defensive der Blue Jackets muss über den Sommer hinweg gearbeitet werden (260 Gegentore bisher, nur Platz 30 in der Liga). Sollte Werenski in der nächsten Saison wieder gesund und einsatzbereit sein, was alle in Columbus hoffen, wird das sicherlich auf der ganzen Linie helfen. Zur Erinnerung Werenski hatte erst im Sommer 2021 einen neuen Sechsjahresvertrag mit dem Klub unterschrieben, so dass er noch längerfristig ein Faktor bei den Blue Jackets sein dürfte.
Frühzeitige, aber maßvolle Neuausrichtung des Kaders
Mit Vladislav Gavrikov, Gus Nyquist und Joonas Korpisalo wurden drei feste Größen aus dem Team vor dem Ende der Wechselfist zu aussichtsreichen Playoff-Kandidaten geschickt. Die Torhüter Michael Hutchinson und Jon Gillies wurden im Gegenzug verpflichtet, um die Torhüterposition für die nächste Zeit zu verstärken.
Es dürfte sinnvoll gewesen sein, Spieler, die nicht für das nächste Jahr unter Vertrag stehen zu diesem Zeitpunkt abzugeben, um dafür entsprechende Draft-Picks zu erhalten. Der Qualität des verbleibenden Kaders hat das kurzfristig geschadet, so dass sich die enttäuschende Saison nach dem Ende der Wechselfrist fortsetzte. Von den vergangenen zehn Begegnungen konnte Columbus nur drei für sich entscheiden.
General Manager Jarmo Kekalainen hatte unlängst betont, dass es über den kommenden Sommer hinweg keinen kompletten Neuaufbau des in dieser Spielzeit schwächelnden Teams geben wird. Die Blue Jackets haben für die Zukunft bereits einige Schlüsselspieler wie Gaudreau, Laine, Werenski und Merzlikins unter Vertrag. Jetzt gilt es diesem erfolgsversprechenden Gerüst des Kaders weitere junge und entwicklungsfähige Talente an die Seite zu stellen, um schon möglichst im nächsten Jahr den Sprung in die Playoffs zu schaffen. Die Entwicklung von jungen Spielern wie Kent Johnson und Kirill Marchenko in diesem schwierigen Jahr war ein erster Lichtblick. Weitere sollen folgen. Vielleicht winkt zusätzlich der Nummer 1 Draft 2023, womit Ausnahmetalent Connor Bedard den Weg nach Columbus finden könnte.
Tolle Entwicklung beim Schweizer Berni
Zu den wenigen erfreulichen Entwicklungen in Ohio zählte der positive Karriereverlauf des jungen Schweizers Tim Berni. Der 23-jährige Verteidiger, der im Jahre 2018 in der 6. Runde von den Blue Jackets gedraftet wurde, ist nach den Training Camps im Herbst zunächst zurück in die AHL zu den Cleveland Monsters geschickt worden, wo er auch das Jahr zuvor aktiv war und in 72 Spielen 15 Scorerpunkte markieren konnte.

CBJ@TBL: Berni verkürzt für Blue Jackets

Anfang Dezember aber debütierte er in der NHL, kam gegen die Pittsburgh Penguins erstmals auf der ganz großen Bühne zum Einsatz, weil mit Jake Bean, Nick Blankenburg, Adam Boqvist und Werenski gleich vier Verteidiger verletzt fehlten. Inzwischen sind für den Eidgenossen 45 NHL-Einsätze notiert, in denen er einen Treffer erzielen konnte. Somit sollte er für das kommende Jahr gesetzt sein.