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'I hate to see that evening sun go down' [Ich hasse es zu sehen, dass die Abendsonne untergeht].
Von 1967 bis 2018 erlebten 658 Eishockeyprofis ihren persönlichen Saint Louis Blues. Jene Melancholie, die niemand besser als die Blues-Legende Bessie Smith im Jahre 1929 vermitteln konnte, wenn sie die ersten Zeilen des von W. C. Handy komponierten und hundertfach gecoverten Songs anstimmte.

Jenes Lied, nach dem das in St. Louis beheimatete NHL-Team benannt ist, stand in der Stadt ein halbes Jahrhundert lang symbolisch für ein Saisonfinale ihrer Eishockeymannschaft ohne Happy End. 52 lange Jahre sollte es dauern bis die Blues zum ersten Mal die begehrteste Trophäe des Eishockeysports in Empfang nehmen durften und den Wunsch hegen, sich morgen auch noch so zu fühlen wie heute ['Feeling' tomorrow like I feel today']. Ohne den noch verbliebenen Mut zusammen nehmen zu müssen und die Koffer zu packen ['I'll pack my grip and make my getaway'].
In den ersten drei Spielzeiten nach ihrer Gründung erreichten die Blues jeweils das Stanley Cup Finale. Der Erfolg war jedoch dem Umstand geschuldet, dass sie in den Playoffs, auf ihrem Weg ins Endspiel, nur gegen die anderen Expansion-Teams antreten mussten. Und St. Louis eben die beste Mannschaft von den neu der Liga beigetretenen Organisationen hatte.
Von der ersten Stunde an arbeiteten die Macher der Blues daran ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen und den Eishockeysport in der Metropole am Ufer des Mississippi zu etablieren. Ein Vorhaben das sie postwendend umsetzten, auch wenn sie lange auf ihren ersten Stanley-Cup-Gewinn warten mussten - am längsten von den noch existierenden fünf Expansion-Franchises des Jahres 1967 (die Oakland Seals stellten 1978 als Cleveland Barons ihren Spielbetrieb ein).
Die Blues hatten schon immer Spieler in ihrem Kader, die die Massen zu begeistern wussten. Angefangen von Red Berenson, der mit 82 Punkten in 76 Spielen in 1968/69 als ihr Erster die Marke von 1,0 Punkten pro Spiel überbot oder ein Bernie Federko, dem 1980/81 als ersten Spieler der Blues über 100 Scorerpunkte gelangen. Noch immer führt Federko, der zwischen 1976 und 1989 seine Schlittschuhe für die Blues schnürte, die Ewigkeitsliste des Klubs bei den absolvierten Spielen (927), bei den Assists (721) und bei den Punkten (1073) an.
Auch in den darauffolgenden Jahrzehnten brachten die Blues Eishockeyhelden hervor, die das Gesicht der Franchise prägten. Brett Hull erzielte ab der Saison 1987/88 bis 1997/98 527 Tore für die Blues und führt deren ewige Torjägerliste an.

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Al MacInnis (1994-2004) und Chris Pronger (1995-2004) bildeten ab Mitte der 90er bis 2003/04 ein kongeniales Verteidigerduo, das vor allem im Überzahlspiel mit seinen Gewaltschüssen von der blauen Linie den gegnerischen Schlussleuten die Pucks um die Ohren jagte, und öfters als es den Gegnern lieb war für Torjubel sorgte.
Namhafte Torhüter, die zu den Besten ihres Faches zählten wurden unter Vertrag genommen. Mike Liut (1979-85) hütete 347 Mal den Kasten der Blues. Curtis Joseph (1989-95) und Grant Fuhr (1995-99) zählten ebenso zu ihnen wie ein Rick Wamsley (1984-88) oder ein Jacques Plante (1968-70).
In der ersten Dekade nach dem Jahrtausendwechsel prägte ein Keith Tkachuk (2000-07: 208 Tore, 219 Assists), ein Doug Weight (2001-06: 75 Tore, 220 Assists), ein Pavol Demitra (1996-2004: 204 Tore, 289 Assists) oder ein Dallas Drake (2000-08: 64 Tore, 106 Assists) das Offensivspiel, und von 2006/07 an war es ein David Backes (2006-16: 206 Tore, 254 Assists), ein Alexander Steen (seit 2008: 188 Tore, 291 Assists) und ein Patrik Berglund (seit 2008: 168 Tore, 154 Assists). Die beiden Letztgenannten gehören wie ein Vladimir Tarasenko (seit 2012: 211 Tore, 207 Assists) zu jenen Heroen, die ernten durften, was bereits vor 52 Jahren gesät wurde.
[Hier findest du alles über die BOS-STL Serie]
In St. Louis etablierte sich eine Eishockey-Organisation, die eine gewichtige Rolle in der Region einnimmt, die über eine große Fanbasis verfügt und ohne die man sich den Ligabetrieb in der NHL einfach nicht mehr vorstellen könnte.
Alex Pietrangelo, der 22. Kapitän in der Blues-Geschichte, nahm am 12. Juni 2019 von NHL-Commissioner Gary Bettman den Stanley Cup in Empfang. Jene Trophäe, jenes Baby nach der sich alle Spieler, die jemals das blau-gelbe Trikot der Blues übergezogen haben, so arg sehnten.
Zum ersten Mal heißt es in St. Louis nicht: 'Cause my baby, he's gone left this town' [Weil mein Schatz diese Stadt verlassen hat].