1967 haben die Toronto Maple Leafs bislang zum letzten Mal den Stanley Cup gewonnen. Sehr oft sind sie seitdem als einer der Mitfavoriten auf den Titel genannt worden. Erfüllen konnten sie diese Erwartungen nie. Auch in dieser Saison darf man der Mannschaft von Trainer Craig Berube einiges zutrauen. Erst recht, wenn sie solche Spiele gewinnt wie am Mittwochabend (Ortszeit) bei den Dallas Stars. 5:3 hieß es im American Airlines Center am Ende für die Maple Leafs. Weil Torwart Joseph Woll einen Sahnetag erwischte und die Gäste aus den wenigen Chancen, die sie hatten, das Beste machten.

Viel Lob für Woll

Torwart bei den Toronto Maple Leafs – an diesem Druck sind schon viele Spieler gescheitert. Doch in dieser Saison scheinen die Maple Leafs mit Anthony Stolarz und Woll eins der besten Torhütergespanne in der Liga zu haben. Jetzt fällt Stolarz, der bei den Einsätzen mit 17 bislang die Nase leicht vorne hatte, vermutlich vier bis sechs Wochen nach einer Knieoperation aus. Doch wenn Woll so hält wie in der Partie gegen die Stars, brauchen sich die Verantwortlichen keine Gedanken zu machen. 36 Saves hatte der US-Amerikaner, den die Maple Leafs im NHL-Draft 2016 in der dritten Runde an 62. Stelle gezogen haben, zu Buche stehen. Mit zahlreichen Paraden brachte er die Gastgeber, die am Ende eine Schussbilanz von 39:19 vorweisen konnten, zur Verzweiflung. Für Toronto war das bereits der elfte Sieg in dieser Saison (11-5-2), wenn der Gegner mehr Torschüsse hatte, was Ligaspitze bedeutet.

Woll und Stolarz bilden in dieser Saison eins der konstantesten Torwartduos der Liga. Stolarz ist mit einem Gegentorschnitt pro Spiel von 2,15 und einer Fangquote von 92,7 Prozent bei den besten Keepern in dieser Saison zu finden. Aber Wolls Statistiken (2,30 und 91,5) können sich ebenfalls sehen lassen und er muss jetzt zeigen, dass er ein wichtiger Rückhalt für das Team sein kann.

„Er hat am Ende ein paar sehr wichtige Saves gezeigt. Er hat das Team heute getragen“, lobte Stürmer William Nylander seinen Keeper. „Er ist ein großartiger Torwart. Er gerät nie in Panik. In der Schlussphase war er extrem ruhig“, schloss sich Torontos Stürmer Nicholas Robertson an. Und dessen Sturmpartner Bobby McMann meinte: „Wir vertrauen ihm komplett.“ Seine Athletik sei herausragend. „Er hat uns mal wieder gerettet.“ Woll ist erst der dritte Keeper in der Geschichte der Maple Leafs, der 30 Siege in 49 Spielen oder weniger eingefahren hat. Außer ihm schafften das noch Jack Campbell (43) und Ed Belfour (49).

TOR@DAL: Woll reagiert schnell und stoppt Heiskanens Schuss

Dritte Reihe glänzt

Das Schussverhältnis verrät es schon, in welche Richtung die Partie hauptsächlich gelaufen ist. Und doch hatten die Gäste aus der kanadischen Provinz Ontario am Ende die Nase vorne. Sie zeigten sich gnadenlos effizient und profitierten gegen Dallas auch davon, dass die dritte Reihe einen sehr guten Tag erwischt hatte. Secondary scoring nennt man das, wenn die hinteren beiden Reihen treffen und die Leistungsträger in den ersten beiden Sturmformationen entlasten. Und da machten Robertson, McMann und Max Domi einen fantastischen Job.

Die Stars, bei denen sich der Schweizer Lian Bichsel diesmal nicht in die Scorerliste eintragen konnte, gingen zweimal in Führung. Im ersten Drittel blieb Sam Steel zunächst stabil gegen Auston Matthews, bevor er Woll mit einem platzierten Lupfer in den Winkel zum 1:0 überwand (6.). Und im Mittelabschnitt sorgte Evgenii Dadonov schon nach 22 Sekunden für das 2:1. Domi hatte eine Minute nach Steels Tor ausgeglichen, als er einen Scheibenverlust der Gastgeber in der neutralen Zone eiskalt ausnutzte. Und nach Dadonovs Treffer kippte die Partie komplett in Richtung der Gäste. Nylanders 2:2 nach schönem Flip-Pass von Matthews hätten die Stars vielleicht noch verkraften können (26.). Doch als Robertson nur ein paar Sekunden später die Gäste erstmals in Führung brachte, mochte man schon ahnen, dass es ein kurioses Spiel werden könnte. Die beiden Treffer der Gäste waren deren Torschüsse fünf und sechs in der Partie. Die gute Leistung der dritten Sturmformation krönte Robertson mit dem 2:4 nach einem fatalen Fehlpass von Stars-Stürmer Roope Hintz (32.).

„Die dritte Reihe hat heute einen sehr guten Eindruck gemacht und sehr viel Talent gezeigt“, lobte Berube Domi, Robertson und McMann. „Sie haben Spielzüge des Gegners zerstört und sofort den Gegenangriff eingeleitet.“ Dem schloss sich William Nylander gerne an: „Sie waren läuferisch sehr gut drauf, haben vor allem die kleineren Dinge richtig gemacht. Sie waren heute enorm wichtig für uns.“ Es sei gut, zu sehen, dass jeder im Team bei der Torproduktion mithelfen könne.

Unterm Strich war der Trainer der Gäste mit dem Auftritt seines Teams nicht glücklich. Seine Schützlinge hätten vor allem zu Beginn viele falsche Entscheidungen getroffen, dann aber auch wieder getan, was habe getan werden müssen, um die Partie zu gewinnen. „Wir hatten Vertrauen in unsere Fähigkeiten. Es war nicht unser komplettestes Spiel. Aber wir sind glücklich, dass wir einen Weg gefunden haben, zu gewinnen“, sagte McMann nach der Partie.

TOR@DAL: Robertson erzielt gegen Jake Oettinger die Führung

Der Traum lebt weiter

Das Spiel wurde zum Ende des dritten Drittels hin noch mal spannend, als Colin Blackwell auf 3:4 verkürzte (58.). Mit dem 3:5 ins leere Tor machte William Nylander dann allerdings alles klar (59.). Für ihn war es der 20. Saisontreffer, womit er die interne Torschützenliste deutlich anführt. „Wir hatten keinen guten Start. Aber wir sind glücklich, dass wir zurückgekommen sind. Wir haben zwei wichtige Spiele an aufeinanderfolgenden Tagen vor der Brust“, sagte Robertson in Anspielung auf die nächsten Aufgaben der Maple Leafs. Am Freitag müssen die Maple Leafs zunächst bei den Buffalo Sabres ran, bevor sie einen Tag später die New York Islanders empfangen. Am Montag steht das letzte Heimspiel vor der Weihnachtspause an. Da kommt es zum Spitzenspiel gegen die Winnipeg Jets.

Die Jets führen trotz der 2:3-Niederlage in Anaheim die Central Division an. Die Maple Leafs sind nach dem Erfolg in Dallas mit 42 Zählern punktgleich mit Titelverteidiger Florida an der Spitze der Atlantic Division. Kurz vor Weihnachten lebt der Traum vom nächsten Stanley Cup für die Maple Leafs.

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