EDM corey perry

Während die Florida Panthers zum zweiten Mal in Folge in einem Stanley Cup Finale stehen, sind die Edmonton Oilers erstmals seit 2006 wieder dabei. Entsprechend haben die Oilers deutlich weniger Spieler mit Erfahrung in der wichtigsten aller Serien. Edmonton ist trotzdem zuversichtlich, baut auf seine Veteranen und will den Druck, auch „Canada‘s Team“ zu sein, für sich nutzen.

Druck oder Motivation: Ganz Kanada steht hinter den Oilers

„Canadas Team“ ist eine Bezeichnung für die letzte in den Stanley Cup Playoffs verblieben Mannschaft aus Kanada, der in der Regel das ganze Land die Daumen drückt. Der letzte Stanley Cup Champion aus dem Mutterland des Eishockeys waren die Montreal Canadiens im Jahr 1993. Die Durststrecke dauert also bereits 31 Jahre an. Auf den Oilers liegt somit der Druck einer ganzen Nation.

„Wir wollen allen voran etwas für die Jungs in dieser Kabine erreichen. Sie sind durch viele Hochs und Tiefs gegangen, insbesondere auch unsere erfahrenen Spieler wie Connor McDavid, Leon Draisaitl, Derek Ryan oder Darnell Nurse. Sie alle wollen füreinander gewinnen. Das ist das Wichtigste“, sagte Edmontons Trainer Kris Knoblauch. „Als nächstes wollen wir für diese Stadt gewinnen. Ihr habt die Unterstützung in Spiel 6 gegen Dallas gesehen. Das ist spannend. Wir haben diesen Support gespürt und wollen den Fans diesen Gefallen erwidern. Der Rest von Kanada kann natürlich auch gerne mit an Bord springen. Jede Unterstützung, die wir kriegen können, ist großartig.“

Alle Highlights von Leon Draisaitl in Spiel 4

Ein Spieler, der zuletzt mit einer kanadischen Mannschaft im Finale stand, ist Oilers-Stürmer Corey Perry (2021 mit den Montreal Canadiens).

„Als ich in Montreal war, war Covid, es waren also kaum Fans im Stadion. An einem Ort wie dem Bell Centre ist das also nicht ansatzweise dasselbe. Es ist eine andere Atmosphäre mit Fans“, erklärt Perry. „Wir machen uns keinen extra Druck, um die Durststrecke kanadischer Teams zu durchbrechen. Wir konzentrieren uns nur auf uns und auf das, um was es geht. Es wird viel darüber gesprochen, auch wir wissen es und müssen das nicht nochmal ansprechen.“

Emotionen werden auf jeden Fall im Spiel sein. Aus Kanada, in Edmonton und im Rogers Place, das in den Playoffs schon zum lauten Hexenkessel mutierte.

„Es gibt viele Emotionen“, betätigt Stürmer Mattias Janmark. „Schon im Conference Finale, als da die Trophäe stand und wir die Kappen mit den Schriftzügen darauf bekommen haben. In Kanada fühlst du das alles vielleicht noch ein bisschen mehr. Die Leute sind Eishockey-verrückt hier. Meine Mutter war beim letzten Spiel im Stadion, hat viel gefilmt und gesagt, dass sie das niemals vergessen wird. Das macht es besonders.“

Aus dieser besonderen Drucksituation möchte Verteidiger Mattias Ekholm gar einen Vorteil für sich und seine Mannschaft ziehen: „Wir haben ein Team, das auf dem Eis gute Dinge machen kann. Wenn das der Fall ist, dann willst du an einem Ort sein, an dem die Leute das auch kümmert. In einer Stadt wie Edmonton, wo jeder Hockey liebt und es der Nummer-1-Sport ist, ist alles ein wenig aufgeblasen. Ich verstehe jeden, der sagt, dass es hier mehr Druck gibt. Auch ich fühle das. Es geht aber darum, diesen für dich zu nutzen. Dieser Druck ist auch ein Privileg. Ich genieße das!“

Veteranen sollen Ruhe versprühen

Als Trumpf könnte sich für Gegner Florida Panthers die Stanley-Cup-Final-Erfahrung aus dem Vorjahr bezahlt machen. Doch auch die Oilers haben Spieler in ihrem Kader, die auf dieser Bühne schon aufgetreten sind, mit den Emotionen und dem Medien-Zirkus umgehen mussten.

„Als Rookie ist dir noch nicht bewusst, was es braucht, um dorthin zu kommen“, sagt Center Adam Henrique, der zuletzt vor zwölf Jahren in einem Stanley Cup Finale stand. „Jetzt hier zu sein, macht viel Spaß. Mir bringt es jeden Tag die Freude an diesem Sport zurück. In einer Rebuild-Situation ist es schwer, wenn du dich an Weihnachten schon nicht mehr für die Playoffs qualifizieren kannst, sich zu motivieren. Natürlich spielst du um vieles, etwa einen neuen Vertrag, aber eben nicht um den Stanley Cup. Jetzt diese Möglichkeit hier zu haben, ist für mich nicht selbstverständlich. Ich versuche das zu genießen und will das alles aufsaugen. Es gibt aber auch noch viel Arbeit zu tun für unsere Mannschaft. Ich bin nur froh, ein Teil davon zu sein.“

Ekholm stand 2017 mit den Nashville Predators im Finale und kann sich noch gut an den Trubel damals erinnern.

„Damals hatte es bestimmt anderthalb Spiele gebraucht, bis wir verstanden haben, dass wir auch Hockey spielen müssen und das nicht nur ein großes All-Star Game oder eine Show-Veranstaltung war“, sagt Ekholm. „Das war mir eine Lehre, dass dieses ganze Vorgeplänkel mit den Medien, mit den Anfragen links und rechts zwar dazugehört, die Konzentration beim Start des Spiels aber voll da sein muss. Ansonsten ist es schnell vorbei.“

Während Spiel 1 am Samstag (8 p.m. EDT; Sonntag, 2 Uhr MESZ; live auf Sky Sport, MySports und NHL.tv) in der Amerant Arena in Sunrise steigt, ist am Freitag noch ein Media Day. Für die Spieler bedeutet einen großen Rummel und einen Interview-Marathon.

„Je mehr erfahrene Spieler wir haben, desto besser“, sagt deshalb auch Knoblauch. „Ein Stanley Cup Finale ist etwas anderes. Es gibt mehr Presse, mehr Interviews, mehr Aufmerksamkeit, vollere Zeitungen. Es ist gut ein paar Spieler zu haben, die da schon durchgegangen sind, für Ruhe sorgen können und einem das Gefühl geben, dass es ein ganz normales Spiel sein wird. Wir wollen unser Spiel spielen und uns nicht von den Außengeräuschen stören lassen. Das, was wir kontrollieren können, wollen wir kontrollieren.“

Perry bringt eine Menge Final-Erfahrung mit

Zu diesem Kreis von Spielern zählt Perry. Der 39-jährige Kanadier ist der einzige Spieler in Edmontons Kader, der den Stanley Cup schon gewinnen konnte. Dieses Kunststück gelang ihm 2007 mit den Anaheim Ducks.

ANA corey perry 2007

„Das ist 17 Jahre her, also schon eine ganze Weile“, lacht Perry. „Bis vor fünf Jahren hatte ich nicht die Möglichkeit, wieder um den Stanley Cup zu spielen. Du weißt nie, ob du noch einmal in eine solche Situation kommst. Die Jahre vergehen und du denkst dir immer nur ‚vielleicht nächstes Jahr‘. Nichts kommt von selbst.“

Überhaupt bringt der Flügelstürmer mit nun fünf Final-Teilnahmen die meiste Erfahrung in seiner Mannschaft mit.

„Das ist mein vierter Trip in den letzten fünf Jahren bis ins Finale“, so Perry. „Es ist so schwer, bis hierhin zu kommen. Aber die Chance, diesen Pokal hochzustemmen, ist das alles wert.“

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