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Etwa 13 Sekunden stehen noch auf der Uhr, als Verteidiger Gustav Forsling und Niko Mikkola bei einer 2:1-Führung der Florida Panthers im Stanley Cup Finale 2024 gegen die Edmonton Oilers in die Rundung hinter dem eigenen Tor gehen, um den Puck gegen das letzte Aufbäumen der Oilers zu halten. Im Kampf um den Puck kommen an der Bande die Stürmer Sam Bennett und Carter Verhaeghe dazu. Die Spieler ringen an der Bande darum, keine Torchance mehr zuzulassen. Während den letzten Sekunden bewegt sich Sam Reinhart, der Schütze des 2:1, bereits langsam auf seinen Torhüter Sergei Bobrovsky zu, um der Erste zu sein, der dem so wichtigen Schlussmann in die Arme fällt. Dann kommt die Erlösung, die Schlusssirene macht nach langem Warten den Traum zur Wirklichkeit: Die Florida Panthers gewinnen mit einem Sieg in Spiel 7 zu Hause in der Amerant Bank Arena zum ersten Mal in ihrer Franchise-Geschichte den Stanley Cup.

„Oh, das ist etwas Besonderes. Das war eine lange Reise“, kommentierte Mikkola fassungslos. „Nach den ganzen harten Spielen in dieser Saison ist das unglaublich. Man fühlt sich irgendwie leer, aber trotzdem unfassbar.“

Freude und Erleichterung der Panthers kennen keine Grenzen, während die Oilers ihre Hoffnungen zerplatzen sehen. Es war ein hart umkämpftes Finale. Nach drei Siegen der Panthers zum Auftakt glichen die Oilers die Serie ihrerseits mit drei Siegen hintereinander aus und erzwangen Spiel 7. Das gab es im Finale seit 1945 nicht mehr, doch wie damals war die Aufholjagd vergebens.

Florida Panthers gewinnen Spiel 7, 1. Stanley Cup

„Wir standen natürlich schon unter Druck, das ganze nach der 3:0-Führung zu beenden“, gab Kapitän Aleksander Barkov zu. „Es lag an uns, die Sache zu beenden. Dann haben wir das erste Spiel verloren, dann haben sie noch zwei gewonnen. Edmonton hat stark gespielt. Wir haben ein Spiel gebraucht, um uns zu sammeln und zu wissen, was wir tun müssen. Dann sind wir einfach aufs Eis gegangen und haben weniger nachgedacht und einfach gespielt.“

Nach dem ersten Moment des Feierns rund um Bobrovsky und das Tor der Panthers, zeigten beide Teams sportlich fair ihren Respekt vor dem Gegner, nach einer der spannendsten Finalserien seit langem und trafen sich zum Handshake in der Eismitte. Selbst erbitterte Gegner, wie Edmontons Connor McDavid und Floridas Matthew Tkachuk wechselten respektvolle Worte und Bobrovsky und Oilers-Torwart Stuart Skinner fielen sich in gegenseitiger Anerkennung in die Arme.

Beinahe zu Tränen gerührt und teilweise um Worte verlegen, stellte sich Verteidiger Aaron Ekblad noch vor der Cup-Übergabe auf dem Eis dem Interview, genau wie Trainer Paul Maurice, der nach fast 30 Jahren als NHL-Trainer endlich seinen ersten Titel feiern konnte. 1.848 Spiele in der regulären Saison und 71 Playoff-Spiele musste er auf diesen Moment warten.

Auf der Tribüne saß die Familie Tkachuk, Matthews Vater Keith, der selbst zu den besten US-amerikanischen Spielern der NHL-Geschichte zählt, und Bruder Brady, der Kapitän der Ottawa Senators. Sie schienen sich über den ersten Stanley Cup der Familie beinahe noch mehr zu freuen, als Matthew auf dem Eis. „Es ist verrückt, dass unser Name für immer auf dem Cup sein wird, das ist surreal“, rang Matthew um Worte. „Ich wurde heute von meinem Vater und meinem Bruder aus der Haustür begleitet, das war der unglaublichste Moment meines Lebens, ich wollte nicht nur für das Team, sondern auch für sie gewinnen.“

Ein langes Warten hatte auch für eine Panthers-Legende ein Ende. Der ehemalige Torhüter Roberto Luongo hält zahlreiche Rekorde in der NHL, gewann Gold bei der WM und den Olympischen Spielen und wurde 2022 in die Hockey Hall of Fame aufgenommen. Den Stanley Cup gewann er allerdings nie. Seine größte Niederlage hatte er als Aktiver im Stanley Cup Finale 2011, als die Boston Bruins seinen Traum vom Cup-Gewinn mit den Vancouver Canucks mit einem 4:0 in Spiel 7 zerstörten. Mittlerweile arbeitet er als Berater von General Manager Bill Zito für die Panthers und durfte so fünf Jahre nach Ende seiner aktiven Karriere doch noch den Stanley Cup in die Höhe stemmen.

Die Panthers gewinnen ihren ersten Stanley Cup in Franchise-Geschichte

Vor der Überreichung des großen Pokals gab NHL Commissioner Gary Bettman noch McDavid als Gewinner der Conne Smythe Trophy für den wertvollsten Spieler der Playoffs bekannt. Doch dann explodierte die Stimmung in der Halle einmal mehr, als Commissioner Bettman Barkov zu sich bat, um als erster Finne überhaupt den Stanley Cup als Kapitän entgegenzunehmen. „Das war unglaublich“, freute sich Barkov. „Es ist schwer zu beschreiben, was da abläuft, was gerade passiert ist. Der Cup war unser Traum und dieser Traum ist jetzt Realität geworden.“ Nach seiner Runde mit der Trophäe, übergab Barkov an Bobrovsky und der Cup machte seine Runde durch die Hände des Teams. Die Veteranen Kyle Okposo, Dmitry Kulikov, Ekblad und Torjäger Reinhart bekamen alle früh ihren Moment mit der größten Auszeichnung der Eishockey-Welt.

„Ich glaube, jeder wusste, dass ich den Cup an Bob überreichen würde“, ließ Barkov keinen Zweifel an der Bedeutung des Torhüters und seinem Respekt für ihn. „Er hat das verdient. Er war seine ganze Karriere über unglaublich. Jetzt ist er endlich verdient hier angekommen.“

Das Mannschaftsfoto mit dem Cup war der Schlusspunkt der Feierlichkeiten auf dem Eis, doch für die große Eishockey-Party in Florida war das erst der Startschuss.

SCF, Sp7: Oilers @ Panthers Spielbericht

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