J.J. Moser ist die nächste Generation des Schweizer Eishockeys. Der 23-jährige Verteidiger wurde in der Jugend des EHC Biel-Bienne ausgebildet und wagte 2021 den Schritt über den großen Teich, nachdem er im selben Jahr beim NHL Draft in der 2. Runde an insgesamt 60. Stelle von den Arizona Coyotes gedraftet wurde.
Nach einem kurzen Intermezzo zu Saisonbeginn bei Arizonas AHL-Farmteam Tucson Roadrunners (18 Spiele, 5 Tore, 7 Assists, 12 Punkte), feierte Moser bereits am 15. Dezember 2021 sein NHL-Debüt mit den Coyotes. Von da an war das Motto „Gekommen, um zu bleiben“. Er konnte überzeugen und gehörte fortan zum Stamm des NHL-Teams.
Nach 15 Punkten (4 Tore, 11 Assists) in 43 Spielen der Saison 2021/22 steigerte sich Moser in der abgelaufenen Spielzeit auf 31 Punkte (7 Tore, 24 Assists) in 82 Spielen. Auffällig ist, dass seine Zahlen in den ersten Jahren, mit denen von einem der mittlerweile besten NHL-Verteidiger vergleichbar sind. Roman Josi, sein Schweizer Landsmann von den Nashville Predators, startete ähnlich in die beste Liga der Welt.
Bei der European Player Media Tour in Stockholm in der vergangenen Woche stand Moser NHL.com/de zu einigen Themen exklusiv Rede und Antwort. Neben der Einschätzung seiner Entwicklung und einem Rückblick auf die ersten Spiele, in der nur maximal 5000 Zuschauer fassenden Mullett Arena als Heimspielstätte in Tempe, ging es vor allem um die NHL Global Series 2023 Australia. In deren Rahmen treffen die Coyotes in zwei Spielen am 23. und 24. September in Melbourne auf die Los Angeles Kings mit dem Schweizer Stürmer Kevin Fiala.
Die letzte Saison schien für dich ein großer Schritt nach vorn zu sein. Wie hast du das gesehen?
"Ja, ich denke, es war ein guter Schritt. Ich meine, als der Beteiligte hat man immer das Gefühl, dass es besser hätte sein können, aber für jetzt war es eine gute Basis. Es war auf jeden Fall ein Schritt nach vorne, auf dem man aufbauen kann."
Wie war das erste Jahr in der Mullett Arena?
"Es war gelinde gesagt etwas Besonderes. Sie wirkt nicht nur klein, sie ist klein. Aber es fühlt sich intensiver an. So ähnlich, wie ich es aus Europa gewohnt war. Die Fans sind näher dran."
Ist es so ähnlich wie bei Spielen in Europa?
"Die Fans sind viel näher dran und die Anlage ist ziemlich neu. So gesehen war es eigentlich ganz gut. Nur ein bisschen klein."
Wie hast du das Leben in Arizona nach zwei Spielzeiten angenommen?
"Es war großartig. Natürlich brauchte ich etwas Zeit, um mich an die Dinge zu gewöhnen, an die Art und Weise, wie sie dort ablaufen. Die Kultur und all das. Aber ich hatte schon das Gefühl, dass das zweite Jahr viel einfacher war. Man hatte mehr das Gefühl, dass man von dort kommt und dorthin gehört. Das Gefühl, zu Hause zu sein, war im zweiten Jahr viel stärker. Und ich habe gelernt, dass das Wetter natürlich sehr schön ist. Es ist zwar heiß, aber wenn wir im Sommer dort sind, ist es perfekt. Es gibt viel zu tun, aber es ist auch nicht so hektisch, wenn ich es mit Miami vergleiche. In Miami hat man immer das Gefühl, dass irgendetwas los sein muss. In Arizona habe ich das Gefühl, dass man es ruhig angehen lassen kann, dass man sich entspannen kann. Aber man kann etwas unternehmen, wenn man Lust dazu hat. Es gibt gute Wanderwege und schöne Landschaften."
Stimmt es, dass du in der Schweiz kein Auto besitzt, sondern nur ein Boot?
"Nein, ich besitze beides. Aber in der Regel vereinbaren wir mit dem Händler, dass wir das Auto nur für die drei Monate nutzen, die wir dort sind. Das macht es einfacher, denn man will ja kein Auto besitzen, das man neun Monate im Jahr nicht benutzt."
Bist du ein großer Bootssportler?
„Ja, ich habe mit dem ersten Boot angefangen. Im Sommer ist es großartig. Es ist schön, mit ein paar Freunden draußen auf dem See zu sein. Man hat ein bisschen seinen eigenen Raum, seine eigene Freiheit."
In den USA gibt es mehr Autokultur - ist das anders, als du es gewohnt bist?
"Ja, es ist ganz anders als das, was ich gewohnt war. Aber dort, wo ich aufgewachsen bin, konnte man sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auskommen. Das ist wirklich sehr gut. Man braucht also eigentlich kein Auto zu besitzen. In Arizona kommst du ohne Auto nicht weit."
Was ändert sich für dich zu Beginn der Saison, nachdem Spieler wie Jakob Chychrun und Shayne Gostisbehere weg sind? Eine Chance, eine größere Rolle zu übernehmen?
"Das ist schwer zu sagen. Ich meine, jedes Jahr kommen neue Spieler, andere Spieler gehen. Man muss also seinen Platz zu Beginn der Saison im Trainingslager festlegen. Ich versuche einfach, nicht zu viel darüber nachzudenken. Einfach hingehen und dann siehst du, wo dein Platz ist, wie du dich fühlst und wie die Saison verläuft.“
Wie groß ist die Aufregung vor der Global Series in Melbourne?
"Sehr groß. Es ist etwas ganz Besonderes. Es ist das erste Mal, dass wir in der südlichen Hemisphäre Eishockey spielen. Wir sind sehr aufgeregt. Es ist eine tolle Sache für ein Team, vor allem für ein junges Team, zu wachsen, diese Beziehungen aufzubauen, mit den Jungs eine Reise außerhalb der Heimat in einer anderen Atmosphäre zu machen, einfach neue Dinge zu erforschen und gemeinsam etwas zu unternehmen, und dann auch das Spiel weiterzuentwickeln - das Spiel anderen Menschen, anderen Kulturen zu zeigen.“
Du bist dann zum ersten Mal in Australien, oder?
"Ja klar."
Steht irgendetwas auf deiner To-Do-Liste?
"Nichts Besonderes. Einfach einen Eindruck von dem Land bekommen, wie die Leute sind, wie die Kultur ist. Was die besonderen Dinge sind, die sie tun. Hoffentlich verstehe ich die Sprache ein bisschen besser."
Wie ist es, in Melbourne gegen Fiala anzutreten und gegen ihn zu verteidigen?
"Ich kenne ihn. Er ist sehr schwer zu verteidigen, weil er sehr wendig ist. Er ist ein phänomenaler Schlittschuhläufer. Und er ist sehr trügerisch. Man weiß nie genau, was er vorhat und wohin er den Puck spielen will. Und er hat einen gefährlichen Schuss, den man respektieren muss. Also, ja, ziemlich schwierig."