080923 Johnny Gaudreau CBJ

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, den Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Johnny Gaudreau von den Columbus Blue Jackets

Johnny Gaudreau wurde in seiner zehnjährigen NHL-Karriere seinem Spitznamen "Johnny Hockey" durchaus gerecht. 683 Punkte (231 Tore, 452 Assists) in 682 Spielen und sieben Teilnahmen am NHL All-Star Game sprechen für sich.

Sein Paradejahr hatte der 29-jährige Kanadier in der Saison 2021/22, als er die Calgary Flames mit 115 Punkten (40 Tore, 75 Assists) in die Stanley Cup Playoffs und dort mit zwei Siegtoren und 14 Punkten (3 Tore, 11 Assists) in die zweite Runde führte. Danach entschied er sich aber, keinen weiteren Vertrag bei den Flames zu unterschreiben und zu den Columbus Blue Jackets zu wechseln, um näher an seiner Heimat New Jersey zu sein. Für Gaudreau, der kurz vor Saisonbeginn erstmals Vater wurde, gab es viele Veränderungen auf einmal.

Gaudreaus Top-5-Tore der Saison 2022/23

"Das war ein wildes Jahr", gestand der Starstürmer. "Eine komplett neue Organisation, eine neue Stadt, ein neues Heim und ein neues Kind. Das war viel Aufregung und viel Freude, aber es bedeutet auch viel Stress. Ich denke, ich habe das alles ganz gut hingekriegt."

Angesichts des hochkarätigen Neuzugangs und der Aussicht auf ein neues Spitzenduo mit Gaudreau und Patrik Laine waren die Hoffnungen in Columbus groß. Was dann folgte, war aber eine gewaltige Enttäuschung. Das Team erlebte die zweitschlechteste Saison der Franchise-Geschichte und landete mit 59 Punkten auf dem letzten Platz der Western Conference und dem vorletzten Platz der NHL.

Die Spieler der Blue Jackets verpassten zusammen aufgrund von Verletzungen insgesamt 563 Spiele. Ein (unerfreulicher) Franchise-Rekord. Kein einziger Spieler bestritt alle 82 Partien, und Columbus musste im Laufe der Saison auf ganze 41 verschiedene Skater und sechs Torhüter zurückgreifen, um die Verletzten zu ersetzen. Gaudreau konnte aber selbst dieser Misere etwas Gutes abgewinnen.

"Obwohl wir eine harte Saison mit wenig Siegen und verpassten Playoffs hinter uns haben, habe ich es jeden Tag genossen, zum Training zu kommen", versicherte er. "Ich hatte viel Spaß und habe viele Spieler getroffen, die sonst vielleicht keine Gelegenheit gehabt hätten, in unserem Team zu spielen. Ich glaube, ich kenne jetzt jeden Spieler in der Organisation, das wird sicher gut für das kommende Training Camp sein."

Gaudreau selbst kam nicht annähernd an seine 115 Punkte aus der vorherigen Saison heran, führte die Blue Jackets aber immerhin mit 74 Punkten (21 Tore, 53 Assists) an und egalisierte am 14. März gegen die San Jose Sharks mit fünf Punkten in einem Spiel einen Franchise-Rekord. Angesichts der Tatsache, dass Gaudreau sich aufgrund der Verletzungen oft auf neue Mitspieler einstellen musste, er seine erste Saison in einem neuen System verbrachte und die Leistungen der Mannschaft insgesamt schwach waren, ist der Abfall um 41 Punkte gegenüber der Vorsaison nicht mehr ganz so stark zu werten. Doch Gaudreau gibt zu, dass er mehr von sich erwartet.

"In der Offensive hätte ich sicher mehr tun können", erklärte er. "Ich versuche nicht zu sehr auf die Punkte und Statistiken zu schauen, aber letztes Jahr hatte ich sehr viele Punkte und dieses Jahr waren es weniger. Ich kann mehr in der Offensive spielen und das Tempo mehr antreiben. Daran will ich diesen Sommer arbeiten und es nächste Saison wieder aufs Eis bringen."

Findet Gaudreau zu der Form zurück, in der er seine Zeit in Calgary beendet hat, dürfen sich die Gegner in der Metropolitan Division warm anziehen. In Spitzenform gehört Gaudreau zu den besten Stürmern der NHL. Er hat einen guten Schuss, ist schnell, technisch versiert, hartnäckig und kann sowohl als Spielmacher wie auch als Vollstrecker glänzen.

Für die kommende Saison erwartet Gaudreau mehr. Mehr von sich, aber auch mehr von seinem Team. Die unglaubliche Häufung von Verletzungen wird sich wohl kaum wiederholen, zudem sorgen viele talentierte junge Spieler dafür, dass Gaudreau der nächsten Saison mit Optimismus entgegenfiebert.

"Ich bin aufgeregt", betonte Gaudreau. "Wir sind nicht weit davon entfernt, konkurrenzfähig zu sein. Selbst nach unserem Abschließen am Tabellenende. Wir hatten das ganze Jahr so viele Verletzungen, Schlüsselspieler sind die ganze Saison, die halbe Saison oder wenigstens 20 bis 30 Spiele ausgefallen. Das waren wichtige Spieler. Wenn man Zach Werenski verliert, ist er nicht zu ersetzen. Das ist hart. Da muss man sich durchkämpfen, aber wir haben ein gutes Team und ich freue mich schon darauf zu sehen, wie wir in die nächste Saison starten. Das wird ein Spaß werden."

In einem jungen Team, das gerade einen vielversprechenden Kern für kommende Jahre aufbaut, ist nicht nur Gaudreaus Klasse als Spieler, sondern auch seine Erfahrung und Qualität als Führungsspieler wichtig. Vergangene Saison bestritten sechs Rookies über 30 Spiele, vier davon sogar mindestens 59. Besonders Kent Johnson und Kirill Marchenko bewiesen ihr Potenzial als Stürmer und werden wohl auch kommende Saison wieder einen Stammplatz bekommen. Dazu kommt Adam Fantilli, den die Blue Jackets mit dem dritten Pick im NHL Draft 2023 wählten. Für sie alle wird Gaudreau ein wertvoller Mentor sein.