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Die Stimme von Randy Hahn dürfte NHL-Fans geläufig sein: Der TV-Reporter kommentiert seit ihrem Bestehen die Spiele der San Jose Sharks und erreichte im Dezember 2022 einen schier unglaublichen Meilenstein: Hahn kommentierte sein 2.000. Spiel in der NHL. Mit NHL.com/de sprach der 64-jährige Kanadier mit deutschen Wurzeln über sein großes Jubiläum, seinen Traumberuf und warum ihm seine beiden Hunde lieber bei seinen Sendungen zuschauen als seine Frau.

Am Mikrofon: 2.000 Spiele in der NHL
Das Heimspiel der Sharks gegen die Arizona Coyotes am 13. Dezember war ein ganz besonderes: Nach über 30 Jahren als sogenannter "Play-by-Play"-Kommentator des Teams kommentierte Hahn sein 2.000. Spiel in der NHL.
"Ich bin stolz darauf, in allen diesen Spieler hier gewesen zu sein, die ganze Zeit, in jeder Saison. Viele Kommentatoren haben 2.000 Spiele übertragen, aber nur ganz wenige für ein Franchise. Das ist wirklich etwas Besonderes. Ich hoffe, dass meine Karriere auch hier enden wird", sagt Hahn.

Spieler und Klub hatten für das Erreichen dieses Meilensteins eine Überraschung für den langjährigen Reporter vorbereitet. "Normalerweise bin ich erst 15 Minuten nach einer TV-Übertragung in der Kabine. An diesem Morgen hat mich unser Kapitän Logan Couture aber darum gebeten, so schnell wie möglich nach unten zu kommen. Ich war also bereits fünf Minuten nach Spielende in der Kabine, viele der Jungs hatten ihre Ausrüstung und Schlittschuhe an. Für mich war das ein ganz neues Gefühl, denn da war eine spezielle Energie und Stimmung im Raum. Logan hat dann alle zusammengetrommelt, ein paar Worte gesagt, gratuliert und mir eine ganz besondere Flasche überreicht: Es war Wein aus Napa Valley hier in Kalifornien. Die Flasche war graviert mit den Informationen zu meinem 2.000. Spiel und jeder Spieler hatte darauf unterschrieben", erinnert sich Hahn und muss lachen: "Am nächsten Abend habe ich auch von unserem Präsidenten ein Flasche Wein überreicht bekommen. Wein ist hier die offizielle Währung fürs Feiern!"
Spiel 7 gegen Vegas als absolutes Highlight - Besondere Beziehung zu Baker
Von den 2.000 NHL-Spielen ist Hahn insbesondere eine Partie im Gedächtnis geblieben. "Das Spiel, das alle anderen überragt hat, war erst kürzlich in den Stanley Cup Playoffs 2019: Es war Spiel 7 in San Jose. Die Sharks lagen gegen ihren Rivalen Vegas Golden Knights bis Mitte des dritten Drittels bereits mit 0:3 zurück. Dann wird Joe Pavelski gecrosscheckt und die Sharks drehen mit vier Toren in Folge das Spiel. Allerdings gleicht Jonathan Marchessault noch einmal auf 4:4 aus, also geht es in die Verlängerung, wo Erik Karlsson auf Barclay Goodrow spielt, der uns in die nächste Runde schießt. Das war ein Moment der absoluten Freude. Ein Schock. Pure Harmonie. Einfach unglaubliche zehn Minuten. Das werde ich niemals vergessen. Ich durfte früher auch schon ein Fußball-WM-Finale übertragen, Argentinien gegen Brasilien, bei dem auch viel auf dem Spiel stand, aber selbst das war nicht so intensiv."

SJS Pavelski Couture

Als wichtigste Person in allen diesen Spielen nannte Hahn Jamie Baker, denn aus einer weiteren emotionalen Explosion wurde eine enge Freundschaft. "Es war 1994, die Sharks, die in ihren ersten beiden Jahren kaum gewonnen hatten, waren erstmals überhaupt für die Playoffs qualifiziert und trafen in der 1. Runde auf die hochfavorisierten Detroit Red Wings mit Steve Yzerman und Sergei Fedorov. Die Sharks konnten ein Spiel 7 erzwingen, in dem Baker den Siegtreffer erzielte. Es war ein Traum, der wahr wurde. Hier zu sitzen und das Tor zu erleben war unglaublich. Ich hatte Tränen in den Augen. Das war Eishockey-Geschichte. Nach seiner aktiven Karriere hat Jamie als Co-Kommentator mit mir zusammengearbeitet und es hat sich zwischen uns eine unglaubliche Freundschaft entwickelt, die bis heute hält."
Ein Traumjob - im wahrsten Sinne des Wortes
Hahn wurde in Edmonton geboren, doch wie sein Nachname verrät, hat er Wurzeln in Deutschland: Seine Mutter kommt aus Dortmund, sein Vater aus Bielefeld - beide immigrierten nach Kanada, lernten sich in Edmonton kennen und sprachen zu Hause viel Deutsch, weshalb auch Randy Hahn noch viel Deutsch versteht und auch ein bisschen sprechen kann. In seiner Karriere kommentierte bzw. moderierte er unter anderem Fußball und Eishockey, übrigens auch für die Los Angeles Kings, Vancouver Canucks und Edmonton Oilers. Für Hahn ein echter Traumjob - spätestens seit der Zeit in San Jose.

randy-hahn-2018-web

"Ich bin von L.A. zu meiner Frau nach San Jose gezogen und wusste bis dahin nicht viel über diese Stadt, das Silicon Valley und was für ein wirtschaftliches Powerhouse diese Region ist. Als ich ankam, war die neue Arena in Planung und wir haben versucht, ein NHL-Team in die Stadt zu holen. Dieser Traum wurde wahr: Die Sharks wurden gegründet, und ich will nicht lügen: Meine Motivation war, einen Job als Reporter zu bekommen. Auch dieser Traum wurde war - es ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein Traumjob für mich."
Konkret bedeutet das, dass Hahn zwischen 75 und 80 der 82 Saisonspiele der San Jose Sharks überträgt - sowohl die Heim- als auch die Auswärtsspiele. Er ist also mit der Mannschaft im Flugzeug, im Hotel und (fast) immer auch beim Training hautnah dabei.
"Mittlerweile lasse ich ab und zu auch mal ein Training ausfallen. Ich bin jetzt 64 Jahre alt, also nicht mehr der Jüngste", lacht Hahn. "Da ist mir die Vorbereitung auf das Spiel mehr wert, denn ich bin auch so viel um die Spieler herum. Das ist das Großartige an diesem Job: Ich arbeite jeden Tag mit jungen Menschen in ihren 20ern und 30ern. Das hält auch mich jung."
"Lieblingsspieler" Nico Sturm
Durch den engen Kontakt zu Spielern, Trainern und Funktionären hat Hahn einen tiefen Einblick in das Geschehen, kann gleichzeitig aber auch nicht jede Information in seinen Sendungen verraten. "Du entwickelst Freundschaften und Beziehungen, aber auch eine Reputation, dass man dir vertrauen kann. Du siehst die Verletzungen und Wehwehchen der Spieler und weißt ganz genau, warum er im Spiel vielleicht bei den Faceoffs nicht so gut war wie sonst. Ich muss aber entscheiden, ob ich das in einer Übertragung mit den Zuschauern teile oder nicht, denn andere Teams hören auch zu und könnten diese Informationen nutzen. Wenn du nicht vorsichtig und fair bist, dann ist deine Zeit als Kommentator schnell vorbei. Es geht um Vertrauen und die richtige Balance zwischen allen Beteiligten, auch den Unterhaltungswert für die Zuschauer."

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      SJS@CBJ: Sturm sorgt aus nächster Nähe für Führung

      Zu den Spielern zählt seit der laufenden Saison 2022/23 auch der deutsche Stanley Cup Champion Nico Sturm. "Er ist in diesem Jahr mein Lieblingsspieler", sagt Hahn und erklärt, warum: "Unser GM Mike Greer musste die Stimmung und die Kultur in der Kabine reparieren. Das schaffst du nur, wenn du gute Menschen holst, die positive, gute Mitspieler sind, die füreinander spielen und alles für ihre Teamkollegen geben. Genau das ist Nico. Er ist ein Champion, der eine gute Stimmung und Einstellung in die Kabine bringt. Er ist ein Spieler, der immer einen Weg findet, den Unterschied zu machen. Er spielt eine großartige Saison und auch neben dem Eis ein toller Typ, der wichtig für die Zukunft in San Jose sein wird."
      Zwei Hunde als treue Zuschauer
      Die Kehrseite der Medaille: Lange Roadtrips sorgen über sechs bis sieben Monate dafür, dass Hahn oft fernab der Familie, der Frau und den zwei Hunden ist. "Meine Frau ist kein großer Sport-Fan, auch kein großer Eishockey-Fan und schaut sich meine Spiele deshalb nur selten an. Das ist aber auch ganz erfrischend", erzählt Hahn und muss erneut herzlich lachen: "Ich habe aber zwei Golden Retriever, die sich meine Spiele tatsächlich anschauen und meine Stimme und mein Gesicht erkennen. Ehrlich gesagt reagieren sie aber mehr, wenn in der Werbung andere Hunde auftauchen."
      Zwischen den Auswärtsspielen versucht Hahn auch mal auszuspannen. "Heute habe ich mal Freizeit", plaudert er aus dem Nähkästchen. "Wir sind gerade in Florida, ich werde also gleich noch an den Strand gehen. Ich versuche zwischen den Spielen eigentlich immer etwas zu laufen, spazieren zu gehen, denn du musst aktiv bleiben. Für deine Ernährung ist es nicht gut, wenn du jeden Tag im Restaurant isst, das ist gefährlich für die Figur. Dann bereite ich mich aber auch schon wieder auf den nächsten Gegner vor. Für mich ist das mittlerweile Routine."
      Die spielfreie Zeit im Sommer nutzt Hahn übrigens zum Batterien aufladen und verbringt Zeit mit Familie und Freunden. Oder aber auf Reisen, etwa zum Oktoberfest nach München. Ganz ohne Eishockey geht es aber auch dann nicht, denn der Journalist möchte am Puls der Zeit bleiben, informiert sich über Wechsel in der Liga und über Neuzugänge bei "seinen" Sharks.
      Wie bei Mentor Miller: Ein Trikot unterm Hallendach?
      Wie viele Spiele die Stimme der San Jose Sharks noch kommentieren möchte, lässt er offen. "Ich bräuchte wohl rund 15 Jahre um auf 3.000 zu kommen", rechnet er vor. "So lange mache ich wohl nicht mehr. Vielleicht wäre es schön, noch auf 2.500 Spiele zu kommen, was etwa sieben Jahre dauern dürfte. Es kommt darauf an, wie ich mich fühle. Solange ich es machen kann, mache ich es, denn jeder Tag in der NHL ist ein Geschenk."
      Sollte Hahn seine Kommentatoren-Karriere eines Tages tatsächlich beenden, könnte ein Szenario wie bei den Los Angeles Kings winken. In L.A. wurde ein Trikot mit dem Namen Bob Miller und einem Mikrofon statt einer Nummer unters Hallendach gezogen.

      Bob Miller

      "Er war mein Mentor und mein Vorbild", sagt Hahn, der in seinen frühen Jahren die Pre-Game- und Intermission-Show bei den Kings moderiert hatte, während Miller dort als Play-by-Play-Kommentator im Einsatz war. "Der Platz unterm Hallendach ist für Legenden reserviert oder für Meisterschafts-Banner", betont Hahn. "Mir wäre lieber, wenn wir statt einem Hahn-Trikot mal ein Stanley-Cup-Banner unter die Decke ziehen könnten."