Der Eishockeysport schreibt manchmal schon merkwürdige Geschichten. Ausgerechnet Kapitän Brad Marchand, der bisher in der Saison 2024/25 noch torlos war und zuletzt von seinem Trainer öffentlich kritisiert wurde, gelang am Samstag nach 2:26 Minuten in der fälligen Verlängerung für die Boston Bruins der vielumjubelte Siegtreffer zum 4:3 gegen die Toronto Maple Leafs.

Marchand gelingt erster Saisontreffer

Dabei sah es bis dahin gar nicht so günstig für die Hausherren im TD Garden aus. Gut eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit mussten die Bruins einen Treffer der Maple Leafs durch Auston Matthews zum 3:3 zulassen. Die vierte Niederlage in Serie für Boston drohte plötzlich wieder. Doch das Team behielt die Nerven und Marchand sicherte den Bruins den ersten Sieg nach zuvor drei Pleiten hintereinander.

Coach Montgomery lobt seinen Kapitän

Genau eine Woche nachdem Trainer Jim Montgomery seinen Kapitän bei der 1:2-Niederlage gegen den Utah Hockey Club an gleicher Stelle vor laufender Kamera auf der Bank angeschrien hatte, was Spekulationen über das Verhältnis der beiden zueinander auslöste, wurde dieser gegen die Maple Leafs eine Woche später zum siegbringenden Helden.

Kein Wunder, dass der Coach ihn diesmal in der Pressekonferenz nach dem Spiel entsprechend lobte. Marchand verkörpere alles, was einen Bruins-Spieler ausmache, meinte der Coach anerkennend. „Alle auf der Bank haben sich sehr für ihn gefreut. Er ist ja nicht ohne Grund unser Kapitän“, berichtete Montgomery nach der Begegnung.

Siegtreffer beschert zugleich Platz in der NHL-Geschichte

Schöner Nebeneffekt für Marchand: Der siegbringende Treffer, sein insgesamt 402. in der NHL-Karriere, beförderte ihn nicht nur gemeinsam mit Rick Middleton auf Rang vier in der ewigen Torschützenliste der Organisation, er ist mit nun 20 Karrieretreffern in einer Verlängerung der dritterfolgreichste Spieler in dieser Kategorie in der Ligageschichte hinter Alex Ovechkin (26) und Sidney Crosby (20).

Zugleich überholte Marchand mit seinem 78. Siegtreffer der NHL-Karriere Phil Esposito (77) und liegt diesbezüglich nun auf dem dritten Platz in der Franchise-Geschichte. Vier davon erzielte er übrigens gegen die Maple Leafs.

TOR@BOS: Marchand mit der Rückhand

Pastrnak erobert Scheibe im entscheidenden Moment

In der entscheidenden Spielsituation profitierten die Bruins von einem Fehler Torontos.

Maple-Leafs-Stürmer Matthews spielte einen Pass von der Bande, den David Pastrnak abfing und so eine 2-gegen-1-Situation mit Marchand schuf, der zunächst vor dem Tor gestoppt wurde, bevor er den Abpraller mit der Rückhand versenkte.

„Ich war eher in Panik, weil ich kurz davor zwei verpasste, die eigentlich hätten reingehen müssen“, bekannte Marchand erleichtert. „Es war schön, dass ich die Gruppe nicht im Stich gelassen habe.“ Matthews erklärte dazu: „Ich dachte, jemand kommt zurück, und als ich zum Pass ansetzte, schaute ich auf und das war nicht der Fall. Es war einfach ein unglücklicher Abpraller.“

Neben Marchand, dem neben seinem Siegtreffer noch ein Assist gutgeschrieben wurde, überzeugte bei Boston auch David Pastrnak, für den ebenfalls ein Tor und eine Vorlage notiert wurden. Torhüter Jeremy Swayman gelangen an diesem Abend 20 Paraden für Boston (4-4-1), was seine drei Spiele umfassende Niederlagenserie (0-2-1) beenden konnte.

Torontos Goalie lobt Moral der eigenen Mannschaft

Auf der Gegenseite reichten den Maple Leafs drei Assists von Mitch Marner und 30 Saves von Torhüter Anthony Stolarz nicht zum Sieg. Von den letzten fünf Einsätzen konnte das Team aus Toronto nur einen gewinnen (1-3-1). Ganz unzufrieden waren die Maple Leafs mit dem Verlauf des Spiels in Boston dennoch nicht.

„In der letzten Minute noch einmal zurückzukommen, das ist schon enorm“, meinte Stolarz. „In dieser Liga ist jeder Punkt enorm wichtig. Ich meine, das muss man ihnen lassen, sie haben heute Abend ein hartes Spiel gemacht, und in der Verlängerung war es ein 50:50-Spiel. Jeder kann diesen Extrapunkt holen, und wir waren heute Abend einfach auf der falschen Seite.“

Wildes Mitteldrittel nach torlosem ersten Abschnitt

Matthew Knies brachte die Maple Leafs 35 Sekunden nach Beginn des zweiten Drittels mit 1:0 in Führung, indem er einen freien Puck versenkte, der Matthews vom Schläger gerutscht war. Pastrnak glich das Spiel mit einem One-Timer vom linken Anspielkreis im Powerplay zum 1:1 aus (23., pp). „Das ist ein großartiger Sieg, vor allem gegen unsere Rivalen. Das ist also eine Riesensache“, freute sich Pastrnak nach der Schlusssirene. „Ich freue mich sehr darüber, wie wir heute das ganze Spiel über gespielt haben, wie wir uns geschlagen haben. Jede Reihe war dabei.“ Morgan Rielly brachte die Maple Leafs in der 28. Minute während eines 4-gegen-4-Spiels mit 2:1 in Führung, indem er mit einem One-Timer nach einem scharfen Pass von Marner ein Tor erzielte.

Justin Brazeau glich das Spiel um in der 33. Minute zum 2:2 aus, indem er den Abpraller von Trent Frederics Schuss unter die Querlatte beförderte. Das Tor fiel, nachdem die Bruins in einer vierminütigen Überzahl, die sich ergab, nachdem Nylander wegen eines hohen Stocks gegen Pastrnak eine doppelte Kleine Strafe erhalten hatte, keinen Treffer erzielen konnten (8:24). „Das war wichtig“, gab Brazeau hinterher zu Protokoll. „Wir haben nach ihrem ersten Tor gute Arbeit geleistet. Wir haben reagiert, und nach dem zweiten haben wir es auch getan. Ich denke, unsere Einstellung war das ganze Spiel über, immer nach vorne zu schauen, auf den nächsten Wechsel.“ Mark Kastelic brachte die Bruins 36 Sekunden später mit 3:2 (34.) in Führung.

Maple Leafs sorgen für Spannung bis zum Schluss

Es folgte der späte Ausgleich durch Matthews und die erste Saisontreffer von Marchand in der fälligen Verlängerung. Es war nebenbei bemerkt Matthews' siebtes Tor zum Ausgleich in den letzten zwei Minuten der regulären Spielzeit einer Begegnung, womit er mit Mats Sundin und Ted Kennedy gleichzog und die meisten Tore dieser Kategorie in der Geschichte der Maple Leafs erzielt hat. Gebracht hat es seiner Mannschaft am Ende zumindest einen Zähler aus diesem Duell gegen den großen Rivalen. Wirklich gejubelt haben am Ende aber nur Marchand und seine Bruins.

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