Die Vegas Golden Knights bleiben zu Hause einfach eine Macht. Die Mannschaft von Trainer Bruce Cassidy bezwang am Freitagabend (Ortszeit) in der heimischen T-Mobile Arena die Ottawa Senators mit Tim Stützle 6:4. Dabei bewiesen die Gastgeber, dass man sie in dieser Saison auch spät in den Spielen noch auf der Rechnung haben muss. Die Mannschaft kämpfte sich, angetrieben vom eigenen Publikum, zurück in die Partie und machte einige Rückstände wett.

Grund zum Lachen

Am Ende hatten alle auf der Seite der Vegas Golden Knights Grund zum Lachen. Die Spieler bei den Interviews nach der Partie, und der Coach konnte sogar nette Bemerkungen über neue Frisuren der Journalisten bei der Pressekonferenz machen. Dabei mussten man auf der Seite der Golden Knights am Staatsfeiertag Nevada Holiday sehr geduldig sein, bis die nächsten beiden Heimpunkte unter Dach und Fach waren. Die Golden Knights haben nach dem Erfolg eine Heimbilanz von 5-0-0.

„Wenn wir unsere beste Leistung aufs Eis bringen, dann sind wir ein verdammt gutes Team“, meinte Vegas-Stürmer Keegan Kolesar. Auf sein Konto ging in der 58. Minute das 5:4, am Ende das Game Winning Goal. „Gute Teams finden einen Weg, es zu Ende zu bringen“, führte er weiter aus. Man wisse, dass es im Team stecke, in einem Spiel zurückzukommen.

OTT@VGK: Kolesar bringt Golden Knights im Schlussdrittel in Führung

Hills Schwierigkeiten

Diese Fähigkeit war gegen die Senators auch sehr gefragt. Denn die Gäste lagen nach Treffern von Adam Gaudette (3.) ­– für ihn war es der erste Treffer im Trikot der Senators – und Claude Giroux (13.) bereits früh 2:0 vorne. Giroux hat damit in den vergangenen fünf Spielen immer mindestens einen Scorerpunkt auf dem Konto gehabt (drei Tore, vier Vorlagen). Bei beiden Treffern sah Aidin Hill im Tor der Golden Knights nicht gut aus. „Die ersten beiden Gegentore waren unglücklich für ihn. Da hätte man anfangen können, sich Sorgen zu machen“, bekannte Cassidy. Doch sein Keeper habe sich im Laufe der Partie gesteigert. Die anderen beiden Gegentore seien ihm nicht anzukreiden, das seien Fehler des Teams und die Schüsse sehr platziert gewesen. Am Ende hatte Hill 35 Saves auf dem Konto.

Vegas demonstrierte im ersten Drittel noch mit einem Doppelschlag innerhalb von 21 Sekunden, dass man die Partie nicht einfach abschenken werde. Auch wenn da zum Teil viel Glück dabei war. Beim 1:2 wurde Nicolas Roy noch sehr gut freigespielt und konnte sich alleine vor Linus Ullmark (22 Saves) die Ecke aussuchen. Beim 2:2 allerdings prallte der Schuss von Nicolas Hague unhaltbar für den Keeper vom Schlittschuh von Verteidiger Jake Sanderson ab. Beide Treffer fielen in der 18.Minute. Die Senators gingen aber dank des fünften Saisontors von Drake Batherson mit einer 3:2-Führung in die Kabine.

Vorbereiter Pietrangelo

Mit der Leistung im Mittelabschnitt war Cassidy nicht zufrieden. Ivan Barbashev glich zwar zum 3:3 aus (27.), doch Gaudette sorgte in Überzahl erneut für die Führung der Senators (38.). Stützle sammelte hier seinen sechsten Assist in dieser Saison. „Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt. Wir wissen, dass wir uns steigern müssen“, räumte Barbashev ein. Zusammen mit Alex Pietrangelo stach er aus dem Team diesmal heraus. Die beiden ehemaligen Spieler der St. Louis Blues sind in der internen Scorerliste weit vorne zu finden. Barbashev (7-4-11) ist nach dem Heimsieg auf Platz drei, Pietrangelo (0-9-9) auf Rang vier. Der Verteidiger wartet zwar noch auf sein erstes Saisontor. Gegen die Senators gelangen ihm allerdings zum zweiten Mal in Folge drei Assists in einem Spiel. Schon beim 6:1 gegen die Los Angeles Kings hatte er drei Treffer aufgelegt.

Im dritten Drittel mussten sich die Fans der Golden Knights dann gedulden, ehe sie jubeln durften. Doch dann gab es kein Halten mehr. Innerhalb von 76 Sekunden zwischen der 57. und der 59. Minute hatten die Gastgeber die nächsten beiden Punkte eingetütet. Tomas Hertl sorgte in Überzahl zunächst für das 4:4, ehe Kolesar am Zug war. Barbashev machte mit seinem zweiten Tor des Abends dann alles klar. Ullmark war da allerdings schon zu Gunsten eines sechsten Feldspielers auf der Bank. Die Spieler auf der Bank der Golden Knights seien während dieser Phase sowas von aufgekratzt gewesen, berichtete Barbashev. „Das zeigt den Charakter des Teams. Es war ein Weckruf für uns. Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt. Wir wissen, dass wir besser spielen müssen.“

OTT@VGK: Hertl nutzt Stones Pass im Powerplay

Glücklicher Hertl

Hertl war nach eigenem Bekunden „glücklich über das Tor“, sein viertes Saisontor. „Aber das war nicht unser bestes Spiel. Wir haben einige Fehler gemacht. Aber deshalb sind wir ein gutes Team. Wir bleiben immer dran. Es war nicht schön. Aber am Ende fragt keiner danach, wie wir die zwei Punkte geholt haben.“ Es sei sehr wichtig, solche Spiele zu gewinnen. Die Saison sei lange mit vielen Partien. Da zähle jeder Punkt. Immerhin: Zum zweiten Mal in der Geschichte der Franchise haben es die Golden Knights geschafft, in der regulären Spielzeit zu gewinnen, obwohl sie in den letzten fünf Minuten zurücklagen. Zum ersten Mal gelang ihnen das in ihrer Debütsaison am 30. Januar 2018 beim 4:2-Sieg gegen die Calgary Flames.

„Manchmal gewinnt man Spiele, auch wenn man nicht das beste Eishockey zeigt. Das war bei uns der Fall, da will ich gar nichts schönreden“, bekannte Cassidy. Es komme darauf an, früher oder später zu seinem Spiel zu finden. Das sei seinem Team geglückt. Spät zwar, aber eben nicht zu spät. In der Historie der Golden Knights war es übrigens erst das zweite Mal, dass sie innerhalb eines Spiels drei Rückstände wettgemacht haben. Das erste Mal war ihnen das am 4. Februar 2018 beim 4:3 gegen die Washington Capitals gelungen. In dieser Saison war es für Vegas das erste Mal, dass sie einen Rückstand von zwei Toren oder mehr in einen Sieg gedreht haben. In dieser Spielzeit sind sie mit drei Comebacksiegen weit vorne in der Liga, nur die Winnipeg Jets (5) haben mehr.

Und wie das in der NHL nun mal so ist: Lange Zeit zum Feiern haben die Spieler der Golden Knights nicht. Bereits am Samstag erwartet man in der T-Mobile Arena mit den San Jose Sharks das noch einzige sieglose Team der Liga. Also eine klare Sache? Siegtorschütze Kolesar warnt davor, das Team aus Nord-Kalifornien zu unterschätzen: „Man darf niemanden abschreiben in dieser Liga. Das wäre respektlos. Das ist die NHL. Und das aus einem guten Grund.“

Verwandte Inhalte