022124 Bruins celebrate

In einem wilden Spiel haben die Boston Bruins am Mittwochabend in der Rogers Arena mit 6:5 n.V. bei den Edmonton Oilers gewonnen. Zunächst verspielten die Bruins einen trügerischen 3:0-Vorsprung, dann aber meldete sich die wiedererstarkte Offensive zurück. Beim Overtime-Siegtreffer lieferte schließlich Abwehrchef Charlie McAvoy ein Kunststück ab.

McAvoy belohnt Bostons Mentalitätsmonster

Boston hatte am Mittwochabend einen Hang zum Drama. Gleich drei Führungen – darunter ein 1:0-, 3:1- und 5:4-Vorsprung – reichte den Bruins nicht zum Sieg nach regulärer Spielzeit. Beim Torfeuerwerk in Edmonton setzte schlussendlich aber McAvoy einen würdigen Schlusspunkt: Der Verteidiger übernahm den Puck in der Verlängerung im linken Faceoffkreis, skatete in die Mitte, ließ dort Bewacher Evander Kane mit einem Toe-Drag ins Leere laufen, wurde dann vom herausstürzenden Oilers-Torwart Stuart Skinner von den Beinen geholt und traf aus spitzem Winkel im Fallen mit der Rückhand zum 6:5-Endstand (64.).

„Er hat gekämpft, ist ein Anführer in unserem Team und zeigt das jeden Tag. Sein Siegtreffer war etwas Besonderes. Er hat sich durch alle durchgekämpft. Ich habe mich sehr für ihn gefreut“, sagte Bostons Torwart Jeremy Swayman. „Die Mentalität unserer Mannschaft ist, alles dafür zu tun, um zu gewinnen. Egal ob es 1:0 oder 5:5 steht. Wir geben alles für den Sieg und wissen genau, wie wichtig jeder einzelne Punkte in dieser Liga und zu diesem Zeitpunkt in der Saison ist. Auch wenn wir zurückliegen, kämpfen wir uns zurück. Das gehört zu unserer Identität. Zwar hatten wir uns das anders vorgestellt, doch trotz der Herausforderungen und dem Druck des Gegners haben wir wichtige zwei Punkte geholt.“

„Unsere Bank ist ruhig geblieben“, sagte auch Bostons Trainer Jim Montgomery angesichts der emotionalen Achterbahnfahrt. „Mir hat gefallen, dass wir immer weitergemacht haben, egal, was passiert ist.“

Auch der junge Abwehrspieler Mason Lohrei (23) verließ sich voll auf die mentale Stärke seiner Mannschaft. „Das ist unsere Kultur hier. Wir geben niemals auf, egal was da draußen passiert. Es war wild, ein verrücktes Spiel gegen einen guten Gegner. Es war ein gutes Duell. Umso schöner ist es, das Eis als Sieger verlassen zu haben.“

BOS@EDM: McAvoy macht eine feine Bewegung und trifft im Fallen zum Sieg in der Overtime

Bruins-Offensive wieder auf Betriebstemperatur

Lohrei selbst gab drei Assists (0-3-3) und ist erst der dritte Bruins-Verteidiger in den letzten 30 Jahren, der mit 23 Jahren oder jünger drei Vorlagen in einem Spiel beisteuerte. Zuvor gelangen das nur McAvoy (dreimal) und Matt Hunwick (zweimal). „Ich habe einfach nur mein Spiel gespielt. Was passiert, das passiert eben“, so Lohrei.

Zwischenzeitliche Zweifel an Bostons Offensive dürften nach dem Sechs-Punkte-Torfestival vorerst ausgeräumt sein. Mitte des Monats hatte die Bruins-Offensive ein wenig Ladehemmung: Bei den vier Niederlagen in Folge blieb Boston dreimal bei zwei oder weniger Treffern pro Partie, darunter auch das erste Null-Tore-Spiel der Saison beim enttäuschenden 0:3 gegen die Washington Capitals.

Nun ist die Abteilung Attacke wieder voll im Rhythmus: Gegen zwei Top-Teams aus der Western Conference gab es jüngst zehn Treffer in zwei Spielen (4:3 n.P. gegen die Dallas Stars, 6:5 n.V. bei den Edmonton Oilers). „Wir hatten das Gefühl, dass das von selbst kommt“, gab sich Montgomery ganz gelassen.

Viermal schon gelangen den Bruins in der laufenden Saison mindestens sechs Treffer in einem Spiel. Alle seit dem Jahreswechsel im Kalenderjahr 2024 (7:3 vs. Tampa Bay Lightning am 6. Januar; 9:4 vs. MTL am 20. Januar; 6:2 vs. Philadelphia Flyers am 27. Januar; 6:5 n.V. vs. Edmonton Oilers am 21. Februar).

Showdown zwischen Pastrnak und McDavid

Boston behielt somit auch beim Schlagabtausch der beiden Superstars David Pastrnak und Connor McDavid die Oberhand. Bruins-Scharfschütze Pastrnak (1-1-2, fünf Torschüsse) lieferte genauso ein Multi-Punkte-Spiel ab wie Oilers-Scorer McDavid (0-2-2, vier Torschüsse) auf der anderen Seite. Der Deutsche Leon Draisaitl blieb bei 22:34 Minuten Eiszeit zwar ohne Scorerpunkt (zwei Torschüsse), dafür gewann der 28-jährige Kölner 57,7 Prozent seiner Faceoffs.

Nicht zu vernachlässigen ist an dieser Stelle die gewohnt solide Defensivarbeit der Bruins: Boston blockte 24 Schüsse, teilte 30 Checks aus und hielt Edmontons Powerplay ohne Erfolgserlebnis (0/3). Swayman entschärfte zudem 37 von 42 Schüssen (88,1 Prozent Fangquote).

„Sie haben viel Feuerkraft und ein brandgefährliches Powerplay. Ich habe versucht, die ersten Schüsse zu halten und auch für den Nachschuss da zu sein“, sagte Swayman und lobte seine Vorderleute: „Meine Verteidiger haben viele Passwege weggenommen und auch McDavid isoliert. Er ist überall auf dem Eis eine Gefahr. Unsere Jungs haben einen guten Job gemacht und ihn in Schach gehalten.“

BOS@EDM: Pastrnak übernimmt die Scheibe und trifft mit einem Laser-Schuss von zwischen den Hashmarks

Vielversprechender Start des Roadtrips – Gipfeltreffen am Samstag

Für die Bruins war es also ein hochspannender und gelungener Start in einen Vier-Spiele-Roadtrip an die Westküste. Nacheinander geht es noch zu den Calgary Flames, Vancouver Canucks und Seattle Kraken.

Boston (34-12-11) ist das Top-Team in der Atlantic Division und der Eastern Conference sowie die zweitbeste NHL-Mannschaft mit nur einem Zähler Rückstand auf Liga-Primus Vancouver. Mit Hochspannung wird deshalb das Gipfeltreffen zwischen Canucks und Bruins am Samstagabend (7 pm ET; Sonntag, 1 Uhr MEZ; NHL.tv) erwartet.

Ob Bostons Matt Grzelcyk bis dahin wieder fit ist, bleibt abzuwarten. Der Verteidiger fiel gegen die Oilers schon früh aus und ist laut Montgomery „day-to-day“.

Verwandte Inhalte