Die Hälfte der 32 Teams aus der NHL ist bei den ab Montag beginnenden Stanley Cup Playoffs nur Zuschauer. Zu den 16 Mannschaften, die sich nicht für die Postseason qualifiziert haben, zählen mit den Pittsburgh Penguins, den Washington Capitals und die St. Louis Blues drei Stanley Cup Champions der zurückliegenden sieben Jahre. NHL.com/de wagt einen Ausblick in die Zukunft der Klubs, die nicht in der Endrunde vertreten sind.
Die Zukunft der nicht für die Playoffs qualifizierten Teams
NHL.com/de beurteilt die Lage der 16 Mannschaften vor dem NHL Draft und der Free Agency
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EASTERN CONFERENCE
Atlantic Division
Buffalo Sabres, 5. Platz, 91 Punkte (42-33-7)
Die Sabres gehörten zu den positiven Überraschungen der Saison. Von daher müssen sie sich nicht grämen, dass sie die Playoffs um Haaresbreite verpassten. Einen Sieg mehr hätten sie benötigt, um die nunmehr zwölf Jahre währende Postseason-Abstinenz zu beenden. Ob ihnen das beim nächsten Anlauf gelingt, wird davon abhängen, ob die Mannschaft von gravierenden Verletzungen verschont bleibt und ob wichtige Leute wie Topscorer Tage Thompson, Jeff Skinner, Alex Tuch oder Rasmus Dahlin ihre hervorragende Form konservieren können. Der Münchner JJ Peterka hat ebenfalls gezeigt, dass er ein wichtiges Puzzleteil im Gesamtgefüge der Sabres ist.
Ottawa Senators, 6. Platz, 86 Punkte (39-35-8)
Bei den Senators zeigte die Leistungskurve in der abgelaufenen Saison klar nach oben. Wären sie nicht so großem Verletzungspech verfolgt gewesen, hätten sie sich womöglich näher an die Wildcard-Plätze im Osten schieben können. Bärenstarke Vorstellungen über die gesamte Saison hinweg bot Tim Stützle, der mit seinen 90 Scorerpunkten ein Ausrufezeichen setzte. Der Viersener hat das Zeug, um zu einem der ganz Großen in der Branche zu werden. Mit Ausnahme von Alex DeBrincat (Restricted Free Agent) stehen alle Schlüsselspieler langfristig unter Vertrag. Das bietet aussichtsreiche Perspektiven.
Detroit Red Wings, 7. Platz, 80 Punkte (35-37-10)
Zwischendurch hatte es den Anschein, als könnten die Red Wings eine der beiden Wildcards für die Playoffs im Osten ergattern. Zum Ende hin ging ihnen allerdings die Luft aus und sie mussten nicht nur die Panthers, sondern auch die Sabres und die Senators vorbeiziehen lassen. Wenn es Detroit schafft, das spielerische Niveau aus dieser Saison zu halten und über die gesamte Spielzeit hinweg konstant aufzutreten, sollte der Rückstand auf die Playoff-Plätze im nächsten Jahr geringer werden. Mit etwas Glück reicht es dann vielleicht sogar für eine Wildcard. Der Zeller Moritz Seider zählte im zweiten NHL-Jahr erneut zu den Stützen und dürfte kommende Saison den nächsten Schritt in seiner Karriere machen. Ob der Zürcher Pius Suter an Bord bleibt, ist dagegen noch ungewiss.
Montreal Canadiens, 8. Platz, 68 Punkte (31-45-6)
305 Gegentore aus dem Spielgeschehen heraus und eine Tordifferenz von -78 machen deutlich, wo bei den Canadiens der Schuh drückt. Wenn Montreal es nicht gelingt, die wacklige Defensive zu stabilisieren, ist kein großer Sprung nach vorne zu erwarten. Eine baldige Playoff-Teilnahme in Betracht zu ziehen, wäre aufgrund der starken Konkurrenz in der Division und der Conference vermessen. Selbst wenn es den Fans der Canadiens schwerfällt: Sie benötigen eine Menge Geduld mit ihrem Team.
Metropolitan Division
Pittsburgh Penguins, 5. Platz, 91 Punkte (40-31-11)
Ein leicht zu reparierender Betriebsunfall oder womöglich doch eine Götterdämmerung? Dieser Frage werden die Verantwortlichen der Penguins in den nächsten Tagen und Wochen sicher ausführlich nachgehen, wenn sie das vorzeitige Saisonaus analysieren. Fakt ist, dass der überwiegende Teil der Stammbelegschaft die 30 Jahre überschritten hat, allen voran die beiden Stürmerstars Sidney Crosby (35) und Evgeni Malkin (36). Eine zeitnahe Verjüngung der Mannschaft mit Nachwuchsspielern oder ligaerprobten Akteuren im Alter zwischen 23 und 28 Jahren tut dringend not. Sonst droht tatsächlich ein schleichender Niedergang.
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Washington Capitals, 6. Platz, 80 Punkte (35-37-10)
Für die Capitals gilt im Grunde das Gleiche wie für die Penguins. An den Leistungsträgern der vergangenen Jahre, wie Alex Ovechkin, Nicklas Backstrom, John Carlson oder T.J. Oshie, die maßgeblich für den Triumph im Stanley Cup 2018 sorgten, nagt der Zahn der Zeit. Längere Verletzungspausen sind die Folge. Das Management der US-Hauptstädter muss sich etwas einfallen lassen, um zu verhindern, dass der Klub in der stark besetzten Division nicht dauerhaft ins Hintertreffen gerät.
Philadelphia Flyers, 7. Platz, 75 Punkte (31-38-13)
Nach einem Jahr hat Coach John Tortorella noch nicht die richtige Formel gefunden, um die Flyers auf Vordermann zu bringen. Schwächen in der Defensive und bei Auswärtsspielen sind zwei Baustellen, die er mit seinen Schützlingen in der Vorbereitung auf die neue Saison unbedingt angehen muss, wenn der Erfolg nach Philadelphia zurückkehren soll. Darüber hinaus ist in der Offseason die eine oder andere personelle Veränderung im Kader zu erwarten, vor allem, wenn James van Riemsdyk keinen Anschlussvertrag unterzeichnet.
Columbus Blue Jackets, 8. Platz, 59 Punkte (25-48-9)
Die Zeiten, in denen sich die Blue Jackets zum Favoritenschreck in der Division und den Playoffs aufschwangen, sind vorbei. Ob und wann sie wiederkommen, steht in den Sternen. Trainer Brad Larsen ist es in seiner zweijährigen Amtszeit nicht gelungen, aus dem Team einen Playoff-Anwärter zu machen. Daran konnte selbst die spektakuläre Verpflichtung von Johnny Gaudreau nichts ändern, der vor der Saison als Free Agent zum Klub aus Ohio gekommen war. Immerhin beendete er die Saison als teaminterner Topscorer mit 73 Punkten. Der Schweizer Verteidiger Tim Berni wird alles daransetzen, seinen Stammplatz, den er seit Anfang Dezember innehat, zu verteidigen.
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WESTERN CONFERENCE
Central Division
Nashville Predators, 5. Platz, 92 Punkte (42-32-8)
Der zweite Anzug der Predators passt, was die Hoffnung auf eine verheißungsvolle Zukunft nährt. Als in den letzten Wochen der regulären Saison mit Roman Josi, Ryan Johansen, Filip Forsberg und Matt Duchene eine ganze Reihe von Stammkräften ausfiel, sprangen junge Spieler, wie Tommy Novak, Luke Evangelista oder Juuso Parssinen, in die Bresche. Wenn die etablierten Akteure wieder fit sind, hat Trainer John Hynes in der nächsten Saison einen ausgewogenen Kader für einen erneuten Anlauf auf einen Playoff-Spot zur Verfügung.
St. Louis Blues, 6. Platz, 81 Punkte, (37-38-7)
Als der Klub vor der NHL Trade Deadline mit Kapitän Ryan O'Reilly, Vladimir Tarasenko und Ivan Barbashev drei seiner besten Stürmer der vergangenen Jahre abgaben, war das Signal eindeutig: Der Stanley Cup Champion von 2019 plant einen Rebuild. Trainer Craig Berube ist zuzutrauen, dass er diesen erfolgreich gestaltet. Zumindest hat er die darbenden Blues schon einmal aus den Niederungen der Liga zum Gipfel geführt. Ob Torhüter Thomas Greiss erneut als Backup für Jordan Binnington fungiert, ist unklar. Der Vertrag des Füsseners läuft aus.
Arizona Coyotes, 7. Platz, 70 Punkte (28-40-14)
Die Coyotes treten seit langem auf der Stelle und es deutet nichts darauf hin, dass sich dies bald ändert. Um kurz- bis mittelfristig bei der Vergabe der Playoff-Spots im Westen mitreden zu können, müssten sie gewaltig aufrüsten und ihre verheerende Auswärtsschwäche (Matchbilanz 7-25-9 in dieser Saison) überwinden. Trainer Andre Tourigny ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Mit sich im Reinen sein konnte dagegen Verteidiger J.J. Moser. Der Bieler stand in allen 82 Spielen auf dem Eis und dürfte auch in der nächsten Spielzeit in der Defensive gesetzt sein.
Chicago Blackhawks, 8. Platz, 59 Punkte (26-49-7)
Für die Blackhawks beginnt 2023/24 eine neue Zeitrechnung - die nach Jonathan Toews und Patrick Kane. Die beiden Superstars waren die letzten aus der Erfolgsära der 2010er-Jahre. Chicago steht vor einem langwierigen Neuaufbau. Dazu hat nicht zuletzt die inkonsistente Personalpolitik der jüngsten Vergangenheit beigetragen. Es rächt sich jetzt, dass der Klub einige gute junge Stürmer, wie Nick Schmaltz, Alex DeBrincat oder Dominik Kahun wegschickte, die dem Team nun gut zu Gesicht stünden. Einer, dem in den nächsten Jahren die Zukunft in Chicago gehören soll, ist der gebürtige Nürnberger Lukas Reichel.
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Pacific Division
Calgary Flames, 5. Platz, 93 Punkte (38-27-17)
Dass die Flames die Playoffs diesmal knapp verpasst haben, ist zwar ärgerlich, aber beileibe kein Grund für hektische Betriebsamkeit in der Offseason. Der Kader ist stark genug, um in der kommenden Spielzeit einen neuen Angriff zu starten. Luft nach oben besteht fraglos in der Offensive. Mit Tyler Toffoli (73) und Elias Lindholm (64) übertrafen lediglich zwei Spieler die 60-Punkte-Marke.
Vancouver Canucks, 6. Platz, 83 Punkte (38-37-7).
Um ernsthaft in den Kampf um ein Playoff-Ticket einzugreifen, fehlte es den Canucks an Tiefe in der Mannschaft. Die beiden Jungstars Elias Pettersson (102 Punkte) und Quinn Hughes (76) wussten zu überzeugen. Sie brauchen jedoch mehr Unterstützung, wenn das Team zu einem Aspiranten auf einen Platz in der Postseason werden will.
San Jose Sharks, 7. Platz, 60 Punkte (22-44-16)
Wunderdinge sollte man in naher Zukunft nicht von den Sharks erwarten. Dafür hat der Kader durch Trades von Leistungsträgern vom Schlage eines Brent Burns im vorigen Jahr oder von Timo Meier in der laufenden Spielzeit zu viel Substanz verloren. Sollte der Klub auch noch Großverdiener Erik Karlsson traden, würde sich eine weitere schwer zu schließende Lücke auftun. Die Sharks-Verantwortlichen müssen versuchen, sich durch eine umsichtige Einkaufspolitik in allen Bereichen zu verstärken und mit ihren Erst- und Zweitrundenpicks beim NHL Draft 2023 jeweils Treffer zu landen. Auf eine tragende Rolle darf weiterhin der Augsburger Nico Sturm hoffen, der eine solide Premierensaison in San Jose spielte.
Anaheim Ducks, 8. Platz, 58 Punkte (23-47-12)
Talent ist ohne Frage vorhanden in Anaheim. Man denke nur an die beiden Angreifer Trevor Zegras und Mason McTavish. Doch sie allein können es in der Offensive nicht richten. Der Mangel an erfahrenen und durchschlagskräftigen Stürmern war offensichtlich. In dieser Hinsicht gilt es Abhilfe zu schaffen. Der Nachfolger des nach dem letzten Saisonspiels entlassenen Trainers Dallas Eakins ist zunächst in erster Linie als Seelenmasseur gefordert. Er muss einer völlig verunsicherten Mannschaft neues Selbstvertrauen einflößen. Hoffnung gibt die höchste Prozentzahl (18,5) bei der NHL Draft Lotterie mit der Aussicht Top-Talent Connor Bedard ziehen zu können.