Moritz Seider

Diesen Geburtstag hatte sich der deutsche Verteidiger Moritz Seider sicher anders vorgestellt: An seinem 22. Ehrentag am Donnerstag verloren seine Detroit Red Wings mit 6:7 n. P. in der Little Caesars Arena gegen die Buffalo Sabres. Damit haben sie die Stanley Cup Playoffs 2023 rechnerisch verpasst und warten nun schon seit sieben Jahren auf eine Teilnahme an der Endrunde.

Folgenschweres Tief nach der Trade Deadline
Gerne hätte man die häufig gestellte Frage im Umfeld der Red Wings, ob der Umbruch endlich vollzogen ist, bereits in dieser Spielzeit mit einem Ja beantwortet. Nach 78 von 82 Spielen aber steht die traurige Gewissheit, dass es in diesem Jahr erneut nicht gereicht hat.
"Es ist eine schwierige Situation. Dennoch bin ich stolz auf unsere Mannschaft, dass sie sich noch so lange im Playoff-Rennen halten konnte", sagte Detroits Kapitän Dylan Larkin nach der Niederlage gegen Buffalo. "Man konnte alle unsere Emotionen nach der Trade Deadline sehen. Wir haben ein paar Wochen gebraucht, um uns wieder normal zu fühlen, aber wir haben weitergekämpft."
Die Red Wings hatten Anfang März gleich mehrere Spieler abgegeben. Darunter mit Filip Hronek (jetzt Vancouver Canucks) einen wichtigen Verteidiger, mit Tyler Bertuzzi (jetzt Boston Bruins) einen der Top-Stürmer sowie mit Jakub Vrana (jetzt St. Louis Blues) und Oskar Sundqvist (jetzt Minnesota Wild) noch weitere Angreifer für die Tiefe.
Die Folge: In den ersten drei Wochen nach der Trade Deadline (3. März 2023) verlor Detroit acht von elf Spielen (3-8-0), war das zweitschlechteste Team in diesem Zeitraum und fiel im Rennen um die Wildcard-Plätze in der Eastern Conference entscheidend zurück. Zwar konnten die Red Wings in den folgenden sechs Partien viermal gewinnen (4-1-1), doch kam diese Aufholjagd zu spät. Nach dem Sweep in der Saison-Serie gegen die Sabres (0-4) stand das siebte Aus nach der Hauptrunde in Folge fest.

BUF 7, DET 6 - F/SO

Schwache Bilanz gegen die Divisionsrivalen
Doch nicht nur in der Schlussphase, sondern in der gesamten Saison fehlte es dem Team an Konstanz: Im November gingen vier Spiele, im Dezember sechs Spiele am Stück verloren. Ende Februar und Anfang März kam erneut eine Durststrecke von sechs Niederlagen hintereinander hinzu.
Stürmer wie Bertuzzi (29 Spiele) und Vrana (fünf Spiele) waren schon vor ihrem Abgang lange ausgefallen, mit Robby Fabbri (28 Spiele) wurde ein weiterer Schlüsselspieler von Verletzungen zurückgeworfen. Entsprechend kam Detroit nicht über durchschnittlich 3,0 Tore/Spiel (Rang 22) und 28,4 Schüsse/Spiel (geteilter 28. Platz) hinaus. Die Defensive (3,27 Gegentoren/Spiel; 20.) und das Penalty-Killing (78,7 Prozent; T-17.) waren ebenfalls zu anfällig für eine bessere Platzierung.
Hinzu kam eine schwache Ausbeute gegen die direkte Konkurrenz in der Atlantic Division. Von diesen Duellen konnten die Red Wings lediglich neun (9-13-3) gewinnen.
Schlecht war zudem der Umgang mit Führungen: In 42 Spielen traf Detroit zuerst, konnte danach aber nur 54,8 Prozent der Partien gewinnen. Insbesondere im Mittelabschnitt kassierten die Red Wings zu viele Gegentore (74 im ersten, 97 im zweiten, 78 im dritten Drittel). Sie verzeichneten am Ende lediglich 13 Comeback-Siege.

BOS@DET: Seider nutzt einen Konter

Seider ragt heraus, Kasper gibt Debüt, Suters Zukunft offen
Aus DACH-Sicht kamen in dieser Saison gleich drei Spieler zum Einsatz: Neben Moritz Seider (78 Spiele, 5-37-42) waren dies der Österreichische Stürmer Marco Kasper (ein Spiel, 0-0-0) und der Schweizer Angreifer Pius Suter (75 Spiele, 13-10-23).
Seider ragte in seiner zweiten NHL-Saison als Abwehrchef heraus. Nach dem Gewinn der Calder Trophy (bester Rookie 2021/22) war er nicht nur der beste Scorer unter allen Verteidigern in Detroit, sondern teilte auch die meisten Checks aus (181), blockte die meisten Schüsse (181) und erhielt mit großem Abstand die meiste Eiszeit (durchschnittlich 23:13 Minuten/Partie). Selbstredend wurde er häufig in Über- und Unterzahl eingesetzt. Detroit ist in Anspielung auf Seiders Spitznamen längst zu "Mo-Town" geworden.
Kasper wurde nach dem Saisonaus in Schweden (Rögle BK, SHL) zu den Red Wings beordert, verletzte sich aber direkt bei seinem NHL-Debüt.
Suter war einer der Unterzahl-Experten, erzielte zwei Shorthander und wird im Sommer zum Unrestricted Free Agent. Seine Zukunft ist also offen.

FLA@DET: Suter und Perron im Zusammenspiel

Edvinsson nächster Elite-Blueliner
Vor einem krassen Umbruch steht Detroit zwar nicht mehr, doch schreitet der Umbau weiter voran, was auch das Verhalten vor der Trade Deadline erklärt. Durch die dort akquirierten Draftpicks werden die Red Wings beim NHL Draft 2023 zweimal in der 1. Runde, dreimal in der 2. Runde und einmal in der dritten Runde ziehen. 2024 hält Detroit übrigens schon jetzt zwei Picks für die 1. Runde.
Nach dem schlechten sportlichen Abschneiden in den vergangenen Jahren fehlt es aber schon jetzt nicht an starken Nachwuchskräften. Neben Seider zählen Stürmer Lucas Raymond (21) und Verteidiger Simon Edvinsson (20) zu Elite-Talenten. Letzterer gab in dieser Saison sein NHL-Debüt (sieben Spiele, 2-0-2) und bringt mit 1,99 Metern und 98 Kilogramm gute körperliche Voraussetzungen mit. Ferner ist der Linksschütze ein exzellenter Schlittschuhläufer. Edvinsson hat alles, um in naher Zukunft ein Top-Verteidiger in dieser Liga zu werden. Kasper (18), Jonatan Berggren (22), Joe Venelo (23), Filip Zadina (23) und Michael Rasmussen (23) erweitern den breiten Stamm an U23-Spielern (Jahrgang 1999 oder jünger).
Der darüber hinaus bestehende Talente-Pool in Detroit ist enorm. Von den letzten fünf Drafts wurden ein Erstrunden-, zehn Zweitrunden- und sechs Drittrunden-Picks noch nicht für die NHL aktiviert. Darunter befindet sich mit Sebastian Cossa (20) ein vielversprechender Torwart, der auf dieser Position künftig Druck von hinten machen wird, nachdem der vor der Saison als Starter verpflichtete Ville Husso eine eher durchwachsene erste Saison bei den Red Wings spielte (53 Starts, 26 Siege, 3,01 Gegentore/Spiel, 89,9 Prozent Fangquote, vier Shutouts).