Tim Stützle

Für die Ottawa Senators war das Duell bei den Florida Panthers am Donnerstagabend in der FLA Live Arena das Endspiel: Als Verfolger im Rennen um die Wildcard-Plätze in der Eastern Conference hätten sie einen Sieg dringend benötigt. Doch am Ende setzten sich die Panthers deutlich mit 7:2 durch und sorgten so für eine mathematische Gewissheit: Die Stanley Cup Playoffs 2023 werden ohne Ottawa und Tim Stutzle stattfinden.

Schwacher Beginn, starker Mittelteil, schwaches Ende
Es war ein gefühltes Playoff-Spiel in Sunrise im Südosten des Sunshine States. Für die Panthers galt es, den hart-erkämpften Wildcard-Rang zu verteidigen. Für die Senators, die sich seit Wochen tapfer im Rennen hielten, zählte nur noch ein Sieg, um die Hoffnung am Leben zu erhalten. Nach 60 Minuten Eishockey und 166 Strafminuten aber stand ein 7:2 für Florida auf der Anzeigetafel, das zwar weniger Schüsse abgegeben hatte (30:58), dafür aber im Powerplay effektiver war (FLA: 3/6; OTT: 0/6).
"Das war ein verrücktes Spiel", sagte Senators-Stürmer Drake Batherson. "Wir hatten viele Schüsse und gute Chancen, die in einem anderen Duell vielleicht reingehen."
"Das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wider. Das weiß jeder", analysierte auch Ottawas Trainer D.J. Smith. "Sie hatten das Scheibenglück und wir haben keinen Weg gefunden, Tore zu schießen."
Die Aufholjagd der Kanadier kam damit zum Ende. Die Hypothek des Fehlstarts in den ersten zwei Monaten der Saison (Oktober und November: 8-13-1, Rang 28) konnte trotz eines furiosen Comebacks zwischen Dezember und Februar (22-13-3, 8.) nicht wettgemacht werden. Zum Schluss der Saison ging Ottawa die Luft aus: Im März und April konnten nur noch sieben Spiele gewonnen werden (7-9-3, 22.), zuletzt torpedierten vier Niederlagen in Folge (0-2-2) eine erneute Rückkehr ins Playoff-Rennen.

Norris-Verletzung und sieben verschiedene Goalies
Schwer wog wie bei vielen bereits eliminierten Mannschaften das Verletzungspech. Im Falle der Senators schlug dieses insbesondere auf der Torhüter-Position gnadenlos zu. So musste Ottawa in der laufenden Spielzeit sage und schreibe sieben verschiede Torhüter einsetzen. Neben dem eigentlichen Starter Cam Talbot (35 Spiele, 90 Prozent Fangquote) und Backup Anton Forsberg (28 Spiele, 90,2 Prozent) standen Mads Sogaard (17 Spiele, 88,7 Prozent), Kevin Mandolese (drei Spiele, 91,6 Prozent), Dylan Ferguson (zwei Spiele, 94 Prozent), Leevi Merilainen (zwei Spiele, 87,8 Prozent) und Magnus Hellberg (ein Spiel, 93,5 Prozent) zwischen den Pfosten.
Ein herber Rückschlag waren außerdem zwei schwere Verletzungen von Josh Norris. Der Mittelstürmer konnte gerade einmal acht Spiele absolvieren. Ottawa ging damit Qualität in der Spitze verloren, die nur schwer aufzufangen war.
In Sachen Offensive (3,11 Tore/Spiel, 19.), Defensive (3,29 Gegentore/Spiel) und Penalty-Killing (80,9 Prozent, 13.) landeten die Senators ligaweit im Mittelfeld. Mit 23,9 Prozent Erfolgsquote im Powerplay und im Schnitt 33,4 abgegebenen Torschüssen pro Partie belegten sie jeweils Rang sieben. Für das Scheitern sind also vor allem die vielen Ausfälle sowie ein schlechter Start und ein schwaches Ende als Hauptgründe anzuführen.

Cam Talbot

Stützles beeindruckende Entwicklung
Trotz der schwierigen Bedingungen blühte vor allem ein deutsches Talent auf: Tim Stutzle entwickelte sich in dieser Saison zum unangefochtenen Nummer-1-Center und zum Gesicht der Senators. Der 21-Jährige aus Viersen wurde stabiler, robuster, hob sein Tempo, seine Explosivität und Kreativität noch einmal auf ein höheres Niveau und punktete wie am Fließband. Stützle ist längst ein Führungsspieler und stellte interne Saisonbestwerte in Sachen Tore (37), Assists (47), Punkte (84), Unterzahl-Tore (3, wie Austin Watson) und Eiszeit pro Spiel unter den Stürmern (21:12 Minuten) auf und war in allen wichtigen Situationen auf dem Eis.
Ab der kommenden Saison läuft Stützles neuer Achtjahresvertrag. Mit einem Gesamtvolumen von 66,8 Millionen US-Dollar (im Schnitt 8,35 Mio. pro Jahr) wird er der Bestverdiener in seiner Mannschaft sein. Rendite aber warf 1,84 Meter große Linksschütze schon jetzt ab und gilt als künftiger Superstar in der NHL.

PHI@OTT: Stützle bringt die Senators in Führung

Viel Talent für eine rosige Zukunft
Hinter Stützle (21), Norris (23) und Batherson (24) haben die Senators noch weitere vielversprechende Talente im Kader. So zum Beispiel die Stürmer Ridley Greig (20), Shane Pinto (22), Egor Sokolov (22) und Parker Kelly (23) sowie die Verteidiger Jake Sanderson (20), Tyler Kleven (21), Jacob Bernard-Docker (22) oder Erik Brannstrom (23). Alle genannten Spieler konnten in dieser Saison schon wertvolle Erfahrungen in der NHL sammeln, was ihrer Entwicklung dienlich sein dürfte.
Hinzu kommen bereits gedraftete Spieler wie Roby Jarvantie (20, Draft 2020, 2. Runde, 33. Stelle), Tyler Boucher (20, Draft 2021, 1. Runde, 10. Stelle), Zack Ostapchuk (19, Draft 2021, 2. Runde, 39. Stelle), Ben Roger (20, Draft 2021, 2. Runde, 49. Stelle), Oliver Johansson (19, Draft 2021, 3. Runde, 74. Stelle) oder Filip Nordberg (19, Draft 2022, 2. Runde, 64. Stelle), die bislang noch nicht in der NHL zum Einsatz kamen.
Mit der Akquise von Elite-Verteidiger Jakob Chychrun (25) kurz vor der NHL Trade Deadline gelang Ottawa ein weiterer Coup. Gelingt nun noch die Vertragsverlängerung mit Flügelflitzer Alex DeBrincat (25), dürften die Senators in der nächsten Saison deutlich besser aus den Startlöchern kommen.
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