Der große Saisonrückblick: Lukas Reichel 

In einer Serie blickt NHL.com/de auf die Saison 2023/24 der Spieler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich sowie weiterer Stars der Liga zurück.

In dieser Ausgabe: Lukas Reichel (Chicago Blackhawks)

Am 7. Mai unterschrieb Lukas Reichel einen neuen Vertrag über zwei Jahre für 2,4 Millionen US-Dollar bei den Chicago Blackhawks. Das neue Angebot kam nach einer Saison, die für den jungen Stürmer aus Nürnberg sicherlich nicht ideal lief. Doch es gab genug positive Seiten, um General Manager Kyle Davidson zu überzeugen.

Chicago hatte Reichel in der ersten Runde beim NHL Draft 2020 mit dem 17. Pick ausgewählt. Nach einer weiteren Saison bei den Eisbären Berlin ging es nach Nordamerika. Aber in den ersten beiden Spielzeiten auf dem neuen Kontinent kam der Außenstürmer nur begrenzt zu Einsätzen in der NHL. 2021/22 waren es elf Spiele, im Jahr darauf 23. In der Saison 2023/24 sollte Reichel endlich der Sprung in die Stammbesetzung der Blackhawks gelingen.

Schwieriger Start und erste Erfolge

Reichel stand zum Saisonauftakt am 10. Oktober in der Aufstellung. Insgesamt gestaltete sich die Startphase jedoch schwierig. In den ersten neun Spielen wartete der 22-Jährige vergeblich auf den ersten Punkt der Saison. Chicago tat sich allerdings generell nicht leicht. Das Team befindet sich im Neuaufbau.

Am 4. November folgte für Reichel der Befreiungsschlag. Bei einem 5:2-Sieg gegen die Florida Panthers bereitete er gemeinsam mit dem Schweizer Philipp Kurashev das 2:0 durch Nikita Zaitsev in der 10. Spielminute vor. Die Vorlage schien den Knoten zum Platzen gebracht zu haben, denn Reichel strahlte mit neuem Selbstbewusstsein mehr Torgefahr aus. Drei Spiele danach folgte ein weiterer Assist und noch eine Partie später gab es das erste Saisontor zu feiern. Bei einer 2:4-Niederlage gegen die Tampa Bay Lightning lenkte Reichel im Powerplay den Puck nach einem Zuspiel von Kurashev in der 13. Spielminute direkt ins Tor. Von 4. bis 19. November verbuchte das deutsche Offensivtalent vier Punkte in sieben Spielen.

Zwischen AHL und NHL

Trotz aller Bemühungen wollten die Punkte für Reichel nicht konstant kommen. Mitte Februar stand er nach 50 Spielen bei zehn Punkten (3 Tore, 7 Assists) und wurde wieder in die American Hockey League zu den Rockford IceHogs beordert. Dort war er einen Monat lang einer der großen Leistungsträger des Teams und steuerte in neun Spielen sieben Punkte (1 Tor, 6 Assists) bei.

Diese Ausbeute führte dazu, dass Reichel für die letzten 15 Partien der Saison wieder für die Blackhawks antreten durfte. In der AHL schien er Selbstbewusstsein und Energie getankt zu haben, denn auf der Zielgeraden verbesserte sich seine Bilanz deutlich. Er fügte seiner Scorerbilanz weitere sechs Punkte (2 Tore, 4 Assists) hinzu.

„Mir gefällt, wie er sich auf dem Eis gibt. Er sollte jedoch von Anfang an bereit sein. Er kommt immer besser ins Spiel, arbeitet auch gut nach hinten und erspielt sich immer wieder seine Chance“, erklärte Chicagos Trainer Luke Richardson.

Ausrufezeichen in Playoffs und WM

Nach dem Aus für Chicago ging es mit den IceHogs in die Playoffs um den Calder Cup. Dort war zwar bereits nach vier Spielen Schluss, aber Reichel überzeugte mit zwei Treffern und zwei Vorlagen.

Durch das frühe Ausscheiden bekam er die Gelegenheit, bei der IIHF WM 2024 für Deutschland aufzulaufen. Seine Ausbeute war dort ähnlich stark wie in den Playoffs. Mit sieben Punkten (3 Tore, 4 Assists) in sechs Spielen wusste Reichel zu überzeugen.

„Er muss natürlich noch an seiner Physis arbeiten, das ist aber ganz normal in diesem Alter. Wir haben ihm auch gezeigt, was er in bestimmten Situationen gut macht. Zweikämpfe in der neutralen Zone, wären zum Beispiel eine Sache, über die er nachdenken und an der er arbeiten kann. Es liegt an uns, dass er das im Spiel umsetzt, was wir im Training machen. Wenn das Spiel beginnt, müssen wir als Team bereit sein. Das Gleiche gilt für einen Einzelspieler wie Lukas“, so Coach Richardson.

Insgesamt waren Reichels Zahlen in der abgelaufenen Saison nicht überragend, der starke Schlussspurt bewies aber sein hohes Potenzial, was von Chicago mit dem neuen Vertrag belohnt wurde. In der kommenden Saison wird Reichel ein Kandidat für den Durchbruch sein.