DEL Tech

In der DEL-Saison 2022/23 kommt ligaweit eine neue Technology der finnischen Firma Wisehockey zum Einsatz: Durch Puck- und Spielertracking werden in Bruchteilen von Sekunden Daten erhoben. Diese Statistiken sollen Trainer bei ihrer Arbeit unterstützen und Fans ein noch kompletteres Eishockey-Erlebnis ermöglichen.

Neu: Der Chip im Puck
Zur neuen Saison wird in jedem Spielpuck ein Chip eingebaut sein. Auch die Spieler tragen einen solchen in ihrer Ausrüstung. Damit wird das Tracking, das sonst über Kameras lief, vereinfacht, präzisiert und visualisiert. "Einzigartig an dieser Technologie ist, dass es niemanden vor Ort braucht, der die Technik bedienen oder Daten manuell übertragen muss. Alles läuft vollautomatisch und in Echtzeit, denn es braucht nur 200 Millisekunden, um Statistiken zu erheben", erklärt Miska Kuusisto, der Vizepräsident von Wisehockey. "Es spart also Zeit und minimiert Fehler. Außerdem haben wir jetzt die Möglichkeit, coole Dinge zu machen."
Eishockey ist eine Sportart, in der Statistiken schon immer eine große Rolle spielen. Jetzt können völlig neue Daten erhoben werden, die bislang zumindest in der DEL nicht zu sehen waren. Dazu zählen etwa die Geschwindigkeiten von Schüssen und Pässen, verdeckte Schüsse, zurückgelegte Kilometer der einzelnen Spieler oder die Positionierung und Puckbewegung auf dem Eis in bestimmten Situationen wie etwa im Powerplay.

PlayerTracker

Trainer bekommen Unterstützung beim Coaching
Von den neuen Statistiken, die diese Datenkrake erhebt, sollen unter anderem auch die Trainer profitieren. So ist etwa schematisch darstellbar, wie sich die Spieler auf dem Eis bewegen und verhalten, welcher Spieler gerne wie oft wohin passt oder aus welchen Winkeln bestimmte Akteure gerne schießen.
"Es gibt viele Optionen, denn es gibt endlose Daten, die helfen können", so Kuusisto. "Wohin bewegt sich der Puck? Wo ist ein Tor am wahrscheinlichsten? Wer soll den Pass bekommen? Macht ein anderer Spieler in einer Situation mehr Sinn? Wer positioniert sich wo, wenn die blaue Linie überquert wird? Die Analysten werden froh über diese Datenmengen sein. Jetzt müssen die Teams ihren eigenen Weg finden, damit zu arbeiten."

Laptop

Fans sollen besser unterhalten werden
Und auch die Fans sollen profitieren: Immerhin wird es überall dort, wo die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, möglich sein, Zahlen mit den Zuschauern zu teilen, etwa auf der Anzeigetafel, dem Videowürfel oder den LED-Banden im Stadion.
"Es kann zum Beispiel sekundenschnell ausgegeben werden, dass ein Schuss mit 120 km/h abgefeuert wurde", erklärt Kuusisto. "Außerdem können automatisch Ranglisten wie die schnellsten Schüsse kreiert und angezeigt werden. Manche Teams planen auch, diese Statistiken als Second Screen über das Smartphone zu teilen. Wir können also auch jüngere Zuschauer ansprechen. Sie kommen sicherlich nicht wegen diesen Daten in die Arena, aber es kann das Event verbessern, Pausen interessanter gestalten und das Spiel verrückter machen."
Doch nicht nur in Echtzeit auf Puckhöhe, sondern auch in der Nachbetrachtung sollen die Klubs den Fans einen Mehrwert bieten können. "Teams können Geschichten erzählen und Informationen anzeigen. Die Nordamerikaner sind beispielsweise sehr gut in diesem Storytelling. Wir wollen das unterstützen und geben den Mannschaften bewusst vollen Zugang. Es ist wichtig für das deutsche Eishockey, dass wir hier etwas einzigartiges schaffen und mehr bieten können. Es gibt keine Grenzen", glaubt Kuusisto.

DET Fans

Zuschauer müssen Pucks zurückgeben
Die neue Technologie hat allerdings auch einen kleinen Haken. Anders als früher, als auf den Tribünen gelandete Pucks von Fans aufgesammelt wurden, dürfen diese das Spielgerät künftig nicht mehr behalten. Durch den Chip im Puck wäre es zu kostspielig, die Scheiben zu verschenken. Viele Vereine haben aber bereits eine Lösung gefunden und wollen die gechippten Pucks gegen optisch gleichaussehende Scheiben austauschen, damit die Zuschauer nicht auf dieses beliebte Souvenir verzichten müssen.
Eine große Leidenschaft für Eishockey bringt übrigens auch Kuusisto mit: "In Finnland hat jeder etwas mit Hockey zu tun. Ich komme aus Tampere, habe selbst 15 Jahre Hockey gespielt und schaue oft zu, denn mein Lieblingsteam kommt von hier", erzählt Kuusisto. "Ich verfolge auch alle Finnen in der NHL. In den 80er Jahren habe ich insbesondere die Edmonton Oilers mit Jari Kurri und Wayne Gretzky verfolgt. Auch jetzt haben wir wieder viele gute Spieler in der NHL: Aleksander Barkov und Patrik Laine kommen auch aus Tampere. Sebastian Aho oder Miro Heiskanen sind ebenfalls großartige Spieler. Seitdem ich Eishockey zu meinem Beruf gemacht habe, ist es für mich sogar noch interessanter."
Fotos: Wisehockey