Draisaitl  EDM at the rink podcast

In der Western Conference ist die Leistungsdichte an der Spitze beeindruckend. Der Stanley Cup Finalist diesen Jahres Edmonton Oilers dürfte als großer Favorit in die neue Saison 2024/25 starten, dahinter werden sich Dallas Stars, Colorado Avalanche, Vancouver Canucks und Winnipeg Jets ein enges Rennen liefern. Das „Dark Horse“, also das Zeug zu einer Überraschung haben die Nashville Predators dank ihrer klugen Einkaufspolitik im Sommer mit dem einen oder anderen Joker in der Hinterhand. Spannend wird auch der Kampf um die Wildcard-Plätze sowie die Entwicklung der jungen Teams mit viel Talent am Tabellenende. NHL.com/de hat jede der 16 Mannschaften unter die Lupe genommen…

Dallas Stars
Dallas hat über die letzten Jahre eine Mannschaft gebaut, die absolut in der Lage ist, um einen Stanley Cup mitspielen zu können. Mit Stürmer Joe Pavelski (Karriereende) sowie den Verteidigern Chris Tanev, Jani Hakanpaa (beide Toronto Maple Leafs) und Ryan Suter (St. Louis Blues) gingen wichtige Routiniers von Bord. In der Abwehr konnten sich die Stars auch mit der Akquise von Matt Dumba nicht verbessern, hoffen jedoch in allen Mannschaftsteilen auf eine weiterhin steile Entwicklung der vielversprechenden Talente Thomas Harley, Wyatt Johnston oder Logan Stankoven. Die Center-Tiefe der Texaner ist beeindruckend, zudem verfügen sie über viel Qualität in den Top-6-Sturmreihen (Roope Hintz, Jason Robertson, Johnston, Matt Duchene, Tyler Seguin, Mason Marchment) und haben mit Torwart Jake Oettinger einen Unterschiedsspieler zwischen den Pfosten.

COL@DAL R2, Gm2: Hintz trifft aus spitzem Winkel

Winnipeg Jets
Die Jets konnten kaum nennenswerte Neuzugänge an Land ziehen und haben durch die Abgänge von Brenden Dillon (New Jersey Devils) und Nate Schmidt (Florida Panthers) an Tiefe in der Verteidigung sowie mit Tyler Toffoli (San Jose Sharks) und Sean Monahan (Columbus Blue Jackets) an Qualität im Sturm verloren. Winnipeg vertraut auf seinen Kern und damit auf eine eingespielte Mannschaft. Kyle Connor und Mark Scheifele sollen den Sturm anführen und wissen viele weitere Angreifer mit einer engen Leistungsdichte hinter sich. Dazu zählt etwa auch der Schweizer Nino Niederreiter, der eine Middle-6-Rolle einnehmen wird. Im Tor steht mit Connor Hellebuyck der Vezina-Trophy-Gewinner der Vorsaison.

Vancouver Canucks
Die Canucks waren der Senkrechtstarter aus der Vorsaison, was viel mit Trainer Tocchet sowie den Leistungsträgern J.T. Miller, Elias Pettersson, und dem wieder erstarkten Brock Boeser zu tun hatte. Mit der Verpflichtung des schnellen Stürmers Jake DeBrusk (Boston Bruins) und dem physisch starken Defensivverteidigers Vicent Desharnais (Edmonton Oilers) wird der Konkurrenzkampf geschürt. Der Schweizer Pius Suter will eine starke Vorsaison bestätigen. In der Verteidigung verfügt Vancouver mit dem mobilen Norris-Trophy-Gewinner Quinn Hughes und dem hart-schießenden Filip Hronek über eines der besten Abwehr-Tandems der Liga. Ein Fragezeichen steht hinter dem verletzungsanfälligen Starter Thatcher Demko, hinter dem sich Arturs Silovs und Kevin Lankinen als Vertreter in Stellung bringen.

EDM@VAN R2, Gm2: Pettersson schießt nach Vorlage von Miller ein Überzahl-Tor

Colorado Avalanche
In Colorado wird viel vom Gesundheitszustand zweier Leistungsträger abhängen: Kapitän Gabriel Landeskog hat nach einer komplizierten Knie-OP (Knorpeltransplantation) seit dem 26. Juni 2022, dem Tag des Gewinns des Stanley Cup, also seit über zwei Jahren kein NHL-Spiel mehr absolviert. Kommt der Schwede wieder zurück? Auch Sturmkollege Valeri Nichushkin ist beim Saisonstart bis mindestens November gesperrt. Diesen Qualitätsverlust gilt es nun aufzufangen. Allen voran sind hier Nummer-1-Center Nathan MacKinnon und Flügelstürmer Mikko Rantanen gefordert. In der Defensive verfügt die Avalanche mit Cale Makar und Devon Toews über zwei Verteidiger aus dem obersten Regal.

Edmonton Oilers
Nach einem Katastrophen-Start in der Vorsaison werden die Oilers vermutlich besser aus den Startlöchern kommen und treten von Beginn an mit Erfolgscoach Kris Knoblauch an. Außerdem hat Edmonton nach der knappen Niederlage im Stanley Cup Finale 2024 (3-4 gegen die Florida Panthers) Blut geleckt und wollen den bitteren Schmerz als Antrieb nutzen, um den letzten Schritt zu gehen. Mit Connor McDavid und dem Deutschen Leon Draisaitl verfügen die Oilers über zwei der besten Eishockeyspieler der Welt und über zwei Superstars, die jederzeit den Unterschied machen können. Draisaitl erhält mit den Neuzugängen Jeff Skinner (Buffalo Sabres) und Viktor Arvidsson (Los Angeles Kings) zwei vielversprechende Reihenkollegen. Schwer wiegen die Abgänge von Dylan Holloway und Philip Broberg, die aufgrund der Gehaltsobergrenze via Qualifying Offer an die St. Louis Blues abgetreten werden mussten. Ein Fragezeichen steht hinter der Defensive: Mit Mattias Ekholm und Evan Bouchard sticht die Top-2-Verteidigung mit enormer Qualität heraus, dahinter wird es allerdings luftig. Auch Torwart Jeff Skinner muss seine Final-Form konstant aufs Eis bringen. Edmonton ist ein absoluter Titel-Anwärter.

EDM@SEA: Draisaitl empfängt einen feinen Pass von McDavid und erzielt ein Powerplay-Tor

Nashville Predators
Kein anderes NHL-Team hat sich so klangvoll verstärkt, wie die Predators: Nashville holte mit Steven Stamkos (Tampa Bay Lightning) und Jonathan Marchessault (Vegas Golden Knights) zwei Stanley Cup Champions für den Sturm sowie mit Brady Skjei (Carolina Hurricanes) einen gestandenen Verteidiger, der an der Seite des Schweizer Kapitäns Roman Josi auflaufen dürfte. Unglaublich aber wahr: Trotz dieser Shopping-Tour im Sommer halten die Predators noch drei Erstrunden- (!) und zwei Zweitrunden-Picks für den NHL Draft 2025 in der Hinterhand, um den Kader zur Trade-Deadline noch einmal fulminant aufwerten zu können. Superstars wie Stürmer Filip Forsberg oder Torwart Juuse Saros schüren große Hoffnungen, dass Nashville das „Dark Horse“ in dieser Saison sein könnte.

Los Angeles Kings
Wirklich verbessert haben sich die Kings über den Sommer nicht. Entsprechend dürfte L.A. ein Kampf um die Wildcard-Plätze in der Western Conference erwarten. Durch den Ausfall von Kapitän und Abwehrchef Drew Doughty (Knöchelbruch) droht gar ein Stolperstart, denn in der Verteidigung fehlt es an Qualität und Tiefe. Abgesehen von der Center-Tiefe (Anze Kopitar, Quinton Byfield, Phillip Danault, Alex Turcotte) braucht Los Angeles mehr Torgefahr auf den Außen. Der Schweizer Flügelflitzer Kevin Fiala wird die Kings nicht im Alleingang in die Playoffs schießen können.

Vegas Golden Knights
Einen größeren Umbruch haben die Golden Knights hinter sich, immerhin verabschiedeten sich mit Logan Thompson (Washington Capitals), Alec Martinez (Chicago Blackhawks), Jonathan Marchessault (Nashville Predators) und Chandler Stephenson (Seattle Kraken), William Carrier (Carolina Hurricanes) und Michael Amadio (Ottawa Senators) gleich mehrere Stanley-Cup-Helden von 2023. Die Hoffnungen ruhen auf den Neuzugängen Ilya Samsonov (Toronto Maple Leafs), Alexander Holtz (New Jersey Devils) und Victor Olofsson (Buffalo Sabres). Auch der Schweizer Goalie Akira Schmid wechselte im Sommer nach Las Vegas. Nach wie vor besitzen die Golden Knights über eine enorme Tiefe, insbesondere auf der Center-Position mit Mittelstürmern wie Jack Eichel, William Karlsson, Tomas Hertl und Brett Howden. In seiner achten NHL-Saison sollte sich Vegas zum siebten Mal für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren können.

CHI@NJD: Holtz gleicht im zweiten Drittel aus

St. Louis Blues
Beim Blues könnte zeitnah ein Umbruch ins Haus stehen. Mit Philip Broberg und Dylan Holloway (beide kamen über Qualifying Offers von den Edmonton Oilers) wurde für eine kleine Blutauffrischung gesorgt. Insgesamt aber wirkt der Kader nicht ausbalanciert genug, um oben anzugreifen zu können. St. Louis dürfte vor der Trade Deadline also eher als Verkäufer auftreten, um das Team weiter zu verjüngen.

Minnesota Wild
Minnesota flog in der Offseason ein wenig unter dem Radar und fiel weder durch spektakuläre Neuzugänge noch durch schmerzvolle Abgänge auf. Immens wichtig war die Vertragsverlängerung von Abwehr-Senkrechtstarter Brock Faber. Star der Mannschaft ist Scharfschütze Kirill Kaprizov. Mit Hochspannung wird erwartet, wie sich der Österreicher Marco Rossi weiter entwickeln wird. Im Tor geht Filip Gustavsson als Starter in die Saison, Backup Marc-André Fleury bestreitet sein letztes Jahr in der NHL. Ob dies mit einer Playoff-Qualifikation enden wird, ist fraglich.

Calgary Flames
Die Flames stehen vor einer denkbar schweren Saison: Mit Jacob Markstrom (New Jersey Devils) verlor Calgary seinen Nummer-1-Torwart und fiel ansonsten nicht mit prominenten Neuverpflichtungen auf, am ehesten ist hier noch Anthony Mantha (Vegas Golden Knights) zu nennen. Im Tor hat sich der junge Dustin Wolf (23) viel vorgenommen, dürfte aber eine stressige Saison erleben. Warum? Weder in der Spitze noch in der Tiefe verfügen die Flames über eine Mannschaft, die ernsthaft ins Playoff-Rennen eingreifen kann. Vielmehr droht vor der Trade-Deadline der Ausverkauf und ein Rebuild ab dem nächsten Sommer.

Seattle Kraken
Die Kraken gehen in ihre vierte NHL-Saison und möchten sich zum zweiten Mal für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren. Diesen Wunsch untermauerte das Management durch die Verpflichtung der beiden Stanley Cup Champions Brandon Montour (Florida Panthers) und Chandler Stephenson (Vegas Golden Knights), die die Qualität in der Spitze anheben sollen. Für die Tiefe entwickelte Seattle zahlreiche Talente im AHL-Farmteam Coachella Valley Firebirds. Von dort kommt auch das neue Trainergespannt um Headcoach Dan Bylsma und der ersten NHL-Co-Trainerin überhaupt, Jessica Campbell. Im Tor tritt der Deutsche Philipp Grubauer in Konkurrenzkampf mit Joey Daccord. Mit den Kraken ist wieder zu rechnen, zumindest für den Kampf um die Wildcard-Plätze.

Utah Hockey Club
Wie sehr beflügelt den Utah Hockey Club die erste Saison ihrer NHL-Geschichte? Der Kader spielte im Vorjahr noch unter dem Namen Arizona Coyotes und war damals noch kein ernstzunehmender Playoff-Kandidat. Königstransfer im Sommer war Verteidiger Mikhail Sergachev der mit der Empfehlung von zwei Stanley-Cup-Titeln aus Tampa kam. Mit Bottom-Six-Stürmer Kevin Stenlund kam ein weiterer, frisch gebackener Stanley Cup Champion aus Florida. Im Vordergrund aber steht die Weiterentwicklung bereits vorhandener Talente wie Logan Cooley (20), Dylan Guenther (21) oder Josh Doan (22). Auch der deutsche Nationalverteidiger Maksymilian Szuber (22) kämpft um einen Platz im NHL-Kader. All das wird aber noch Zeit brauchen. Utah wird sich verbessern, doch die Playoffs kommen wohl noch zu früh.

Anaheim Ducks
Die Ducks sind mit ihrem jungen Kern zusammengeblieben und hoffen nach sechs Jahren ohne Playoffs, wieder ein Stückchen näher an die begehrten Plätze heranzurücken. Diese Hoffnung nähren Talente wie die Stürmer Trevor Zegras (23), Leo Carlsson (19), Cutter Gauthier (20) und Mason McTavish (21) oder die Verteidiger Olen Zellweger (21) und Pavel Mintyukov (20). Ob die Abwehr um den neuen Kapitän Radko Gudas aber stark genug ist, um die offensivstarken Top-Teams in der Western Conference zu stoppen, ist fraglich. Anaheim macht einen Schritt in die richtige Richtung, ist für eine Playoff-Qualifikation aber noch weit entfernt.

Chicago Blackhawks
In Chicago schaut natürlich jeder auf Superstar Connor Bedard (19). Dieser könnte mit den beiden klangvollen Neuzugängen Teuvo Teravainen (Carolina Hurricanes) und Tyler Bertuzzi (Toronto Maple Leafs) zwei neue Reihenkollegen bekommen. Auch der Deutsche Lukas Reichel und der Schweizer Philipp Kurashev hoffen auf einen Platz in den Top-6-Sturmreihen. Der Trend zeigt bei den Blackhawks nach oben, doch sind die Verteidigung, trotz der Akquise von Stanley-Cup-Champion Alec Martinez (Vegas Golden Knights) und das Goaltending nicht gut genug, um nach vier Jahren ohne Playoffs dorthin zurückzukehren zu können.

San Jose Sharks
Jugend forscht ist das Motto in San Jose in der kommenden Saison: First-Overall-Pick Macklin Celebrini (18) und Fourth-Overall-Pick Will Smith (19) könnten die Center-Position in den ersten beiden Reihen ausfüllen. Hinzu kommen weitere Top-Talente wie die Stürmer William Eklund (21) und Thomas Bordeleau (22) oder der neue Torwart Yaroslav Askarov (22, Nashville Predators). Als Vorbild soll der deutsche Musterprofi Nico Sturm dienen, der Augsburger könnte in einer Reihe mit Rückkehrer Barclay Goodrow (New York Rangers) und Ty Dellandrea (Dallas Stars) auflaufen. Der Gesundheitszustand von Kapitän Logan Couture bleibt weiter ungewiss. Die Achillesferse der Sharks ist die Verteidigung. Ob die Neuzugänge Jake Walman (Detroit Red Wings) und Cody Ceci (Edmonton Oilers) die Defensive wirklich aufwerten können, bleibt abzuwarten. San Jose hat die Talsohne wohl durchschritten, wird die Playoffs aber im sechsten Jahr in Folge verpassen und stattdessen den Rebuild weiter vorantreiben.