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Die Winnipeg Jets (43-19-5) zählen zu den größten Überraschungen in der Saison 2023/24. Ein Grund für den unerwarteten Erfolg ist der Schweizer Nino Niederreiter, der in der dritten Sturmreihe sowohl wichtige Defensivarbeit verrichtet, aber auch vorne Gefahr entfacht. Vor dem Auswärtsspiel bei den New York Rangers sprach der Schweizer exklusiv mit NHL.com/de über den Lauf der Jets, den Kampf um die Tabellenführung in der Central Division und die vielleicht beste dritte Reihe in der NHL.

Jets schlagen zu und wollen durchstarten

Trotz klangvoller Konkurrenz von Colorado Avalanche und Dallas Stars führt derzeit die Winnipeg die Tabelle in der Central Division an. Die Jets konnten zwei Spiele in Folge sowie zehn der letzten 14 Partien gewinnen (10-4-0). 

Klar, dass General Manager Kevin Cheveldayoff vor der Trade Deadline noch einmal kräftig investierte und mit Sean Monahan (Montreal Canadiens) und Tyler Toffoli (New Jersey Devils) zwei schlagfertige Verstärkungen via Trade akquirierte.

„Wir hatten schon vorher eine gute Mannschaft, aber jetzt, mit den Neuzugängen, die wir bekommen haben, sind wir ein noch viel besseres Team“, betont Niederreiter. „Wir freuen uns darüber, denn das ultimative Ziel ist, tief in den Playoffs vorzustoßen und den Stanley Cup zu gewinnen. Das wusste auch unser GM.“

Der „Deadline Day“ brachte nicht nur für Fans, sondern auch für die Spieler selbst eine Menge Spannung.  „Du weißt nie, was vor der Trade Deadline noch passiert und bist immer froh, wenn dieser Tag vorbei ist und du weißt, wie dein Team aussehen wird“, erklärt Niederreiter. „Du willst die neuen Jungs schnell kennenlernen und sie willkommen heißen, denn ich weiß, wie es sich in dieser Position anfühlt.“

Niederreiter selbst kam im Vorjahr kurz vor Transferschluss von den Nashville Predators nach Winnipeg. „Immer, wenn du getradet wirst, weißt du nicht, wie es laufen wird oder wie man sich fühlt. Zum Beispiel, ob einem die neue Heimat gefällt, ob man mit den Mitspielern gut zurechtkommt“, so Niederreiter. 

„Wir waren alle überrascht, dass wir ihn letztes Jahr vor der Deadline bekommen haben“, sagt Mitspieler Adam Lowry. „Er war eine enorm wichtige Verstärkung. Er passt auch neben dem Eis perfekt bei uns rein und ist auch auf dem Eis ein wichtiges Puzzlestück. Es macht Spaß, mit ihm und Mason in einer Reihe zu spielen.“

SEA@WPG: Niederreiter schließt einen Konter gegen Joey Daccord mit einem Tor ab

Niederreiter auf Kurs für seine achte 20-Tore-Saison

Dieser Spaß-Faktor drückt sich auch in Zahlen aus: Niederreiter ist mit einer 18-15-33-Ausbeute aus 67 Spielen der sechstbeste Torjäger und siebtbeste Scorer bei den Jets.

„Er ist so ein guter Spieler in der Offensive und Defensive“, lobt Lowry. „Ein unterschätzter Teil von Ninos Spiel ist, dass er auch ohne den Puck Forechecks fährt und er verteidigen kann, was ihn zu einem so wertvollen Spieler macht. Darüber hinaus ist er kreativ in der Offensive. Er ist auf Kurs für seine achte 20-Tore-Saison. Man findet ihn nicht nur vor dem Tor, sondern kann mit seinem Schuss auch aus dem High-Slot oder der Distanz treffen.“

Nur noch zwei Tore fehlen dem 31-jährigen Flügelstürmer aus Chur, um die Schallmauer von 20 Saisontoren zu durchbrechen. „Es ist immer mein Ziel, diese Marke zu knacken und danach zu schauen, was noch so geht“, sagt Niederreiter. „Es wäre schön, die 20 wieder erreichen zu können.“

Die beste dritte Reihe in der NHL?

Dabei helfen sollen seine Reihen-Kollegen Lowry (10-22-32) und Mason Appleton (12-19-31). Als Trio gelten sie als eine der besten dritten Reihen in der NHL.

„Das gibt uns ein gutes Gefühl. Gleichzeitig wollen wir bescheiden bleiben und sicher gehen, dass wir jeden Tag hart arbeiten, um produktiv zu bleiben und zu bestätigen, was geschrieben wird“, so Niederreiter. „Eines unserer großen Stärken ist, dass wir defensiv sehr stark sind. Wir sind stolz darauf, dass wir uns um die komplette Eisfläche kümmern, dass wir versuchen, Momentum zu bekommen, indem wir den Puck lange in der Offensivzone halten und den Gegner aufarbeiten. Insbesondere in den Heimspielen kümmern wir uns auch um die beste Reihe des Gegners. Es ist unsere Aufgabe, diese Linien kaltzustellen.“

Auch Lowry hat die lobenden Worte aus der Presse vernommen, bliebt aber auf dem Boden: „Es ist schön, das zu hören und dass Leute so über uns denken“, sagt der Center. „Wir genießen das, wollen da draußen weiterhin die Top-Spieler des Gegners frustrieren und zur Offensive beitragen. Es gibt viele gute Spieler und viele gute Reihen in dieser Liga, das ist also ein schönes Kompliment, das wir gerne annehmen.“

WPG@BUF: Niederreiter trifft für die Jets spät im 1. Drittel

Tiefe ist Trumpf

Neben der Niederreiter/Lowry/Appleton-Reihe kann Winnipeg mit Connor/Scheifele/Iafallo sowie Ehlers/Monahan/Toffoli drei gefährliche Top-9-Reihen aufs Eis schicken. Sollte  Gabriel Vilardi (vergrößerte Milz) zurückkehren, verfügt Trainer Rick Bowness über noch eine weitere Option. 

„Das ist unglaublicher Luxus“, findet Lowry. „Unsere Tiefe ist unglaublich wichtig für den Team-Erfolg. Wir haben keine Superstars mit einem hohen Punkteschnitt, wir lösen die Dinge als Kollektiv. Wir haben einen Elite-Torwart (Connor Hellebuyck), einen Elite-Verteidiger in J-Mo (Josh Morrissey) und Scheif (Mark Scheifele) ist ein großartiger Nummer-1-Center, aber wir haben nun mal keine McDavids oder MacKinnons. Wir rollen alle vier Reihen aus und zermürben den Gegner mit allem, was wir haben. Wenn die erste Reihe nicht trifft, dann eben die zweite.“ 

„Wenn du es weit bringen möchtest, dann brauchst du vier gute Reihen“, weiß Niederreiter. „Unsere Linie versucht ihr Bestes, um zu punkten. Auch unsere vierte Reihe hat zuletzt gut getroffen. Das werden wir auch brauchen für einen langen Playoff-Run.“

Winnipeg als West-Primus in die Playoffs?

Im Schlussspurt der regulären Saison wollen die Jets Platz 1 in der Central Division behaupten und nach Möglichkeit auch noch die Vancouver Canucks abfangen, um als bestes Team in der Western Conference abzuschließen.

„Wir haben einen tollen Lauf“, sagt Niederreiter. „Wir wollen den ersten Platz in unserer Division behaupten. Jeder will das. Der Kampf um den Spitzenplatz wird wohl bis zum letzten Spiel gehen. Für uns wird das eine schöne Herausforderung. Manchmal ist es gar nicht so gut, wenn du früh qualifiziert bist und abwarten musst, gegen wen du spielst. So haben wir ein Rennen bis zum Schluss, was gut ist. Wenn wir eine Chance haben, als bestes Team im Westen abzuschließen, dann wollen wir diese auch nutzten. Es wäre großartig.“

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