Es ist so viel Talent in dieser Liga. Wer hat denn aus Torhüter-Sicht den gefährlichsten Schuss und warum?
Das ist schwer zu sagen. Es gibt so viele Jungs, die geil schießen. Das Schläger-Material ist so viel besser geworden, da hat mittlerweile jeder einen guten Schuss. Natürlich sind die Direktabnahmen von Alex Ovechkin brutal. Sidney Crosby, Leon Draisaitl, Connor McDavid – sie können aus jeder Situation etwas machen mit ihrem Tempo und ihrer Übersicht. Wenn sie Raum haben, dann wird es mit ihrer Technik und ihrer Geschwindigkeit gefährlich.
Vor Kurzem haben wir auch mal einen anderen Philipp Grubauer gesehen, der auch mal einen Check gegen Nashvilles Jason Zucker austeilt. Wie siehst du diese Szene mit etwas Abstand?
(Lacht) Das war in dieser Situation vielleicht ein bisschen überzogen. Er bremst direkt vor mir, obwohl er auch hätte vorbeifahren können und dringt dadurch in meinen Torraum ein. Ich musste das also selbst in die Hand nehmen. In so einem Moment gibt es dann halt eine drauf.
Vor ein paar Wochen kam dein eigener Kraken-Steinkrug in die Fanshops in Seattle. Wie kam es denn zu dieser Idee?
Wir hatten uns schon im Sommer mit dem Merchandise-Team unterhalten, die sonst auch die Bobbleheads und andere Dinge kreieren. Sie haben mich gefragt, ob ich für sowas bereit wäre. Ich hatte von zu Hause einen Bierkrug vom Flötzinger dabeigehabt und ihnen ein paar Beispiele mitgebracht. Ich habe mir gedacht: Wenn wir das machen, dann machen wir es schon gescheit. Sie haben also für mich ein Logo kreiert, ich habe es noch ein bisschen verändert und noch Hopfen und Malz mit dazu gezeichnet. Dann habe ich mich mit einem Kumpel daheim hingehockt, auf einem Balkon in Oberaudorf, und noch ein wenig verändert. Ich glaube, es ist bis heute das begehrteste Giveaway, was wir bis jetzt hatten (lacht). Ich glaube, ich habe über 100 Nachrichten und Emails bekommen, ob ich so einen Krug mitbringen kann. Dass das so gut bei den Fans ankam, freut mich sehr.
Du bist ein Mensch den es immer wieder raus in die Natur zieht. Du hast einen Hund und kümmerst dich mit einem Projekt auch um Pferde in Not. Was geben dir diese Tiere zurück?
Mittlerweile habe ich seit anderthalb Jahren auch mein eigenes Pferd. Du bist in einer anderen Welt, wenn du auf dem Pferd sitzt. Es gibt kein Handy, keine Kameras – du musst dich voll auf das Pferd konzentrieren. Es kann deine Energie spüren, wenn du nervös bist, dann ist es das Pferd auch. Du musst also immer ruhig bleiben. Das hilft mir sehr, denn es ist ein guter Ausgleich nachdem ich auf dem Eis war. Der Hund läuft immer nebenher. Bei dem Projekt kümmere ich mich um Pferde in Not. Sie kommen aus dem Tierschutz, sie wurden vielleicht nicht gefüttert oder sich nicht um sie gekümmert. Wir sind dann die erste Anlaufstelle, nehmen diese Tiere auf, kümmern uns um sie und geben sie dann wieder zur Adoption frei, wenn sie sich erholt haben und dem Menschen wieder vertrauen. Das macht mir viel Spaß. Mein Ziel ist, so etwas auch nach dem Eishockey zu machen.
Hilft dir die Arbeit mit den Pferden auch für dein Torwart-Spiel, um ruhiger und ausgeglichener zwischen den Pfosten zu stehen?
Ja natürlich, es ist genauso, wie du es sagst: Du musst im Kasten genauso denken wie wenn du mit Pferden zusammen bist. Du musst ruhig und kontrolliert bleiben, immer einen Schritt voraus sein. Du musst das Spiel lesen können. Emotionen dürfen nie die Oberhand bekommen. Weil sich immer alles schnell verändert, wärst du immer einen Schritt zu spät dran. Von daher ist es wirklich eins-zu-eins zu vergleichen. Mir gefällt auch der Lifestyle, draußen in der Natur zu sein und sich voll darauf zu konzentrieren und einzulassen.
Durch die frühe Sommerpause wärst du für die Weltmeisterschaft verfügbar. Wirst du bereit für Deutschland zu WM fahren?
Küni (DEB-Sportdirektor Christian Künast) und Harry (Bundestrainer Harold Kreis) waren vor ein paar Wochen hier. Wir haben uns gut unterhalten und positiv ausgetauscht. Ich wäre bereit, wenn sie mich haben wollen. Ich habe ihnen aber auch gesagt, dass der Verein das letzte Wort hat, denn ich bin Angestellter von den Seattle Kraken. Sie sprechen das Machtwort, sie müssen das genehmigen. Immerhin hatte sich mein Kollege Chris Driedger vor zwei Jahren im WM-Finale mit Kanada das Kreuzband gerissen. Ich bin bereit und wäre sofort dabei, um im April oder Mai zur Mannschaft zu stoßen.
Ihr bekommt wohl prominente Unterstützung von vielen deutschen NHLern. Wie sehr freust du dich auf das Turnier?
Das wird es wohl nie wieder so in dieser Form geben, außer bei Olympia: JJ Peterka, Tim Stützle, Lukas Reichel, Nico Sturm – sie sind wohl alle dabei. Vielleicht kommen auch noch Moritz Seider oder Leon Draisaitl dazu, falls diese in der 1. Runde ausscheiden. Das wäre Wahnsinn. Die Gegner werden uns bei der WM anders wahrnehmen, auch nach der Silber-Medaille im letzten Jahr. Da fliegen die Fetzen nochmal anders. Wir sind kein Underdog mehr.