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Jeden Samstag ermöglicht nhl.com/de mit dem wöchentlichen Advanced Analytics Feature einen Blick hinter die Zahlen. Von Schüssen über Tore bis hin zu Eiszeit und darüber hinaus möchten wir statistische Trends und Themen näherbringen.
In dieser Ausgabe analysieren wir die zwei Statistiken, die seit Jahrzehnten fester Bestandteil im Eishockey, aber in der Aussagekraft sehr umstritten sind: Plus-Minus-Statistik und Save Percentage (Fangquote des Torhüters).

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Bereits seit vielen Jahren steht die Plus-Minus-Statistik wegen mangelnder Aussagekraft in der Kritik, doch rund um die Welt, wo Eishockey gespielt wird, notieren Statistiker eifrig und teilweise hektisch agierend, welche Spieler bei beiden Mannschaften auf dem Eis standen, sobald der Puck im Netz einschlägt.
Die Plus-Minus-Statistik, die in den 60er Jahren entwickelt wurde, setzt sich nämlich aus den positiven Werten, die ein Spieler bekommt, wenn er bei einem Tor seiner Mannschaft auf dem Eis steht und den negativen Werten, die er erhält, wenn er sich bei einem Gegentor auf dem Eis befindet, zusammen. Nicht gewertet werden jedoch Treffer, die eine Mannschaft in Überzahl erzielt, sowohl positiv, als auch negativ.
Die Bilanz soll angeben, ob ein Spieler mehr bei eigenen Toren als bei Gegentreffern auf dem Eis steht. Allerdings ist der Wert eben für den persönlichen Bereich nicht vollumfänglich tauglich, denn gerade hier ist der Spieler sehr stark von seinen Mitspielern abhängig. Das ist er natürlich auch bei der Erzielung von Toren wegen einer guten Vorlage oder bei einem Assist, dass der Bediente auch trifft. Doch die Faktoren im Plus-Minus-Bereich sind vielschichtiger.
Wenn eine Mannschaft wenige Tore insgesamt kassiert, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Plus-Minus-Wert der Spieler überwiegend positiv ausfällt, während es im anderen Fall umgekehrt geht. Deswegen schwanken gerade die Zahlen in diesem Bereich von Jahr zu Jahr sehr stark.

Ein weiterer Aspekt ist, dass Spieler, die vor allem gegen die stärksten Spieler des Gegners und bei Bullies im eigenen Drittel antreten müssen, sich schwerer tun positive Plus-Minus-Werte vorzuweisen, als diejenigen, die im offensiven Bereich das Eis betreten und gegen die hinteren Reihen eingesetzt werden.
Nicht wenige fordern daher die Abschaffung dieser Statistik. Doch sie gehört zu den wesentlichen Statistiken im Eishockey, weil sie relativ einfach berechnet wird. Ein Fakt, der nicht zu missachten ist, denn wenn der Fan erst Statistik studieren muss, um einige der neuartig entwickelten Zahlen nachvollziehen zu können, dann ist es nicht unbedingt für die Transparenz förderlich.
Ähnliches in dieser Hinsicht, wenn nicht sogar noch gravierender, gilt es für die Save Percentage (Fangquote) der Torhüter. Auch dieser Wert ist von vielen Faktoren abhängig, die die Statistiker durch neu ermittelte Werte in der Aussagekraft verbessern wollen.
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So fließen neuerdings Relationen ein, von wo Schüsse abgegeben werden, ob es Schüsse auf lange Distanz oder aus kurzer sind, ob sie von rechts oder links oder aus der Mitte abgefeuert werden. Weiterhin soll einfließen, wie viele Schüsse im Powerplay, in Unterzahl oder bei gleicher Mannschaftsstärke gehalten oder kassiert wurden.
Der Nachteil an der Geschichte, gegenüber aussagekräftigeren Statistiken, ist, dass die Übersichtlichkeit für den gewöhnlichen Fan verloren geht. Oder wer kann schon mit eigenen Worten die USAT-Statistik (Unblocked shot attempts / ungeblockte Schussversuche) erklären? Die Fangquote bei gleicher Spielerstärke (EVSV%) gehört da noch zu den nachvollziehbaren Zahlen.
In der heutigen Zeit ist das Statistik-Glossar explodiert mit verschiedenen neuen Kategorien, ob sie die Leistung eines Spielers besser darstellen oder nicht, bleibt in der Entscheidung des Betrachters. Eishockey ist ein Mannschaftssport und deswegen persönliche Leistungen stark von den Mitspielern abhängig. Statistiken sollten gerade für Fans nicht zu komplex sein. Dass Trainer und Betreuer aussagekräftigere Zahlen als die reine Plus-Minus und die Fangquote wünschen, ist eine logische Thematik, doch der Eindruck und die Wahrnehmung einer Leistung wird ein klarer Aspekt bleiben.