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Es ist unbestritten eine der schönsten Traditionen in der gesamten Sportwelt. In jedem Frühsommer werden die Namen sämtlicher beteiligten Spieler sowie weitere Verantwortliche des frisch gekürten Stanley Cup Champions in den Pokal eingraviert. Diese, in dieser Form seit über einem Jahrhundert einmalige Sitte macht den in den Augen vieler Sportfans schönsten Pokal der Welt zusätzlich zu etwas ganz Besonderem.

Zurück geht der Ritus auf eine Aussage des Trophäen-Stifters, Lord Stanley, der Ende des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt im Jahre 1892, dazu anmerkte:
"Jedes Siegerteam möge auf eigene Kosten, auf einem extra hierfür anzulegenden Ring, den Namen und das Jahr des Sieges eingravieren lassen!"
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Dabei blieb zunächst weitestgehend unklar, was er damit denn genau meinte. Soll es für jede Mannschaft einen eigenen Ring geben oder sogar die Namen eines jeden Spielers eingraviert werden? Niemand wusste es seinerzeit wirklich genau.
So kam es, dass die Montreal Amateur Athletic Association nach ihrem Titelgewinn, den Wünschen des Stifters folgend, den ersten Ring für den Sockel des Preises anfertigen ließ und darauf noch einigen Platz für die Namen der ihnen nachfolgenden Teams ließ.
Es dauerte bis zum Jahre 1902 als der erste Ring mit den Namen der Teams und den entsprechenden Jahreszahlen ihrer Meisterschaft komplett ausgefüllt war.
Als die Champions von 1903, die Montreal AAA für ihren Namen keinen freien Platz mehr vorfanden, verewigten sie sich notgedrungen mitten auf dem silbernen Cup selbst, statt auf dem bereits vollständig gefüllten Ring darunter.

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Die Ottawa Silver Seven, die ebenfalls nicht willig waren einen weiteren Extra-Ring für den Fuß des Cups zu spendieren, trugen neben ihrem eigenen, kurioserweise zusätzlich die Namen ihrer zehn gegnerischen Teams, die sie auf dem Weg zum Gewinn der Trophäe ausschalteten, mit auf dem Cup ein. Kein Wunder also, dass bereits im Jahre 1907 die Kenora Thistles aus Platzmangel gar auf die Innenseite der Trophäe ausweichen mussten.
Im Jahr darauf lehnten die Montreal Wanderers die Ehre der Gravur in Ermangelung eines weiteren geeigneten Freiraums vollständig ab. Erst die Ottawa Senators im Jahre 1909 erklärten sich bereit eine Erweiterung des Fußes zu finanzieren, so wie es Lord Stanley ursprünglich vorgesehen hatte.
Aus Desinteresse oder Geldmangel entfielen die Eintragungen der Folgejahre allerdings abermals. Lediglich die Sieger der Jahre 1915 bis 1918 ergriffen wieder die Gelegenheit und die Ehre beim Schopfe.
Als der zweite Ring am Fuße des Cups komplett gefüllt war, drohte die Tradition in der Folgezeit erneut kurzzeitig in Vergessenheit zu geraten. Die Sitte verdankt ihren langfristigen Fortbestand letztlich den Montreal Canadiens, dem heutigen Rekordgewinner, der sich im Jahre1924 auf den ursprünglichen Ausspruch Stanleys besann und die erforderliche Erweiterung an der Basis der Trophäe finanzierte.
Die Canadiens waren es auch, die als erste die Namen aller Mannschaftsmitglieder statt nur den Teamnamen eingravieren ließen. Dies hat sich danach bis in die Gegenwart als gängige Praxis behauptet.
Auch der Sieger des Spielzeit 2017/18 wird sich selbstverständlich wieder mit allen Aktiven am Fuße unter der ursprünglichen einmal von Lord Stanley gestifteten 'Schüssel' verewigen.
Wie vor rund 100 Jahren ist Platzmangel ein noch immer wiederkehrendes 'Problem' dabei. So kommt es, dass in diesem Frühjahr einmal mehr etwas dagegen unternommen werden muss.
Seit Jahrzehnten ist es leider unumgänglich: Einer der vorhandenen Ringe muss von der Trophäe entfernt werden, um Platz für neue Champions zu schaffen.
Der Ring mit den Namen der Meister von 1954 bis 1965 wird diesmal abmontiert, denn der Pokal soll in seiner Gesamtgröße nicht weiter anwachsen, damit ihn die Gewinner auch zukünftig voller Elan in die Höhe stemmen können.
Einer dieser modernen Ringe am Fuße der Trophäe bietet derzeit Platz für die Champions von 13 Jahren. Der oberste Ringe wird jetzt entfernt und zusammen mit den beiden bereits zuvor entfernten in der Hockey Hall of Fame ausgestellt. Das historische Stück Eishockeygeschichte wird also keinesfalls verschwinden. Im Gegenteil. Es wird in den nächsten Jahren weiterhin in Ehren gehalten, wie es schon mit den Ringen der Jahre 1927 bis 1940 und 1941 bis 1953 geschehen ist.
Durch diese unumgängliche Notwendigkeit bleibt ein Spielername maximal 65 Jahre auf der Trophäe selber eingraviert. Etwas, dessen sich die frühen Eishockeyhelden, deren Namen jetzt verschwinden werden, nicht bewusst waren.

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Aktuellen Spielern ist dieses Prozedere jedoch bekannt, wie Patrice Bergeron, der zu der Meistermannschaft der Boston Bruins aus 2011 zählt, kürzlich gegenüber dem kanadischen TV-Sender CBC bestätigte: "Uns allen ist klar, dass unser Name dort auf dem Cup selber nur für einige Jahre für jedermann zu sehen sein wird. Doch es ist immer noch etwas ganz Besonderes diese Ehre zu erhalten. Dass man selbst einer der Wenigen ist, der diese Trophäe überhaupt einmal gewinnen konnte, die ist dadurch nicht weniger schätzenswert. Die großartigen Erinnerungen daran sind ohnehin für die Ewigkeit.