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Die Calgary Flames haben am vergangenen Sonntag ihren Stürmer Jaromir Jagr auf die Verletztenliste gesetzt. Eine nicht näher benannte Unterkörperverletzung hindert den 45-Jährigen, laut Teamangaben, einmal mehr an einer Teilnahme am regulären Spielbetrieb. Es ist bereits das zweite Mal in den letzten Wochen, dass Jagr längerfristig auf die 'Injured Reserve' platziert wurde.

In seinen bisher 22 Saisonspielen brachte es der Altinternationale auf nur einen Treffer und sechs Assists. Das entspricht in diesem Ausmaß nicht den Erwartungen an ihn. In seinen insgesamt 23. NHL-Spielzeiten kommt der Tscheche auf stolze 766 Tore und 1.155 Assists. Kein derzeit aktiver Spieler weist mehr Scorerpunkte als er aus (1921).
"Als er zu uns kam, da war uns klar, dass er einer der größten Spieler unseres Sports ist", lobte der General Manager der Flames, Brad Treliving, den Stürmer kürzlich bei TSN. "Dies hat er zeitweise auch bei uns unter Beweis gestellt. Es gilt hierbei zu berücksichtigen, dass er beim Trainingscamp zu Saisonbeginn ja noch nicht mit dabei war. Zudem ist er eben keine 20 mehr. Junge Spieler können das leichter kompensieren."

In letzter Zeit mehrten sich die Stimmen im Umfeld des Klubs, dass die Tage des Tschechen in Calgary in Kürze endgültig gezählt sein könnten. Der 13-fache NHL All Star und fünffache Torschützenkönig der Liga kämpft nicht nur mit seiner Gesundung, sondern auch um seine sportliche Zukunft. Ein Ende im Verletztenstand wäre für einen der größten Stürmer, den diese Liga jemals gesehen hat, selbstverständlich unwürdig.
Seit Jahren schon einer der populärsten Spieler im Welteishockey, wäre eine Rückkehr nach Europa, wo Jagr zwischen 2008-11 zuletzt für Omsk in der KHL aktiv war, durchaus denkbar.
Das Kapitel Calgary droht für den Routinier, so oder so, ein unerfreuliches Ende zu nehmen. Dabei wurden bereits im Moment der Vertragsunterzeichnung bei den Flames kritische Fragen gestellt. Passt er als Spielertyp zum Franchise aus Alberta? Ist er noch fit genug?
Die Flames-Verantwortlichen erhofften sich, dass Jagr den jungen Spielern im Team den entscheidenden Schub verleihen würde. Nicht selten war in der Vergangenheit die Verpflichtung eines erfahrenen Stars jener Schritt gewesen, der ein junges Team entscheidend weiterbrachte und einen ernsthaften Titelkandidaten formte.
Natürlich hatten die Entscheider auch die ungebrochene Popularität des Spielers im Hinterkopf, der der Mannschaft nicht nur zu mehr Ausstrahlung verhelfen, sondern massiv dazu beitragen sollte, dass mehr Merchandise-Artikel des Klubs verkauft werden.
Das Problem in Calgary war jedoch, dass sie Jagr nie die Eiszeit boten, die dieser benötigt, um wirklich effektiv zu sein. Einerseits lag das an seinen Verletzungen, die ihn nach seiner Ankunft in Alberta immer wieder ausbremsten, andererseits daran, dass das Team aktuell ohne Jagr durchaus sehr gut zurechtkommt, wie die laufende Erfolgsserie zeigt, an welcher der 45-Jährige schon länger keinen aktiven Beitrag leistet.
Der 4:1-Erfolg der Flames am Sonntag gegen die Carolina Hurricanes beim Auswärtsspiel in Raleigh war bereits der siebte Sieg des Teams hintereinander. Es läuft also prächtig. Wer wartet da aktuell schon noch sehnsüchtig auf einen Jagr, der vielleicht abermals ausfällt?
Sam Bennett, Matthew Tkachuk, Mark Jankowski oder Garnet Hathaway sind Hoffnungsträger. Auf diesen Spieler liegen in erster Linie die Augen der Fans. Eine große Zukunft bei dem Franchise wird ihnen bescheinigt. Jagr sollte ihnen bei der Entwicklung zu Top-Spielern behilflich sein. Doch dazu war er schlicht nicht in der Lage, wie es sich die Teamverantwortlichen zum Saisonstart erhofft hatten.

Jene Chemie zu seinen Mitspielern, die er in der Saison 2015/16 mit Aleksander Barkov und Jonathan Huberdeau entwickelte, fehlt ihm in Calgary seit Monaten. Wird er noch eine Chance erhalten? Die Zweifel daran mehren sich.
Barkov und Huberdeau waren in ihrer persönlichen Entwicklung seinerzeit deutlich weiter als zum Beispiel ein Bennett, der gerade erst 21 Jahre alt ist und erst dabei ist sich in der Liga zu etablieren.
Jagr muss selber erst seinen Rhythmus finden. Er bedarf Eiszeit und muss sich in guter Verfassung befinden, damit es ihm gelingt sein volles Leistungsvermögen abzurufen. Eine seiner Stärken war in den vergangenen Jahren auch immer das Überzahlspiel. Eine Eiszeit von zuletzt gerade einmal 13 Minuten pro Spiel und ein einziger Powerplay-Punkt zeigen auf, dass der Tscheche in Calgary wenig überzeugende Auftritte hatte.
Er bestritt nur knapp die Hälfte der Saisonspiele - eine Enttäuschung. Alle Eishockeyfreunde weltweit stellen sich nun die Frage, wie die Zukunft der Eishockeylegende mit der Nummer 68 konkret aussehen möge.