OviParade

Den Stanley Cup, als einen der ältesten Sportpokale der Welt, umgeben jede Menge Riten, Traditionen, Anekdoten, Geschichten und Aberglauben. Angefangen vom Playoff-Bart und dem damit verbundenen Spruch: "Wer rasiert, verliert!", bis hin zu Erzählungen über Geschehnisse am Cup Day, wenn die Spieler den Stanley Cup im Sommer einen Tag für sich bekommen und das Programm mit der Trophäe bestimmen können.

Doch das ultimative gemeinsame Fanerlebnis, nicht nur von 18.000 Zuschauern zur Cup Vergabe im Stadion, sondern von mehreren hunderttausend bis zu mehreren Millionen Menschen auf den Straßen, stellt die traditionelle Parade der Siegermannschaft mit dem Stanley Cup dar.
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So genau ist nicht überliefert, wann die erste stattfand. Doch die früheste Dokumentation sind Fotos von einem umjubelten Siegeszug der Ottawa Senators im Jahr 1923. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts zogen die Winnipeg Spieler mit dem Cup zur Bucht, aber das als Parade zu bezeichnen ist umstritten. Dauerhaft etabliert hat sich das Ganze erst in den 50er Jahren.

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Während sie in Washington noch das Konfetti von den Straßen fegen, wollen wir einen Blick auf dieses Event legen, welches in der Regel den Abschluss der Feierlichkeiten in der Öffentlichkeit darstellt und die Spieler anschließend ihren verkürzten Sommerurlaub antreten.
Das am meisten beeindruckende an der Geschichte ist, dass, wie am Dienstag in der Hauptstadt gesehen, mehrere hunderttausend Menschen an einer Parade, die mitten in der Woche - also an einem normalen Arbeitstag - um 11 Uhr Ortszeit begann, teilnahmen und ihre Helden feierten.

"Ich konnte das Ende der Menschenmasse von der Bühne aus nicht sehen", äußerte sich Capitals Stürmer Tom Wilson. "Das ist meine Heimat. Diese Stadt hat uns so willkommen geheißen. Es ist unglaublich und das Mindeste zurückzugeben, was wir können und einfach mit ihnen zu feiern."
Bei einer der größten Paraden aller Zeiten wurden im Jahr 2010 in Chicago, mit einem Freitag ebenfalls an einem Wochentag, zwei Millionen Menschen geschätzt, die die Straßen der Metropole am Lake Michigan säumten.
"Es ist unglaublich, was hier los ist", war damals Blackhawks Kapitän Jonathan Toews vom Andrang überwältigt. "In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir das nicht vorstellen können."
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Wie für Toews ist die Parade zumeist ein unfassbares Erlebnis, wenn sich der Tross auf mehreren offenen Bussen durch die Straßen in Bewegung setzt und sich, wie in Chicago in den Hochhausschluchten seinen Weg bahnt. Wenn sich gleichzeitig ganze Papierrollen auf ihrem Flug nach unten abwickeln und Papierschnipsel sowie Konfetti von den über 50 Stockwerken hohen Häusern langsam nach unten auf die Kolonne gleiten, dann gibt es kaum ein besseres Fotomotiv.
Unvergesslich die Parade der New York Rangers durch die Straßen Manhattans im Jahr 1994, als es von den Dächern der Wolkenkratzer Konfetti regnete.

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Womit wir schon beim Thema Besonderheiten wären. Die Parade findet dort am meisten Anklang, wo Mannschaften längere Zeit keinen Erfolg hatten oder erstmalig den Stanley Cup holten. So wie die Rangers 1994 nach 54 Jahren und die Blackhawks 2010 nach 49 Jahren Durststrecke sowie die Capitals in diesem Jahr, erstmals nach ihrem Einstieg in die NHL in 1974, also nach knapp 44 Jahren, gewannen.
Ähnlich euphorisch, wenn nicht sogar noch extremer könnte es werden, wenn in der Zukunft nach den Montreal Canadiens 1993 wieder einmal eine kanadische Mannschaft gewinnen würde. Im Eishockey verrückten Toronto warten sie zum Beispiel seit der letzten Meisterschaft 1967 bereits 51 Jahre auf den nächsten Triumph ihrer Maple Leafs. Die Vancouver Canucks, Ottawa Senators und Winnipeg Jets haben indes noch nie gewonnen.
Man kann sich kaum ausmalen, was dort im Fall der Fälle passieren würde.