Draisaitl

Die vier Wochen zwischen dem All-Star Game und der Trade-Deadline könnte für viele Teams von entscheidender Bedeutung sein. Bis dahin nämlich müssen sich die Klubs entscheiden, ob sie sich personell noch für mögliche Playoffs verstärken (Käufer) oder ob sie perspektivisch denken und Spieler noch abgeben, um mit Talenten und Draft-Picks für die Zukunft vorzubauen (Verkäufer). Unter den 31 NHL-Teams finden sich Beispiele aus beiden Lagern - aber auch Franchises, die ihre Rolle erst noch finden müssen.

Atlantic Division: Drei marschieren, fünf sind abgeschlagen
Die Atlantic Division ist in zwei Lager gespalten: NHL-Spitzenreiter Tampa Bay Lightning (1., 71 Punkte), formstarke Boston Bruins (2., 66, seit 18 Spielen immer gepunktet, 14-0-4) und die Toronto Maple Leafs (3., 61) haben sich deutlich von der Konkurrenz abgesetzt und dürften vor der Trade-Deadline als Käufer in Erscheinung treten.
Dahinter schmilzt die Hoffnung auf eine Endrunden-Teilnahme drastisch, denn sowohl die direkten Playoff-Plätze am Atlantik sowie auch die Wild-Card-Ränge der Eastern Conference sind für fünf Mannschaften nur noch mit dem Fernglas zu erkennen: Detroit Red Wings (4., 46), Montreal Canadiens (5., 46), Florida Panthers (6., 44), Ottawa Senators (7., 39) und Buffalo Sabres (8., 37) gelten als Verkäufer. So wundert es nicht, dass Spieler wie Mike Green (Detroit), Evander Kane (Buffalo) oder Tomas Plekanec (Montreal) in der Gerüchteküche für ein Trade-Geschäft auftauchen.

Metropolitan Division: Washington dominiert - alle anderen hoffen
In der Metropolitan Division droht ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum letzten Spieltag. Vorneweg marschieren die Washington Capitals (1., 63 Punkte), dahinter reiht sich ein breites Verfolgerfeld mit den Columbus Blue Jackets (2., 57.), Pittsburgh Penguins (3., 57), New Jersey Devils (4., 56), Philadelphia Flyers (5., 56), New York Rangers (6., 55) und New York Islanders (7., 55) auf. Alle Teams liegen maximal zwei Zähler auseinander. Selbst die Carolina Hurricanes (8., 52) dürften sich bei einem entsprechenden Lauf noch Hoffnungen machen.
Von entscheidender Bedeutung für den Ausgang der regulären Saison ist daher die sportliche Leistung in den nächsten vier Wochen, in denen sich die Spreu vom Weizen trennen könnte. Ob ein Klub als Käufer oder Verkäufer auftreten wird, könnte sich erst kurz vor der Trade-Deadline entscheiden. Vor allem dem amtierenden Stanley-Cup-Champion Pittsburgh ist es zuzutrauen, noch eine Schippe draufzulegen und in Meisterschaftsform zu kommen.
Mit Spannung dürften Cam Ward (Carolina), Jack Johnson (Columbus), Rick Nash und der Österreicher Michael Grabner (beide Rangers) die Entwicklung in den nächsten Tagen verfolgen. Ihre Verträge laufen zum Saisonende aus, was sie zu begehrten Tauschobjekten für andere Vereine machen dürfte.

Central Division: Ausgeglichene Staffel - Sonderfall Chicago
Besonders schwer vorauszusehen ist der Ausgang der starken und sehr ausgeglichenen Central Division. Zwischen dem Ersten und dem Sechsten liegen nur neun Punkte Unterschied. Berechtigte Hoffnung auf eine Playoff-Teilnahme machen sich die Winnipeg Jets (1., 66 Punkte), Nashville Predators (2., 65), St. Louis Blues (3., 63), Dallas Stars (4., 60), Colorado Avalanche (5., 57) und Minnesota Wild (6., 57). Während die Top-4 wohl klare Käufer sind, gilt es für Dallas und Colorado die nächsten Spiele abzuwarten. Vor allem die Avs müssen die starke Form der letzten Wochen über einen längeren Zeitraum bestätigen.
Ein Sonderfall sind die Chicago Blackhaws, die mit nur 53 Zählern überraschend das aktuell schlechteste Team der Central Division stellen. Sie drohen die Endrunde erstmals seit zehn Jahren (2008) zu verpassen. Ein typisches Verkäufer-Team ist Chicago deshalb aber noch nicht - in der Windy City hoffen die Blackhawks auf einen Momentum-Wechsel und auf ein Happy End. Gut möglich, dass in der Central Division bis zum letzten Spieltag um einen Play-off-Platz gekämpft wird.

Blackhawks MW

Pacific Division: Konstanz als Faktor für die Vegas-Verfolger
In der Pacific Division marschieren die Vegas Golden Knights (1., 68 Punkte) souverän vorneweg. Wohl nur die kühnsten Optimisten hätten dem neuen NHL-Franchise einen solch positiven Einschlag im Sommer zugetraut. Reiten die Golden Knights weiter auf dieser Erfolgswelle, werden sie bis zur Trade-Deadline als Käufer auftreten und sich für eine lange Endrunde rüsten.
Hinter Las Vegas ist das Rennen noch völlig offen. Die San Jose Sharks (2., 59) müssen wohl längerfristig auf Nummer-1-Center Joe Thornton (Kreuzband-Verletzung) verzichten und diesen Ausfall entsprechend kompensieren. Die Calgary Flames (3., 58) punkteten zwar in ihren letzten elf Spielen (7-0-4), gingen zuletzt aber viermal als Verlierer vom Eis und müssen konstanter werden. Die Los Angeles Kings (4., 57) ließen im Januar (3-7-0) Federn und hoffen auf eine Rückkehr von Center Jeff Carter (Unterkörper-Verletzung). Die wochenlang von Verletzungssorgen geplagten Anaheim Ducks (5., 57) erhielten viele Stammspieler zurück und scheinen das Feld nun von hinten aufzurollen. Das Schicksal dieser vier Teams hängt von den nächsten vier Wochen ab.
Abgeschlagen sind die Edmonton Oilers (6., 47), Vancouver Canucks (7., 44) und Arizona Coyotes (8., 33) die ohne ein Eishockey-Wunder wohl als Verkäufer zur Trade-Deadline antreten werden. Luke Schenn (Arizona), Erik Gudbranson und der Österreicher Tomas Vanek (beide Vancouver), die in ihrem letzten Vertragsjahr sind, könnten vor dem Absprung stehen.