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Die Enttäuschung darüber, was sich frühzeitig im Spiel 5 am Freitag im heimischen Scotiabank Saddledome abzeichnete, nachdem der Gegner Colorado Avalanche in der 41. Minute das 5:1 erzielt hatte, war unter den Spielern und Offiziellen sichtbar groß. Die Calgary Flames scheiterten frühzeitig in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs in der Western Conference und schieden bereits nach nur einem Sieg und vier Niederlagen als klarer Favorit der Serie aus.

"Wir haben hier eine gute Möglichkeit ausgelassen", war Matthew Tkachuk sichtlich angefressen. "Wir wissen nicht, ob alle zurückkehren und wir hatten so eine großartige Gruppe hier. Kein Team hat im kommenden Jahr dieselben Jungs dabei. Das war eine Gruppe, für die ich gewinnen wollte, wir alle wollten für uns gewinnen. Im April raus zu sein ist grausam. Es wird ein langer Sommer werden."
Die Reaktionen der Flames waren verständlich, denn sie starteten mit großen Hoffnungen in die Playoffs. In der regulären Saison absolvierte Calgary die beste Spielzeit seit ihrem einzigen Gewinn des Stanley Cups ihrer Geschichte im Jahr 1989. Die Bilanz nach den 82 Spielen lautete 50-25-7 zu 107 Punkten, dem zweitbesten Wert nach dem Presidents' Trophy Gewinner Tampa Bay Lightning (128) gemeinsam mit den Boston Bruins und dem besten der Western Conference. 289 erzielte Tore bedeuteten ebenfalls die zweitbeste Ausbeute der gesamten Liga gemeinsam mit den San Jose Sharks hinter den Lightning (325). Logisch, dass solche Zahlen entsprechende Träume im Team und dem Umfeld hervorriefen.
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"Jede Mannschaft, die in die Playoffs kommt, verdient es dort dabei zu sein", verdeutlichte Flames-Torhüter Mike Smith in seiner fairen Analyse. "Es ist eine harte Saison in die Playoffs zu kommen. Es gibt so viel Wettbewerb. Wenn du dabei bist, dann kann so viel passieren. Wir haben nicht unser Bestes gezeigt, aber das brauchst du, wenn du weiterkommen willst. Du kannst nicht nur mittelmäßig spielen. Sie waren das bessere Team und das muss man ihnen anrechnen."
Der nur dem Ergebnis nach deutliche 4:0-Sieg der Flames in Spiel 1 war offenbar ein Trugschluss, es würde alles planmäßig laufen und so weitergehen. Doch der späte Ausgleich der Avalanche in Spiel 2 und der folgende Siegtreffer der Gäste in der Verlängerung war der erste Dämpfer, der sich vier Tage später im Pepsi Center in Spiel 4 nahezu adäquat wiederholte. Zuvor hatten die Kanadier Spiel 3 ebenfalls in Denver deutlich mit 2:6 verloren und lagen plötzlich in der Serie am Ende vorentscheidend mit 1:3 zurück. Eine Bürde, die sich letztendlich als zu hoch erwies.

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"Es ist wirklich hart", äußerte sich Kapitän Mark Giordano über die Serie. "Als Erster vom Westen in die Playoffs zu gehen, mit einer tollen Ausgangsposition und viel Selbstvertrauen. Wir gewannen Spiel 1 und dann diese Niederlagen in der Verlängerung, obwohl wir in diesen Spielen nicht unser bestes Eishockey gezeigt haben. Eines hätten wir holen müssen, das hätte uns geholfen."
Auffällig war, dass die drei Top-Stürmer von Colorado Mikko Rantanen, Nathan MacKinnon und Gabriel Landeskog in der Serie zusammen 21 Punkte (neun Tore, zwölf Assists) verbuchten. Johnny Gaudreau, Sean Monahan und Elias Lindholm kamen im Gegenzug auf fünf Punkte (zwei Tore, drei Assists). Die beiden Trios waren in der regulären Saison mit 259 Punkten (97 Tore, 162 Assists) für die Flames und 261 Punkten (106 Tore, 155 Assists) für die Avalanche vergleichbar stark.
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Bezeichnend für diese "Missernte" war der Auftritt von Gaudreau in Spiel 5. Der 25-jährige US-Amerikaner scheiterte in der 14. Minute beim Stand von 0:1 zunächst regelwidrig bedrängt an Colorados Torhüter Philipp Grubauer, bekam aber den Penalty zugesprochen. Auch diesen parierte der deutsche Schlussmann, ehe Gaudreau nicht einmal zwei Minuten später erneut alleine vor Grubauer auftauchte und verzog. Im Gegenzug fiel 16 Sekunden später das 2:0 der Gäste.
"Ja, es stinkt", war Gaudreau natürlich enttäuscht über seine mangelnde Chancenverwertung und lobte Grubauer. "Dachte, ich habe ihm beim Penalty geschlagen, doch mein Schläger traf seinen Schlittschuh und ich habe den Puck verloren. Das nächste Mal konnte er mit dem Blocker retten. Er spielte gut."
Gaudreau schien in der 30. Minute doch noch erfolgreich zu sein, als er den Puck zu vermeintlichen 2:3-Anschlusstreffer hinter Grubauer im Netz versenkte, wurde aber zur tragischen Figur, nachdem erst der Schiedsrichter das Tor wegen Torhüterbehinderung von Sam Bennett aberkannte und diese Einschätzung dann durch das Videostudium belegt wurde.

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"Er war überall", lobte Flames-Trainer Bill Peters seinen Schützling Gaudreau. "Auch bei dem einen, es stand 3:1. Wenn der Challenge anders ausgeht, dann wären wir zur Mitte des Spiels wieder dran gewesen. Er hat alles versucht. Er war präsenter, als viele ihn gesehen haben."
Trotzdem stehen am Ende die nackten Zahlen, woran sich ein Stürmer messen lassen muss, in den Statistiken und die sind eindeutig. Nach 99 Punkten (36 Toren, 63 Assists) in der Hauptrunde steht in den Playoffs ein einziger Punkt (Assist) für Gaudreau zu Buche.
"Das wird mich für den Rest der Playoffs beschäftigen", befürchtete die Nummer 13 der Flames. "Wenn du siehst wie die anderen Teams weiterhin spielen. Es werden ein paar lange Monate, aber hoffentlich belastet es uns nicht länger und lernen wir daraus und kommen nächstes Jahr zurück."
Diesbezüglich haben die Flames durchaus berechtigte Hoffnung für die Zukunft. Natürlich beginnt im Oktober wieder ein langer und schwerer Weg bis zur Qualifikation für die Playoffs, doch der Kern der Mannschaft wird bleiben und ist jung und talentiert. Das in dieser Saison erreichte, sollte Ansporn genug sein, um neu anzugreifen und es dann in den Playoffs vielleicht im Jahr 2020 besser zu machen.