OvechkinMediaDay

Seit Alex Ovechkin zur Saison 2005/06 sein NHL-Debüt gab, war ihm die Freude anzumerken, die es ihm bereitet, auf höchstem Niveau, seinem Sport nachzugehen, die Gegner aussteigen zu lassen, Torhüter immer wieder zu überraschen und Tore wie am Fließband zu produzieren. In 1003 NHL-Partien brachte es der Kapitän der Washington Capitals auf 607 Tore und 515 Assists. Weitere 46 Tore und 44 Vorlagen kamen in 97 Playoff-Auftritten zwischen 2008 und 2017 hinzu.

Zu einem überragenden Vollstrecker gehört auch, dass er hin und wieder egoistisch agiert, dass er vielleicht das ein oder andere Mal selbst den Abschluss sucht, obwohl der Nebenmann besser steht und dessen Erfolgsaussichten, etwas Zählbares zu erzielen, höher wären. Einem Ausnahmeathleten wie Ovechkin wird auch verziehen, wenn man ihn 40 Minuten auf dem Eis kaum sieht, er aber im entscheidenden Moment zur Stelle ist.
Vermutlich erleben wir in den Stanley Cup Playoffs 2018 den stärksten Ovechkin, den es jemals gab. Der 32-Jährige ist in diesem Playoff-Jahr omnipräsent. Und zwar nicht nur als Torschütze und Vorbereiter, sondern auch als Führungsspieler. Klar führt Ovechkin mit zwölf Toren die teaminterne Torjägerliste an, selbstverständlich steht er mit 22 Scorerpunkten in 19 Playoff-Partien unter den Top-3 Scorern der Liga und es überrascht wenig, dass seine Schusseffektivität von 15,0 Prozent unter all jenen Spielern, die das Vergnügen haben im Stanley Cup Finale 2018 zu stehen, von niemand anders getoppt wird.

Doch Ovechkin ist auch zu einem Führungsspieler gereift, der den Takt vorgibt, der in jeder Sekunde, die er auf dem Eis steht, alles gibt. Nur Rechtsaußen Tom Wilson setzte mit 70 Hits noch etwas mehr Checks als Ovechkin (66 Hits), der in jeder Playoff-Partie seiner Mannschaft, bei jedem Shift, alles gibt und die Marschroute vorgibt. Kein Spieler suchte häufiger den Torabschluss (80 Torschüsse, 40 Schussversuche) und kein Außenstürmer der mindesten zehn Playoff-Partien bestritten hat, stand pro Spiel länger auf dem Eis als Ovechkin mit seinen 21:14 Minuten.
Washingtons Cheftrainer Barry Trotz bestätigte am Sonntag während des Media Days gegenüber NHL.com/de die Entwicklung des Ausnahmestürmers: "Alex ist einer, der schon immer in den Playoffs engagiert zu Werke ging. Schau dir seine Zahlen an, die sind unstrittig. Die sind gut. Aber ich sehe nun auch einen Kerl, der befreit aufspielt, der fokussiert ist und der sich auf einer Mission befindet."
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Ovechkins Auftrag lautet zum ersten Mal in seiner Sportler-Karriere den Stanley Cup in Empfang nehmen zu dürfen.
"Er fühlt sich auf der Playoff-Bühne sehr, sehr wohl. Er fühlt sich gut bei dem, was er tut. Er fühlt sich in unserer Gruppe sehr wohl. Und er sieht gerne nach vorne und möchte sich um nichts anderes sorgen. Er war uns einfach ein wirklich guter Anführer durch die Playoffs, und er hat uns mit gutem Beispiel vorangetrieben. Es sind nicht nur seine Tore. Ich denke, Alex versteht das komplette Spiel, das Engagement auf jeder Ebene zu zeigen. Es sind die kleinen Details, auch die schweren Dinge, die zu verrichten sind, um dort hinzukommen, wo wir sind und um zu gewinnen. Er ist bei all dem vollkommen", hob Trotz den Stellenwert von Ovechkin für das Team hervor.
Trotz stimmte auch der Vermutung zu, dass der gereifte Ovechkin in diesem Jahr einem Steve Yzerman oder einem Sidney Crosby nahe kommt.

"Absolut. Ich hatte in Russland die Gelegenheit mit Alex nach seiner Hochzeit zu sprechen. Wir haben darüber geredet. Wachse weiter. Du möchtest doch kein Zirkuspferd in dieser Liga sein. Die Liga ändert sich ständig und eines was Alex besser kann als alle anderen ist das Tore schießen, doch er kann sich auch fantastisch lösen und physisch präsent sein. Es gibt so vieles, was er für unser Spiel machen kann. Wir sprachen an, dass es andere Wege gibt, um effektiv zu sein. Mit zunehmendem Alter musst du dein Training ändern. Du bist nicht mehr 25. Und er hat das alles umgesetzt. Mit seinen zwei Hattricks zum Saisonauftakt hat er ein Statement abgegeben und das hat unsere Mannschaft und ihn vorangetrieben."
Der Gelobte selbst zeigte sich vor Spiel 1 des Stanley Cup Finales, das am Montag in der T-Mobile Arena gegen die Vegas Golden Knights stattfindet ziemlich relaxed: "Man sollte sich nicht unter mehr Druck setzen als nötig. Man sollte schon seine Emotionen im Zaum halten und genau das machen, was man zuvor auch gemacht hat. Stanley Cup Finals, in denen ich noch nie stand, sind etwas ganz Besonderes, doch ich möchte nicht zu begeistert an die Sache rangehen. Nicht schon vor den Spielen zu tatkräftig sein. Ich möchte lieber meine Emotionen, meine Energie für das Spiel bewahren und auf dem Eis mein Bestes geben."