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Das erste Stanley Cup Finalspiel in St. Louis seit 49 Jahren mündete von überragender Stimmung und enthusiastischer Anfeuerung zu Beginn in ein bereits Minuten vor der Schlusssirene nahezu leer gefegtes Enterprise Center. Die Boston Bruins haben mit einem 7:2-Erfolg in Spiel 3 gegen die St. Louis Blues die Party mega gecrasht. Jetzt kann es für die Blues nur heißen abhaken, Wunden lecken und neu angreifen, um am Montag in Spiel 4 der Serie nicht schon womöglich vorentscheidend mit 3:1 in Rückstand zu geraten.

"Wir haben viel Vertrauen in unsere Mannschaft", betonte Blues-Trainer Craig Berube am Sonntag und unterstrich das mit einer Statistik. "Wir haben in allen drei Runden zuvor wichtige Spiele verloren, haben dann wieder gewonnen und schließlich auch die Serie. Von daher ändert sich nicht viel."
Doch was sind die Lehren aus der deftigen Niederlage? Was haben sich die Blues vorzuwerfen oder waren es unglückliche Umstände, die dazu führten?
"Was soll ich sagen?", wirkte Berube immer noch angeschlagen. "Sie haben ihre Chancen zu Beginn einfach eiskalt genutzt, die meisten Schüsse wurden abgefälscht. Trotzdem müssen wir defensiv eine bessere Arbeit verrichten, um die Chancen erst gar nicht entstehen zu lassen."

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Dabei haben die Blues mit viel Euphorie im Rücken die Begegnung gut begonnen und erneut schafften sie es zumindest in den ersten fünf, sechs Minuten die Bruins so wie in Spiel 2 zu bearbeiten, dass diese sich im Spielaufbau unheimlich hart taten.
"Wir haben gut begonnen", verdeutlichte auch Stürmer Brayden Schenn. "Doch Zug um Zug haben wir es aus der Hand gegeben. Es ändert aber nichts daran, dass wir den Schalter nicht wieder umlegen können."
Schleichend war die Dominanz der Blues vorbei und Boston befreite sich zunehmend aus der Umklammerung und insbesondere deren erste Reihe um Brad Marchand, Patrice Bergeron und David Pastrnak, die in beiden Spielen zuvor schwer zur Entfaltung kamen, erarbeiteten sich qualitative Chancen, ehe Bergeron das erste Powerplay in der 11. Minute zum 1:0 der Gäste nutzte. Charlie Coyle und Sean Kuraly bauten diese Führung bis zum Wechsel auf 3:0 aus, ehe Pastrnak kurz nach Wiederbeginn in der zweiten Überzahl das 4:0 folgen ließ.
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"Sie haben ihre Chancen eiskalt genutzt", musste Verteidiger Robert Bortuzzo einräumen. "Doch wir haben nicht aufgegeben und versucht zurückzukommen. Wir wussten, dass der Weg weit sein würde, aber wir werden im nächsten Spiel neu angreifen. Es ist egal, ob du 7:2 oder 1:0 verlierst, es geht zum Glück wieder bei null los."
Den Blues kann wohl kaum vorgeworfen werden, dass sie nicht bei der Sache waren oder zu wenig Einsatz gezeigt hätten. Nein, Boston hat seine ganze Klasse ausgespielt und zum richtigen Zeitpunkt die Tore erzielt. Nur 67 Sekunden nach dem 4:1 durch Ivan Barbashev in der 32. Minute erhöhte Torey Krug den Vorsprung wieder auf vier Tore und erstickte alle Hoffnungen der heimischen Fans auf eine Wende. Ebenso nach dem 5:2 durch Colton Parayko in der 46. Minute, als die Blues ein weiteres Powerplay 40 Sekunden später ungenutzt ließen, den Rückstand auf zwei Tore zu verkürzen.
"Wir haben verloren, aber nicht, weil wir nicht bereit waren und unsere Aufgabe ist es, das vergessen zu machen und im nächsten Spiel alles zu geben", stellte Stürmer Jaden Schwartz die Verantwortung des Teams heraus. "Die Fans haben sich auf das Spiel gefreut und wir haben sie enttäuscht. Das müssen wir wettmachen und bereit sein."
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Ein Schlüssel wird sein, weniger Strafzeiten zu nehmen und insbesondere ein besseres Penalty Killing zu zeigen, nachdem die Bruins alle vier Überzahlsituationen mit vier Schüssen eiskalt nutzten.
"Ich weiß nicht, warum wir plötzlich so viele Strafzeiten erhalten", zeigte sich Berube nahezu sprachlos. "In den Runden zuvor haben wir die wenigsten kassiert und jetzt in drei Spielen 14 Stück. Bei 5-gegen-5 haben wir gut gespielt und die Powerplays waren schon irgendwie entscheidend. Wir müssen das besser hinkriegen."
Trotz aller unglücklichen Umstände muss St. Louis am Montag definitiv mit einer Leistungssteigerung aufwarten. Vom ersten Bully an müssen die Blues dann zeigen, dass sie zurecht im Stanley Cup Finale stehen und den Bruins ein ebenbürtiger Gegner sind.
"Immer wenn du in den Playoffs verlierst, ist es nicht leicht und du ärgerst dich einen Tag lang darüber, aber dann gilt es ein neues Kapitel aufzuschlagen und neu anzugreifen", sagte Schenn. "Wir müssen morgen definitiv gewinnen, daran führt kein Weg vorbei."
Das vierte Duell in der Nacht von Montag auf Dienstag (2 Uhr MESZ; live auf NHL.tv, Sport1+, DAZN, Teleclub Sport) im Enterprise Center von St. Louis verspricht demnach viel Spannung.