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Mit großen Rivalitäten im Profisport ist das so eine Sache. Oft läuft sich das mit der Zeit tot, weil ein Team den Anschluss verpasst oder komplett abstürzt. Dann schwelgt man gerne in Erinnerungen und bemüht Bilder in Schwarz-Weiß. Nicht so im Eishockey, wenn es um das Duell USA gegen Kanada geht. Die Rivalität zwischen den beiden Nachbarstaaten ist lebendig wie eh und je. Das wurde am Samstag einmal mehr beim Aufeinandertreffen der beiden beim 4 Nations Face-Off im Bell Centre in Montreal deutlich. Die USA gewannen 3:1 und qualifizierten sich damit fürs Endspiel. Ein möglicher Gegner dort ist – Kanada.

Wer dachte, dass es beide Teams ruhig angehen lassen würden, der sah sich getäuscht und wurde gleichzeitig auch nicht enttäuscht. Dass ein Spiel auf diesem Level mit drei Faustkämpfen beginnt, ist nicht alltäglich. Da wurden nach zwei, drei und neun Sekunden gleich mal Duftmarken gesetzt. Mittendrin die Tkachuk-Brüder Matthew und Brady. Matthew lieferte sich ein Gefäustel mit Kanadas Stürmer Brandon Hagel, Brady bekam es mit Sam Bennett, Teamkollege seines Bruders bei den Florida Panthers, zu tun. Wenig später kam es auch noch zum Duell zwischen Kanadas Verteidiger Colton Parayko gegen US-Stürmer J.T. Miller.

„Solche Kämpfe sind Teil ihres Spiels. Sie sind damit aufgewachsen. Die Fans reden darüber. Es gibt auch Leute, die das nicht mögen. Am Ende müssen die Zuschauer entscheiden“, befand Kanadas Coach Jon Cooper. Geplant oder abgesprochen sei die Kampfeinlage nicht gewesen.

Ähnliches: USA sichern sich Finalteilnahme beim 4 Nations Face-Off

„59 ruhige Minuten“

Danach sei es aber auch für 59 Minuten ruhig gewesen. In der Tat gab es nach den drei Kampfeinlagen noch je eine Strafzeit. In den Abschnitten zwei und drei blieben die Türen der beiden Strafbänke jeweils zu. „Man hat gleich gesehen, was es für die Spieler bedeutet. Alle sind super stolz darauf, dass sie für ihr jeweiliges Land auflaufen dürfen“, meinte auch US-Trainer Mike Sullivan.

Auch die Spieler waren von dem Beginn hörbar beeindruckt. „Wenn man sieht, dass diese Spieler aufeinander losgehen, das zeigt, wie viel es ihnen bedeutet“, sagte Connor McDavid. „Wir wollten einen guten Start hinlegen, um die Fans gleich richtig einzubeziehen.“ Das klappte auch gut. Der Superstar der Edmonton Oilers brachte Kanada nach fünfeinhalb Minuten nach einem sehenswerten Pass von Drew Doughty in Führung. Der Teamkollege von Leon Draisaitl nahm Tempo auf, und sein Rückhandschuss war dann auch von US-Keeper Connor Hellebuyck (25 Saves) nicht zu stoppen. Bei dem Treffer bekam auch Kanadas Keeper Jordan Binnington (20 Saves) einen Assist gutgeschrieben.

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      USA@CAN: McDavid mit der Rückhand

      Emotionen wie im Stanley Cup Finale

      Die Emotionen bei diesem Spiel seien wie beim Stanley Cup Finale, verglich McDavid die Gefühlswelt aus Sicht der Spieler. „Es treffen zwei Teams aufeinander, die viel Respekt voreinander haben, speziell was die Offensive angeht“, sagte er weiter. Und am Ende komme es auf einen einzigen Schuss an.

      Da bezog sich McDavid auf das 1:1 durch Jake Guentzel. Dem Stürmer in Diensten der Tampa Bay Lightning gelang knapp fünf Minuten nach der kanadischen Führung der Stimmungskiller im Bell Centre. Es war ein Schuss, den Binnington wohl gerne zurückgehabt hätte. Unhaltbar schien die Scheibe jedenfalls nicht in dieser Situation. „Zu Beginn war viel Spannung drin. Das hat die Fans richtig in Fahrt gebracht. Man muss vor den Jungs den Hut ziehen“, sagte Guentzel in Richtung der Tkachuk-Brüder. Da sei man gleich auf Betriebstemperatur gewesen.

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          USA@CAN: Guentzel trifft durch die Beine

          Crosby selbstkritisch

          „Es war ein emotionaler Start. Beide Teams wollten das“, betonte Kanadas Kapitän Sidney Crosby. Beide Seiten hätten ihre Chancen gehabt. Das Momentum habe während der Partie ständig hin- und hergewechselt. „Am Ende war es ein Scheibenverlust, der im Netz gelandet ist. So schnell geht’s“, erklärte der Stürmer der Pittsburgh Penguins nach dem Spiel. Die Aussage ist durchaus selbstkritisch zu nehmen, denn ausgerechnet der Routinier verlor im Mitteldrittel vor dem Führungstreffer der US-Amerikaner die Scheibe. Matt Boldy bediente mustergültig Dylan Larkin, der sich nicht zweimal bitten ließ (34.). „Am Ende sind die kleinen Fehler hier und da entscheidend“, meinte Crosby.

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              USA@CAN: Larkin bringt die USA im zweiten Drittel in Führung

              „Wir haben gut verteidigt. Selbst nach der Führung haben wir es ihnen im dritten Drittel schwer gemacht, durch die neutrale Zone zu kommen. Es war ein gutes, komplettes Spiel von uns“, freute sich US-Stürmer Miller. Es sei eine der coolsten Erfahrungen in seiner bisherigen Karriere gewesen. „Das ist etwas, das man nicht vergisst. Böses Blut und sehr viel Respekt für das andere Team.“ Man müsse von Anfang an den Ton setzen. „Wenn man die Tkachuk-Brüder im Team hat, kann man darauf aufbauen.“ Guentzel setzte 79 Sekunden vor dem Ende mit seinem Schuss ins verwaiste Tor den Schlusspunkt für diesen Abend. Für die USA war es, wenn auf beiden Seiten die besten Spieler auf dem Eis standen, der erste Sieg gegen Kanada seit 15 Jahren, damals bei den Olympischen Spielen in Vancouver.

              Ob die USA am Montag (8 p.m. ET; Di. 2 Uhr MEZ; Sky Sport) im abschließenden Gruppenspiel gegen Schweden auch auf Matthew Tkachuk zurückgreifen können, ist fraglich. Er fehlte in der Schlussphase gegen Kanada laut Sullivan wegen einer Unterkörperverletzung. „Wir müssen entscheiden, was am besten für den Spieler ist.“ Und am Ende auch für das Team. Denn das hat sich durch diesen Sieg bereits für das Finale dieses Mini-Turniers am Donnerstag (8 p.m. ET; Fr. 2 Uhr MEZ; Sky Sport) qualifiziert.

              Ein möglicher Gegner dort könnten die Kanadier sein. Diese müssen dafür am Montag (1 p.m. ET; 19 Uhr MEZ; Sky Sport) aber erstmal Finnland schlagen. „Das ist für uns wie ein Spiel sieben in einer Playoff-Serie. Viele Jungs im Team waren schon mal in dieser Situation. Wir müssen einfach einen Weg finden, zu gewinnen“, sagte McDavid. Die Kanadier sind auf jeden Fall heiß auf ein Rückspiel. „Das Ergebnis heute war frustrierend. Wir wollen gewinnen und uns noch mal mit ihnen messen“, betonte Bennett. Dann dürfe man ähnliches erwarten. „Das ist die größte Rivalität, die es im Eishockey gibt.“ Bei dieser darf man sicher sein, dass sie hält, was sie verspricht.

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