Couturier als Anführer und Mentor für junge Flyers

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, den Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Sean Coututrier von den Philadelphia Flyers

Bereits vor Beginn der vergangenen Saison war klar, dass die Philadelphia Flyers nicht ihre volle Leistung bringen können. Verletzungsbedingt mussten sie die gesamte Spielzeit über auf zwei Stürmer verzichten. Dabei handelte es sich um zwei ihrer wichtigsten Offensivkräfte: Cam Atkinson und Sean Couturier.

Atkinson fehlte aufgrund eines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule, Couturier musste sich seit seinem letzten Spiel am 18. Dezember 2021 zwei Operationen am Rücken unterziehen. Jedes Team muss verletzungsbedingt Ausfälle hinnehmen, dass aber gleich zwei der besten Spieler und Scorer einer Mannschaft länger als eine Saison ausfallen, scheint so wahrscheinlich, wie zwei Mal hintereinander vom Blitz getroffen zu werden.

Doch für Flyers-Fans gibt es einen Grund, sich auf den Saisonauftakt am 12. Oktober gegen die Columbus Blue Jackets zu freuen. Dann sollen nämlich beide Stürmer wieder voll einsatzbereit sein und mit ihrer Mannschaft ein neues Kapitel aufschlagen.

"Sie waren schon Ende letzter Saison wieder zur Rückkehr bereit", ließ Keith Jones, President of Hockey Operations der Flyers, wissen. "Sie können jetzt den ganzen Sommer trainieren und sich auf die Herausforderungen einer vollen Saison vorbereiten. Alle Zeichen sagen, dass sie vollkommen einsatzfähig sind, darauf freuen wir uns wirklich."

Besonders Couturier ist für die Flyers eine bedeutende Figur. Er wurde in der ersten Runde des NHL Draft 2011 mit dem achten Pick von Philadelphia gedraftet und bestritt alle seine 721 Spiele für das Team. Seit er 2011 sein NHL-Debüt feierte, konnten nur Claude Giroux und Jakub Voracek seine 460 Punkte (180 Tore, 280 Assists) für die Flyers überbieten. In der Plus-Minus-Bilanz liegt er in diesem Zeitraum mit +82 mit weitem Abstand an der Spitze. Scott Hartnell stellt teamintern mit +25 den zweitbesten Wert.

Couturier ist nämlich nicht nur ein zuverlässiger Punktelieferant sondern gehört auch zu den besten Zwei-Wege-Stürmern der NHL. 2020 wurde er als defensivstärkster Stürmer der Liga sogar mit der Selke Trophy ausgezeichnet. Ein Spieler also, der nicht nur die Offensive verbessert, sondern gleichzeitig auch noch Tore verhindert. Damit ist er ein besonders unangenehmer Gegner und ein besonders wertvoller Mitspieler, der Spiele entscheiden kann.

"Die Fans sind natürlich sauer darüber, wie die Saison lief und da gebe ich ihnen sogar recht", gab Stürmer Scott Laughton zu, der selbst zu den Führungsfiguren der Flyers gehört. "Wenn aber zwei Spieler wie Couturier und Atkinson zu unserem jungen Kern stoßen und man Spieler hat, die einspringen können, hat man ein besseres Team. Das sind zwei Erste-Reihe-Spieler, Couturier spielt immer gegen die besten Spieler der Gegner. Dieser Schritt ist für uns denke ich viel größer, als viele Leute realisieren."

Der von Laughton angesprochene junge Kern hatte vergangene Saison aufgrund der Verletzungen mehr Chancen sich zu präsentieren und eine Reihe von talentierten Skatern nutzte diese Chancen. Die Stürmer Noah Cates, Owen Tippett, Morgan Frost und Tyson Foerster und der Verteidiger Cam York überzeugten alle und machten große Schritte in ihrer Entwicklung. Mit so vielen jungen Spielern, auf denen hohe Erwartungen lasten, sind erfahrene Führungsspieler als Ruhepol und Mentor aber unverzichtbar. Couturier gehört seit Jahren zum Kern der Flyers und bewies seine Führungsqualitäten mehr als ausreichend. Das macht ihn neben seiner starken Abwehrarbeit und seinen Offensivqualitäten noch wertvoller für Philadelphia.

"Ich bin glücklich mit dem Team und der Richtung, in die wir uns bewegen", versicherte Cates. "Es wird super Sean Couturier hier zu haben. Er war immer ein großartiger Anführer für uns und Cam Atkinson ist auch ein starker Führungsspieler. Sie sind schon eine Zeit lang dabei, deshalb freue ich mich wirklich darauf, ihnen zuzuschauen und von ihnen zu lernen."

Die Flyers verpassten die Stanley Cup Playoffs deutlich und werden auch in der kommenden Spielzeit zu den klaren Außenseitern gehören. Trotzdem fiebern die Spieler bereits den ersten Partien entgegen und der Gelegenheit zu zeigen, zu was sie fähig sind, wenn die Leistungsträger gesund und das Team vollständig ist.

Nach über einem Jahr Pause wird die Rückkehr in ein Team, dessen Kader sich grundlegend verändert hat, sicher nicht einfach für Couturier. Er bestritt noch nie ein Spiel unter John Tortorella, der im Juni 2022 das Traineramt übernahm. Langjährige Weggefährten wie Claude Giroux verließen seit Couturiers letztem Spiel das Team und junge und unbekannte Talente rücken nach. Über ein Jahr Trainingsrückstand und keine Spielpraxis, ein neues System und neue Mitspieler gehören für ihn zu den Herausforderungen der neuen Saison. Keine leichten Bedingungen, doch in Philadelphia scheint niemand daran zu zweifeln, dass Couturier seine große Rolle mit Bravour ausfüllen wird.

"Ich tue einfach, was ich kann, um mir die bestmögliche Chance auf eine erfolgreiche Rückkehr zu geben", erklärte Couturier. "Egal, ob ich zu Beginn des Trainingscamps schon fit bin, oder noch etwas hinterher hinke, ich bin zuversichtlich, dass ich wieder zu dem Spieler werde, der ich war. Ich muss nur fokussiert und optimistisch bleiben und weiter hart arbeiten."